Beitrag gelesen: 1741 x |
||
„Lassen Sie es mich deutlich sagen: Es gibt keinen Plan B, um die (Staats-) Pleite abzuwenden.“ Währungskommissar Olli Rehn ließ keinen Zweifel daran, welchen Ausgang er von der Reformdebatte im griechischen Parlament erwartete. Ob das die ganze Wahrheit war, durfte zumindest bezweifelt werden, was vor allem an Wolfgang Schäuble lag, der in der Bild am Sonntag davon sprach, dass sich die EU sehr wohl auf Scheitern der Reformdebatte vorbereite. Die Sorge war zumindest zum Wochenanfang durchaus berechtigt, da die Mehrheit der Regierung mit 155 von 300 Mandaten auf mehr als wackligen Füßen stand. Zudem kündigten bereits früh zwei Abgeordnete der regierenden Partei Pasok an, dass sie dem Sparpaket nicht zustimmen könnten. Laut dem deutschen Finanzminister gelte es insbesondere einen europäischen Flächenbrand zu vermeiden, sollten die Griechen wirklich das Sparpaket ablehnen.
Dementsprechend nervös verlief der Handel in der abgelaufenen Woche, wo Wirtschaftsdaten (wie bspw. der sehr positiv ausgefallene GfK-Konsumklimaindex) erneut nur eine untergeordnete Rolle spielten. Wie groß die Unsicherheit auch in Griechenland selbst ist, beweist unter anderem der mittlerweile sehr dynamisch verlaufende Abfluss von Bankguthaben: Bereits seit einiger Zeit entziehen zahlreiche Griechen ihr Bar-Vermögen dem griechischen Finanzkreislauf und versuchen ihre Gelder im Ausland zu deponieren. Bislang will zwar (offiziell) niemand von einem Banken-Run sprechen, doch mittlerweile wurden laut einer Meldung der Rheinischen Post bereits über acht Prozent der privaten Einlagen abgehoben. Die Erleichterung war groß als bekannt wurde, dass das griechische Parlament das Sparpaket gebilligt hat. Mit insgesamt 155 Ja-Stimmen bei nur 138 Gegenstimmen, fiel das Ergebnis deutlicher aus als im Vorfeld erwartet. Doch die ganz große Euphorie angesichts des Ergebnisses blieb aus. „Letztlich hat Griechenland mit diesem Votum nur die Erwartungen der Marktteilnehmer erfüllt. Die Reaktionen auf ein Scheitern der Verhandlungen wären sehr wahrscheinlich viel gravierender ausgefallen, als es jetzt der Fall ist“, so Sabine Traub die Leiterin Primary Markets an der Börse Stuttgart. „Zwar können jetzt alle einmal tief durchatmen, doch die Kuh ist noch lange nicht vom Eis“. Zumindest erfüllte Athen seinen Teil der Bedingungen um weitere Milliardenzahlungen zu erhalten. Der Bund-Future kam in der vergangenen Woche relativ deutlich unter die Räder und fiel im Wochenverlauf von knapp 127,00 Basispunkten bis fast auf 125,00 Zähler zurück. Der Aufwärtstrend der vergangenen Wochen scheint somit vorerst gestoppt. Bondsweekly Spezial: Die Rolle der Ratingagenturen in der Schuldenkrise Teil 1 In den vergangenen Wochen war wieder häufiger die Rede von Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch. In Zeiten wie diesen, reicht oftmals bereits die bloße Ankündigung einen Staat oder eine Bank künftig genauer unter die Lupe zu nehmen, um für teils heftige Reaktionen am Finanzmarkt zu sorgen. Entscheiden sich die „Großen Drei“ dann wirklich für eine „Herabstufung“ so können sie ganze Volkswirtschaften ins wanken bringen. Angesichts dieser Machtfülle die das amerikanische „Rating-Oligopol“ besitzt, ist es da nicht allzu verständlich, wenn sich der (in den vergangenen Monaten besonders betroffene) griechische Ministerpräsident Papandreou beklagt, dass Fitch & Co. „über unser Schicksal und über die Zukunft unserer Kinder bestimmen“? Sind also die Ratingagenturen „Brandbeschleuniger“ (finanzen.net), mit der „Lizenz zum töten“ (n-tv.de)? Per definitionem sind Ratingagenturen private, gewinnorientierte Unternehmen, deren Geschäftsgrundlage die Bonitätsprüfung u.a. von Staaten und Unternehmen darstellt. In erster Linie dient ein solches Bonitätsgutachten jedoch dem Gläubigerschutz. Im Bezug auf den Rentenmarkt bedeutet das, dass der Schuldner bzw. der Anleihenemittent, ob seiner Kreditwürdigkeit untersucht wird. Je höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Schuldner sein Geld zur Fälligkeit nicht zurückbezahlen kann, desto schlechter das Rating. Anhand der Buchstabencodes (von „AAA“ als beste Note, bis zu „D“ [Default=Zahlungsausfall], wobei „D“ eigentlich kein Rating mehr ist, da hier bereits ein Kreditereignis eintrat) kann also der Anleger ganz leicht einsehen wie solvent sein Gegenüber ist. Für den Schuldner sind diese Ratings insofern von entscheidender Bedeutung, als dass er seinem Gläubiger ein höheres Ausfall-Risiko durch entsprechend höhere Zinszahlungen (Kupons) schmackhaft machen muss. Einfach gesagt: Jede Herabstufung kostet den Schuldner bares Geld, da er künftig seinen Gläubigern höhere Zinsen bieten muss, um seine Anleihen überhaupt noch an den Mann zu bringen. Denn welchen Grund sollten Anleger sonst haben ein größeres Risiko einzugehen, wenn am Ende nicht auch ein größerer Gewinn dabei herausspringen sollte? Genau