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200.000 Chinesen ziehen jeden Tag vom Land in die Städte. Die Landflucht führt zu gigantischen Urbanisierungsprojekten, die chinesische Gesellschaft befindet sich im Umbruch. Eine schnell wachsende neue Mittelschicht nutzt intensiv die neuen Medien über das mobile Internet. Während in den USA 190 Mio. Handys kursieren, sind es in China bereits 530 Mio.; während der US-Markt gesättigt ist, wächst die Handy-Verbreitung in China weiterhin stark an.
Seit zehn Jahren öffnet sich China zunehmend den westlichen Märkten. Vom abgeschotteten Markt werden sukzessive einzelne Bereiche freigegeben, oder besser gesagt, kontrolliert geöffnet. China wird regiert von einer kommunistischen Partei, die Wahlen dort sind weniger wichtig als die Machtkämpfe innerhalb der Partei um die Spitze. Mit unserer Erfahrung aus dem gespaltenen Deutschland ist es ein Leichtes, das chinesische System als minderwertig abzutun. Doch in den vergangenen zehn Jahren hat China bewiesen, dass auch eine zentrale, kommunistische Regierung die kontrollierte Öffnung zur Marktwirtschaft vorantreiben kann. Natürlich nicht von heute auf morgen, und ich möchte hier keine Prognose wagen, wie lange es dauern wird, bis in China annähernd marktwirtschaftliche Verhältnisse herrschen wie bei uns (oder umgekehrt?). Aber wie der Spruch so schön sagt: "Es kommt nicht darauf an, wie schnell wir fahren, sondern wie die Segel gesetzt sind." Bis heute ist es Privatanlegern fast nicht möglich, chinesische A-Aktien zu kaufen. Der MSCI Emerging Markets Index löst dieses Problem, indem er die 25,9% chinesischer Aktien im Index (Stand Nov. 2015) durch 20,7% Hongkong-Aktien und 5,2% Aktien chinesischer Unternehmen, die bereits an internationalen Börsen (NYSE, DAX, LSE, Nikkei ...) gelistet sind, abbildet. Bis Ende 2015 gab es im MSCI Emerging Markets Index keine einzige chinesische Festlandaktie. Die Abbildung der chinesischen Wrtschaft im Index kann also als überaus problematisch bezeichnet werden. Im Mai 2017 betrug der Anteil chinesischer Festlandaktien (A-Aktien) nun 1,1%. Gleichzeitig ist der Anteil chinesischer Aktien am MSCI Emerging Markets Index von 25,9% auf 27,3% gestiegen. Damit wird aber noch nicht der rechnerisch faire Anteil Chinas im Korb der Schwellenländer erreicht. Dazu müssten sogar 39,9% der Aktien aus China kommen, darunter allein 18,2% vom chinesischen Festland (A-Aktien). Die MSCI-Indizes dienen vielen Fondsanlegern als Richtschnur für die Zusammensetzung ihrer Portfolien. Sie können davon ausgehen, dass viele Milliarden in Bewegung gesetzt werden, wenn sich die Zusammensetzung des MSCI Emerging Markets Index graduell verändert. Ich rechne also damit, dass in den kommenden Jahren viel internationales Kapital in chinesische A-Aktien fließen wird, einfach weil sich deren Anteil in entsprechenden Indizes (MSCI Emerging Markets ist nur ein Beispiel für einen Emerging Markets Index) parallel zur Öffnung der chinesischen Finanzmärkte erhöhen wird. Ein weiteres Indeiz dafür, was da auf uns zurollen wird, ist die Zusammensetzung der Sonderziehungsrechte des IWF. Nie etwas davon gehört? Na, dann wird es höchste Zeit. Ich werde es mit einfachen Worten erklären: Der IWF ist die Notenbank der Notenbanken, hier werden die internationalen Wirtschaftsverhältnisse abgebildet. Je stärker sich der Außenhandel einer