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Mir fällt auf, dass der DAX fast täglich im Minus startet, und dann gegen 15:30 Uhr plötzlich ins Plus dreht. Ich werte dieses Verhalten als Bestätigung meiner Annahme, dass der DAX derzeit insbesondere durch ausländische, genauer gesagt US-Investoren getrieben wird.
Kein Wunder, diese Woche hat die US-Notenbank Fed Hinweise darauf gegeben, im Juni den Leitzins zum zweiten mal in diesem Jahr anzuheben. Und das, obwohl die jüngsten Konjunkturdaten aus den USA eher nachdenklich stimmen sollten: Privatausgaben der US-Haushalte sinken, der Einkaufsmanagerindex fällt ab, die Produktivität lässt zu wünschen übrig. Anleger haben sich blitzschnell umorientiert, verkauften ihre zyklischen und rohstofflastigen Aktien. Rohstoffpreise gingen in den Sturzflug über, der Ölpreis gab sogar um 5,3% nach. Ein Land, das besonders wenige Rohstoffe hat, aber besonders viel produziert, Rohstoffe also einkauft, ist Deutschland. Entsprechend beginnt der DAX zum Ende der Woche dann mit etwas Verzögerung zur Fed-Entscheidung dann einen weiteren Höhenflug. Natürlich sind DAX-Unternehmen derzeit überaus attraktiv. Die bislang veröffentlichten Quartalszahlen sind besser als erwartet. Siemens wurde von CEO Joe Kaeser schlank gemacht und liefert satte Gewinne. SAP wächst nicht nur in der Cloud, sondern sogar im traditionellen Lizenzgeschäft, obwohl letzteres durch ersteres doch eigentlich kannibalisiert werden sollte. Ob Fresenius oder Fresenius Medical Care (FMC), die beiden Bad Homburger Familienbetriebe sind hochprofitabel und treiben den DAX weiter in die Höhe. Mit einem Wochenplus von 7% führt die Commerzbank den DAX an, obwohl die Quartalszahlen alles andere als erfreulich waren. Die Aussicht auf steigende Zinsen, wenn auch zunächst nur in den USA, beflügelt die Phantasie der Commerzbank-Aktionäre. Noch ist die Rallye im DAX also von internationalen Anlegern getrieben. In Kapitel 03 schaue ich mir die Entwicklung der Stimmung unter deutschen Anlegern an, um zu beurteilen, ob die Rallye von diesen neuen Zündstoff bekommt, oder aber auszulaufen droht, wenn internationale Anleger das Interesse verlieren. Doch schauen wir uns zunächst einmal die Entwicklung der wichtigsten Indices im Wochenvergleich an: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (04.05.2017) Woche Δ Σ '17 Δ Dow Jones 20.951 0,0% 6,0% DAX 12.648 1,1% 10,2% Nikkei 19.446 0,0% 1,7% Shanghai A 3.275 -0,5% 0,8% Euro/US-Dollar 1,10 0,6% 4,3% Euro/Yen 123,19 0,7% 0,2% 10-Jahres-US-Anleihe 2,36% 0,05 -0,09 Umlaufrendite Dt 0,16% 0,03 0,17 Feinunze Gold $1.234 -1,7% 7,2% Fass Brent Öl $48,42 -5,3% -14,6% Kupfer 5.542 -3,6% 2,1% Baltic Dry Shipping 1.004 -6,4% 8,2% Das Gemetzel an den Rohstoffmärkten ist deutlich zu sehen: Der Ölpreis fiel um 5,3%, der Kupferpreis um 3,6% und sogar die Verschiffungsraten des Baltic Dry gingen um weitere 6,4% zurück. Die Aussicht auf höhere Zinsen drücken sogar auf den Goldpreis, der um 1,7% nachgab. Der DAX stürmt somit von Allzeithoch zu Allzeithoch, während Dow Jones und Nikkei auf der Stelle treten. der Kapitalstrom nach Europa treibt sogar den Wechselkurs nach oben, der Euro ist um 0,6% gegenüber den US-Dollar angestiegen, obwohl in den USA doch inzwischen das deutlich höhere Zinsniveau winkt. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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