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Abgasskandal dominiert die Märkte.
Unerwartet starke Konjunkturdaten haben am Donnerstagvormittag kräftig Schwung in den vom Abgasskandal angeschlagenen Aktienmarkt gebracht. Trotz einer schwächelnden Weltwirtschaft befindet sich die deutsche Wirtschaft weiter in einer guten Verfassung. Der vom Münchner Ifo-Institut am Donnerstagvormittag veröffentlichte Ifo-Index stieg leicht von 108,4 Punkten im Vormonat auf aktuell 108,5 Punkte. Im Vorfeld befragte Ökonomen hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 108,0 Zähler gerechnet. Das deutsche Börsenbarometer kletterte zeitweise auf 9.707,50 Zähler, um dann zwischenzeitlich unter die Marke von 9.400 Punkten abzustürzen. Grund dafür waren Gerüchte um auffällige Abgaswerte bei einem BMW-Modell, die die BMW-Aktie abtauchen ließ. Die Unsicherheiten im Automobilsektor galten als wichtigster Belastungsfaktor. Die Kauflaune in Deutschland hat sich etwas eingetrübt. Der vom Marktforschungsinstitut GfK berechnete Konsumklimaindex rutschte für den Monat Oktober von 9,9 auf 9,6 Punkte ab. Das ist der niedrigste Wert seit Februar und der zweite Rückgang in Folge. Dem GfK-Experten Rolf Bürkl zufolge verunsichern internationale Krisenherde wie die Ukraine und der Nahe Osten die Verbraucher. Falls der Zustrom an Flüchtlingen aus Syrien und anderen Krisenstaaten in der bisherigen Größenordnung anhalte, dürfte dies die Erwartungen der Bürger an die Wirtschaftsentwicklung weiter negativ beeinflussen. Aber trotz der leichten Eintrübung bleibt das Barometer laut GfK auf einem überaus hohen Niveau. Bundesanleihen Angesichts der kräftigen Verluste an den Aktienmärkten sowie der Äußerung der EZB am Mittwoch, notfalls kraftvoll mit zusätzlichen Anleihekäufen auf die niedrige Inflation reagieren zu wollen, waren sichere Staatsanleihen diese Woche wieder gesucht. Am Freitag rentierte die 10-jährige Bundesanleihe vormittags bei 0,64 Prozent. Mit den Erholungsansätzen des Aktienmarktes am Freitagvormittag kam es bei den Bunds dann zu leichten Gewinnmitnahmen. Anlegertrends VW-Titel im Sog des Abgasskandals Wie bei den Aktien setzte auch bei den Anleihen des Automobilkonzerns VW im Zuge des Abgas-Manipulationsskandals und der damit einhergehenden Gewinnwarnung des Konzerns (im dritten Quartal würden rund 6,5 Milliarden Euro „ergebniswirksam zurückgestellt“) ein dramatischer Ausverkauf ein. Die bei Anlegern sonst stark nachgefragten VW-Hybridanleihen verloren zwischenzeitlich zwischen 10 und 20 Prozent an Wert. Zur Wochenmitte setzte eine leichte Erholung ein, die mit den am Donnerstag aufgekommenen Gerüchten um auffällige Abgaswerte bei einem BMW-Modell wieder ins Minus umgeschlagen war. Somit führten die VW-Hybridtitel (WKN: A1ZE20, A1ZE21, A1VCZQ, A1VCZP, A1ZYTK) diese Handelswoche die Liste der Umsatzspitzenreiter und der häufigsten Trades von Unternehmensanleihen an der Börse Stuttgart an. Zudem erlitten auch die Anleihen der deutschen Autobauer Daimler und BMW herbe Kursverluste. Die Sorge, wie stark der Volkswagen-Skandal seine Kreise ziehe und auch andere Werte „Made in Germany“ belaste, setzte den Märkten zu. Deutsche Pfandbriefbank umsatzstark Umsatzstark zeigte sich diese Handelswoche auch die bis September 2019 laufende Anleihe der Deutschen Pfandbriefbank (pbb) (WKN: A12UAR). Der Kurs des 300 Millionen Euro schweren Bonds hatte sich nach dem Einbruch im Juni / Juli wieder erholt und die letzten Wochen zwischen 99,20 und 100,17 Prozent gelegen. Experten der US-Bank JP-Morgan hatten sich in den letzten Tagen positiv zu der Aktie der Bank geäußert und ein Kursziel von 12,50 Euro ausgesprochen. Das Papier biete insbesondere auf längere Sicht gute Aussichten. Während einige Anleger Kasse machten und den mit einem Kupon von 1,5 Prozent ausgestatteten Bond verkauften, reagierten andere mit Käufen auf die jüngsten Einschätzungen der Analysten. Die Anleihe notierte am Freitag bei 100,9 Prozent. Standard & Poor’s bewertet den Bond mit BBB. Die Deutsche Pfandbriefbank AG mit Sitz in München ist aus der Fusion der Pfandbriefbanken Hypo Real Estate Bank AG und DEPFA Deutsche Pfandbriefbank AG im Juni 2009 entstanden. Nach der staatlichen Rettung in der Finanzkrise ab 2007 muss die Hypo Real Estate Holding AG die Deutsche Pfandbriefbank auf Geheiß der EU-Kommission bis 2015 privatisieren. Der Börsengang der pbb fand am 16. Juli 2015 statt. Seit dem 21. September 2015 ist die