nationalen Wirtschaft entwickelt, desto stärker ist das Gewicht der zugehörigen Währung im Währungskorb des IWF. Die Währung des IWF nennt man „Sonderziehungsrechte”. Obwohl China bereits 10% des weltweiten Handels ausmacht und daher rechnerisch 10,9% Anteil am Währungskorb der Sonderziehungsrechte haben müsste, wurde der chinesische Yuan bis vor kurzem nur mit 2% berücksichtigt. Für eine dem Welthandel entsprechende Gewichtung wurde zum Oktober 2016 die Zusammensetzung des IWF Währeungskorbs wie folgt verändert: Der Euro von aktuell 37,4% au 30,9%, das britische Pfung von 11,3% auf 8,1%, der japanische Yen von 9,4% auf 8,3%. Der US-Dollar von 41,9% auf 41,7%. Der chinesische Yuan macht nun 10,9% aus. Mit der Anpassung wurde die Berechnungsformel verändert, so dass die Anpassung maßgeblich zu Lasten des Euros ging, der US-Dollar hat kaum an Gewicht verloren. Sie sehen also, China wird zunehmend fester Bestandteil der internationalen Märkte, sei es auf politischer oder auf Finanzmarktebene. Viele westliche Unternehmen haben bereits Standbeine in China. Beispielsweise würde es unserer Automobilindustrie nicht annähernd zu gut gehen, wenn sie nicht den chinesischen Absatzmarkt so erfolgreich erobert hätten. Und auch US-Unternehmen wie Nike, Starbucks, Yum Brands, Caterpillar und PVH generieren inzwischen das für Aktionäre so wichtige Wachstum überwiegend auf dem chinesischen Markt. Die Internetbranche hat sich an China jedoch die Zähne ausgebissen. Facebook und Google haben unter großer medialer Beachtung das China-Geschäft vollständig aufgegeben. Die staatliche Zensur war nicht mit deren Selbstverständnis der Meinungsfreiheit vereinbar. Somit wird das chinesische Internetgeschäft nun Lokalmatadoren überlassen, von denen einige bereits eine vergleichbare Größe ihrer US-Vorbilder erreicht haben. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (25.05.2017) Woche Δ Σ '17 Δ Dow Jones 21.083 1,3% 6,7% DAX 12.622 -0,1% 9,9% Nikkei 19.813 1,1% 3,7% Shanghai A 3.255 0,6% 0,2% Euro/US-Dollar 1,12 0,2% 6,4% Euro/Yen 125,38 0,6% 1,9% 10-Jahres-US-Anleihe 2,26% 0,01 -0,19 Umlaufrendite Dt 0,19% 0,02 0,20 Feinunze Gold $1.255 0,2% 9,0% Fass Brent Öl $51,74 -3,6% -8,8% Kupfer 5.664 3,2% 4,4% Baltic Dry Shipping 918 -4,1% -1,1% Wie letzte Woche in Aussicht gestellt hat der DAX sich diese Woche kaum bewegt, die Wochenveränderung beträgt -0,1% und auch unterwöchig war nicht viel Bewegung drin. In den USA hat sich die mediale Aufregung um Donald Trump gelegt ... was war nochmal der aktuelle Anlass? Ungeachtet der Beruhigung in den USA legt der Euro gegenüber dem US-Dollar weiter zu (+0,2%). Da scheint also mehr dahinter zu stecken als das kurzfristige Chaos um Donald Trump. vielleicht registrieren internationale Anleger derzeit die gesunde Konjunkturentwicklung in Europa, während sie erkennen, dass das mäßige Wachstum in den USA lediglich auf Pump, also mithilfe von horrenden Krediten erzeugt werden konnte. Der Ölpreis hat seine Preisrallye der vergangenen zwei Wochen nach der gestrigen OPEC-Sitzung jäh beendet (-3,6%). Das Ergebnis der Sitzung war eine Verlängerung der Förderkürzungen um 9 Monate, Anleger hatten sich mehr erhofft: Entweder eine längere Laufzeit, oder eine Erhöhung der Förderkürzungen, oder am besten beides. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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