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Am vergangenen Freitag wurden in den USA schwache Arbeitsmarktdaten veröffentlicht. Die schwachen Zahlen wurden nicht mit Sorge über die konjunkturelle Entwicklung in den USA aufgenommen, sondern vielmehr als Beleg für die Zurückhaltung der US-Notenbank hinsichtlich der im September nicht erfolgten Zinserhöhung gefeiert.
Diese Freude wurde gestern noch bestärkt, als das Protokoll der letzten Fed-Sitzung veröffentlicht wurde. Daraus geht hervor, dass eine Zinserhöhung gar nicht besonders konträr besprochen wurde, sondern eigentlich gar nicht zur Debatte stand. Die Fed bleibt also ihrer Liquiditätsflutung treu. Schon am vergangenen Freitag hatte ich den Lesern des Heibel-Ticker PLUS aufgezeigt, dass die Ölförderung vielerorts reduziert wird. Erst Ende letzter Woche hatte Royal Dutch Shell die Suche im Meer vor Alaska eingestellt. Zuvor gab es schon eine Reihe von entsprechenden Meldungen anderer Öl- und Gasförderer. Der Ölpreis ist diese Woche um 18,2% in die Höhe geschossen. China war mehrere Tage lang aus den Schlagzeilen verschwunden. Der Grund: Feiertage in China, die Börse war geschlossen. Doch schon am Wochenende gab es eine Meldung, dass der Hypothekenzins in China gesenkt wird. Ja, der Immobilienmarkt, dem jahrelang eine Blase nachgesagt wurde, wird nun vom Zentralkomitee Chinas wieder als wichtige Komponente der heimischen Konjunktur wahrgenommen. Ohne Bau bliebe das Wirtschaftswachstum schwach, durch eine gesunde Baubranche wird die chinesische Konjunktur unterstützt. Natürlich ist einer der Hauptbaustoffe Kupfer, und Kupfer ist auch einer der Hauptprodukte, mit dem Glencore handelt. Sie erinnern sich: Glencore war vor 10 Tagen eingebrochen, weil man Liquiditätsprobleme fürchtete. Seit dem Tief bei 1,- Euro ist die Aktie um 80% angesprungen. Kupfer selbst hat sich seither um 7% erholt. Auch der Shanghai-Aktienindex konnte nach den Feiertagen am gestrigen Donnerstag um 3% zulegen. Das sind ermutigende Zeichen, doch der Beweis, dass Chinas Wirtschaft mit Wachstumsraten über 7% wachsen wird, steht noch aus. Doch noch eine positive Entwicklung konnte ich verzeichnen: Der VW Abgas-Skandal ist ein VW Abgas-Skandal. In den vergangenen Tagen entwickelte sich die Erkenntnis, dass VW tatsächlich durch vorsätzliche Schummelei, auf welcher Ebene auch immer, dieses Fehlverhalten an den Tag legte. Es handelt sich nach bisherigen Erkenntnissen nicht um ein systematisches Fehlverhalten mehrerer Autohersteller oder gar der gesamten Branche. Entsprechend bleibt der Schaden auf VW begrenzt, andere Autobauer könnten sogar profitieren. Wenn wir diese Ereignisse mit etwas Abstand betrachten, dann sieht das ganze ziemlich bullisch aus: Der Ölpreis steigt und wird damit automatisch die niedrige Inflationsrate anheben und somit den Druck von der Fed nehmen, möglichst schnell den Leitzins mehrmals anzuheben. Zudem kommen positive Konjunktursignale aus China. Gleichzeitig bleibt der US-Arbeitsmarkt schwach, was der Fed als weiteres Argument für niedrige Zinsen dienen kann. Und das Damoklesschwert einer weltweiten Auto-Abgas-Verschwörung wurde diese Woche widerlegt. Auch saisonal spricht vieles nach den schweren Sommermonaten für einen versöhnlichen Herbst. Schauen wir uns einmal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (08.10.2015) | Woche Δ Dow Jones: 17.051 | 4,8% DAX: 9.993 | 5,1% Nikkei: 18.439 | 4,0% Euro/US-Dollar: 1,13 | 1,0% Euro/Yen: 135,48 | 1,0% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,11% | 0,07 Umlaufrendite Dt: 0,43% | -0,01 Feinunze Gold: $1.146 | 3,3% Fass Brent Öl: $53,95 | 18,2% Kupfer: 5.283 | 3,3% Baltic Dry Shipping: 817 | -8,0% Sämtliche Aktienindizes konnten um 4-5% zulegen. Der US-Dollar wurde durch die anhaltende Liquiditätsflutung der Fed geschwächt, Euro und Yen stiegen leicht an. Anleihen wurden, genau wie Wachstumsaktien, verkauft, die Rendite mittlerer Laufzeiten stieg leicht an. Das Geld floss in konjunktursensible Aktien. Noch ist es nur eine Ankündigung in China, den Hypothekenzins zu senken. Noch wird deshalb nicht mehr importiert, und noch bleibt der Baltic Dry Verschiffungsindex daher unter Druck. Das würde sich ändern, wenn der niedrige Hypothekenzins sein Ziel erreicht. Wir behalten den Index daher im Blick. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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