Deutsche Pfandbriefbank Mitglied des MDAX. Neue Anleihe der Commerzbank AG gefragt Mit über zwei Millionen Euro Handelsvolumen in Stuttgart seit Einführung ist die neue Anleihe der Commerzbank AG (WKN: CZ40K0) bei Anlegern sehr gefragt. Das siebenjährige Papier bietet einen Kupon in Höhe von 1,5 Prozent p.a. und wurde von S&P mit BBB+ bewertet. Das Emissionsvolumen von 500 Millionen Euro ist unterteilt in Inhaberteilschuldverschreibungen à 1.000 Euro. Platziert zu 99,562 notiert die Anleihe am Freitagvormittag bei rund 97,37. Neueinführungen Norddeutsche Landesbank Girozentrale Die neue Anleihe der Norddeutschen Landesbank (WKN: NLB8G1) hatte in den ersten Handelstagen Handelsumsätze von deutlich mehr als einer Millionen Euro. Der Zinslaufbeginn des Wertpapiers war der gestrige Donnerstag, 24. September 2015 – fällig wird die Anleihe in drei Jahren am 24. September 2018. Die 900 Millionen Euro schwere Emission (kleinste handelbare Einheit sind 1.000 Euro) wurde zu einem Zins von 0,625 Prozent p.a. bei einem Ausgabepreis von 99,74 am Markt platziert. Die 1970 gegründete Norddeutsche Landesbank Girozentral ging aus der Verschmelzung der Vorgängerinstitute Braunschweigische Staatsbank (gegründet 1765), Hannoversche Landeskreditanstalt (gegründet 1840), Niedersächsische Landesbank Girozentrale (gegründet 1917) und Niedersächsische Wohnungskreditanstalt Stadtschaft (gegründet 1918) hervor. Die NORD/LB ist als Landesbank für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt tätig und übernimmt in den Bundesländern Niedersachsen (46 Sparkassen, davon 13 betreut durch die Bremer Landesbank), Sachsen-Anhalt (13 Sparkassen) und Mecklenburg-Vorpommern (10 Sparkassen) die Aufgabe einer Sparkassenzentralbank. Durch die Braunschweigische Landessparkasse (AidA) verfügt der NORD/LB Konzern über mehr als 100 Standorte im Braunschweiger Land. Biogen Inc. Der US-amerikanische Biotechnologiekonzern mit Sitz in Cambridge, Massachusetts, war mit gleich vier Anleiheemissionen am Kapitalmarkt aktiv. Neben einer fünfjährigen (WKN: A1Z6T4), einer siebenjährigen (WKN: Awkn:1Z6T6) sowie einer zwanzigjährigen (WKN: A1Z6T5) Unternehmensanleihe wurde auch ein zehnjähriges Papier begeben (WKN: A1Z6T7). Letzteres alleine umfasst bereits ein Emissionsvolumen in Höhe von 1,75 Milliarden US-Dollar (USD). Gestückelt in je 2.000 USD bietet das Wertpapier einen Kupon von 4,05 Prozent p.a. bei halbjährlicher anteiliger Zinszahlung. Geratet von S&P mit A- erfolgte die Platzierung zu einem Kurs von 99,764. Biogen wurde übrigens 1978 durch eine Gruppe von Wissenschaftlern und drei Investoren in Genf als niederländisches Unternehmen (NV) gegründet. Erst mit der Expansion 1982 nach Amerika – ein Jahr vor dem Börsengang an der NASDAQ – eröffnete Biogen u.a. in Cambridge eine Niederlassung. Zwei der Gründer von Biogen wurden für ihre Forschungen mit dem Nobelpreis ausgezeichnet: bereits 1980 erhielt Dr. Walter Gilbert die begehrte Auszeichnung im Bereich Chemie für seine Arbeiten zur DNA-Sequenzierung. Dreizehn Jahre später wurde seinem Mitgründer Dr. Philip Sharp dieselbe Ehre zuteil – er erhielt zusammen mit Richard J. Roberts den Nobelpreis für Medizin aufgrund ihrer „Identifizierung des diskontinuierlichen Aufbaus eigener Erbanlagen von Zellorganismen.“ Volkswagen Financial Service N.V. Die holländische Finanzierungstochter des Volkswagenkonzerns platzierte in der vergangenen Woche eine Fremdwährungsanleihe (WKN: A1Z6R0). Die 500 Millionen Norwegische Kronen (NOK) Anleihe hat eine dreijährige Laufzeit und ist mit einem Zins von 1,375 Prozent p.a. ausgestattet. S&P bewertet das Papier (kleinste handelbare Einheit sind 10.000 NOK) aufgrund einer Garantie der Konzernmutter mit der Note A. Börse Stuttgart TV Yuan: Stützt China die Währung durch Bundesanleihen-Verkäufe? Die Turbulenzen in China haben Gerüchten zufolge auch Einfluss auf die Entwicklung am deutschen Anleihenmarkt. Anleihenhändler von Banken berichten, dass bei Bundesanleihen mit kurzer Laufzeit ein ungewöhnlicher Renditeanstieg zu beobachten gewesen sei, der eigentlich nur dadurch zu erklären sei, dass China sich auch von Bundesanleihen getrennt habe. Was ist dran an den Gerüchten? Wird das Ziel der EZB dadurch konterkariert, die Deflationsrisiken zu senken? Einschätzungen von Dietmar Zantke, Zantke Asset Management, im Gespräch mit Börse Stuttgart TV. Quelle: boerse-stuttgart AG | ||
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