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Wahl im Fokus.
Das Linksbündnis Syriza gewinnt die griechische Wahl deutlicher als erwartet. Alexis Tsipras fordert den Schuldenschnitt! Die Ängste um einen Euro-Kollaps sind zurück. Ohnehin geschwächt durch die geplanten Anleihekäufe der EZB rutscht das Währungspaar EUR/USD kurzzeitig unter die Marke von 1,11. Die Schlagzeilen am Montagmorgen nach der Wahl sind schnell gefunden: Griechenland stürzt Europa erneut in die Krise, der Euro kollabiert! Wahrheitsgemäß hätte man sämtliche Schlagzeilen dieser Art im Laufe des Tages „überarbeiten“ müssen. Denn die Aktienindizes EuroStoxx 50 und DAX beendeten den Börsentag deutlich im Plus, auch der Euro konnte sich im Tagesverlauf zunehmend erholen. Am Ende ein Börsentag wie jeder andere, der die Geschehnisse im Hintergrund nicht im Geringsten vermuten ließ. Die Griechenland-Wahl als Non-Event an den Märkten? Der Wissensvorsprung Märkte blicken stets in die Zukunft, bilden wahrscheinliche Entwicklungen der nahen Zukunft ab und preisen Informationen jeglicher Art unverzüglich ein. Dieser „Wissensvorsprung“ kann seitens der Medien niemals aufgeholt werden! Schlagzeilen sind nichts anderes als öffentlich zugängliche Informationen – es ist daher kein Erfolgsrezept, die Zusammenstellung des Portfolios nach den „brandaktuellen“ Geschehnissen auszurichten, die in den Medien kursieren. Es ist immer schwierig, kurzfristige Marktentwicklungen vorherzusagen – denn die Frage bleibt, wie viel der Markt dem jeweiligen Ereignis bereits vorweggenommen und eingepreist hat. Im Fall der Griechenland-Wahl kann man durchaus von einem fehlenden Überraschungseffekt sprechen. Diese Wahl wird selbstverständlich nicht ohne politische und gesellschaftliche Auswirkungen bleiben. Vor allem wird sie einmal mehr offenlegen, wie groß die Uneinigkeit in Europa ist. Das politische Tauziehen um Schuldenerlass und neue Reformen geht also in die nächste Runde. Ist eine weitere griechische Pleite unvermeidlich? Wird der Austritt Griechenlands aus der Währungsunion zur Realität? Wird dies langfristig den Euro nicht sogar positiv beeinflussen? Eines ist sicher: Wenn diese Ereignisse die Schlagzeilen erreichen, weiß es der Markt bereits. Keine Überraschung! Griechenland gehört neben der Ukraine-Krise zur am häufigsten genannten Risikoquelle der Anleger und Analysten für das Jahr 2015. Beste Voraussetzungen dafür, dass der Einfluss auf die tatsächliche Marktentwicklung begrenzt ist. Denn in der Regel gilt: Was zu Beginn eines Jahres als großes Risiko betrachtet wird, beeinflusst die tatsächliche Entwicklung des Marktes wenig. 2014 sollte das „Tapering“ der FED die Märkte in Aufruhr versetzen. 2013 wurden die USA zum Krisenherd Nummer Eins erklärt: „Fiscal Cliff“ und das Erreichen der ominösen Schuldenobergrenze. 2012 war eine erneute Eskalation der Euro-Krise in aller Munde. Zusammengefasst: Eine Ansammlung falscher Ängste. Ukraine und Griechenland – diese zwei Themen sind keineswegs von Tisch. Das Potential, eine Korrektur zu verursachen, ist definitiv vorhanden – jederzeit und unverhofft. Wichtig ist, dass sich der laufende Bullenmarkt durch Ereignisse dieser Kategorie auch im Jahr 2015 nicht aus der Bahn werfen lassen wird, ob es nun „alte Themen“ sind oder überraschende Ereignisse wie die Maßnahme der Schweizerischen Nationalbank SNB. Eine erhöhte Volatilität ist zudem typisch für die reife Phase eines Bullenmarkts. Fazit Das Jahr 2015 wird nicht korrekturfrei und geruhsam über die Bühne gehen. Für langfristig orientierte Anleger wird weiterhin entscheidend sein, das übergeordnete Bild im Auge zu behalten – und sich nicht von „aktuellen“ Schlagzeilen irritieren zu lassen. Weitere umfangreiche Auswertungen und überraschende Ergebnisse sind in unserer Kapitalmarktprognose für 2015 erhältlich. Sie können sich diese Prognose unter www.gruener-fisher.de anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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