an diesem Punkt entzündet sich oftmals Kritik: Schuldner die ohnehin bereits in Schieflage sind, werden nun zusätzlich in den Würgegriff der Finanzmärkte genommen. In der Folge entwickelt sich eine Art Teufelskreis dem nur mehr schwer zu entkommen ist: Griechenland & Co. mussten in den vergangenen Monaten immer wieder derartige „downgrades“ hinnehmen; letztlich bis zu einem Punkt an dem es unmöglich wurde sich über die Finanzmärkte zu refinanzieren. Das Rating wurde de facto zum Katalysator des Niedergangs. Sind also die Ratingagenturen der Sargnagel der Europeripherie? Ursächlich (wie eigentlich fast immer) für das Ausbrechen der (Schulden-) Krise waren hausgemachte Probleme in den jeweiligen Staaten – sie haben schlicht und ergreifend über ihre Verhältnisse gelebt. Das heißt aber auch, dass die Ratingagenturen nicht der Ursprung der Problematik sind. Aber warum haben sie dann die entsprechenden Staaten abgewertet und die Krise somit nochmals verschärft? Wie bereits bemerkt, die „großen Drei“ sollen dem Anlegerschutz dienen. Was würde man wohl heute sagen, wenn sie erneut nicht reagiert und die entsprechenden Staaten mit „Investment-Grades“ versehen hätten? Die jeweiligen „downgrades“ waren eigentlich nur eine logische Konsequenz der bestehenden Verhältnisse. Fairerweise sollte man an dieser Stelle auch die deutsche Gesetzeslage nicht ganz außer acht lassen – Pensionsfonds oder Lebensversicherungen dürfen de jure nur in Anlagen mit höchster Bonität investieren. Sinkt nun die Kreditwürdigkeit eines Schuldners, so sind diese Stiftungen oder Fonds gesetzlich gezwungen, diese Papiere abzustoßen. Zwar wird auf diese Weise der Druck nochmals erheblich erhöht, doch auch das ist schlicht und ergreifend eine sinnvolle Maßnahme zum Anlegerschutz. In den vergangenen Tagen und Wochen ist nun immer häufiger zu lesen, dass das amerikanische Oligopol durchbrochen werden soll, da man die „US-Geister“ die man einst rief nun nicht mehr los wird. Steven Maijoor, Chef der neuen europäischen Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA entfachte die Debatte erneut und meinte, dass „wir [die Europäer] sollten nicht blindlings das regulatorische System von Drittländern übernehmen“. Aber was dann? Was sind die Konsequenzen einer solchen Emanzipation? Wie ein Lösung aussehen könnte erfahren Sie in der nächsten Woche… Börse Stuttgart TV: Der Atomausstieg scheint nun endgültig beschlossene Sache. Während die großen deutschen Versorger wie RWE und E.ON gegen den Beschluss klagen wollen, erleben Unternehmen aus dem Bereich regenerativer Energien einen kleinen Schub. Die Windreich AG sieht sich als Profiteur des Atomausstiegs. Mit einer neuen Anleihe soll nun das weitere Wachstum finanziert werden. Matthias Hassels, Finanzvorstand der Windreich AG, bei Börse Stuttgart TV. https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=5717 Bondm-News Die Windreich AG begibt eine Unternehmensanleihe im Handelssegment Bondm der Börse Stuttgart (WKN: A1H3V3). Seit 1999 plant, errichtet und betreibt das Unternehmen Windparks onshore und offshore. Ab dem 4. Juli 2011 haben Anleger die Möglichkeit, die Anleihe des Unternehmens zu zeichnen. Die Anleihe der Windreich AG mit einem Gesamtvolumen von bis zu 75 Millionen Euro hat eine Laufzeit bis 2016 und ist mit einem Kupon von 6,5 Prozent ausgestattet. Die Windreich AG ist bereits mit einer Anleihe im Handelssegment Bondm der Börse Stuttgart gelistet und will nun noch einmal nachlegen. „Angesichts der neuen politischen Rahmenbedingungen in der Energiepolitik steigt das Interesse der Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien, ihr Wachstum über eine Anleihe am Kapitalmarkt zu finanzieren“, sagt Sabine Traub, Leiterin Primary Market Group der EUWAX AG. Das neue Anleihenmagazin aus Stuttgart beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF) In dieser Ausgabe von Börse Stuttgart Anleihenforum geht es unter anderem um Windenergie. Ein Thema, dem die Bundesregierung so scheint es mehr unter die Arme greifen will als sie es bei Photovoltaik tut. Natürlich darf auch der Querverweis auf den Anleihenmarkt nicht fehlen. Hier dreht sich wieder einmal alles um Griechenland. Trotz der Zustimmung des Parlaments zum Sparkurs ist die Kuh noch nicht vom Eis. https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=5740 Aktuelle Neueinführungen an der Börse Stuttgart Bei den Neuemissionen in der abgelaufenen Handelswoche taten sich diesmal zwei Töchter großer europäischer Autobauer hervor: Die Daimler International Finance emittierte eine Anleihe in britischen Pfund mit Laufzeit bis zum 10. Dezember 2013 (WKN: A1GSNK). Der feste Kupon beträgt 2,125 Prozent. Die kleinste handelbare Einheit liegt bei 1.000 britischen Pfund nominal. Die RCI Banque SA, eine Tochter des französischen Automobilherstellers Renault, emittierte eine 3-jährige Schuldverschreibung mit festem Kupon von 3,75 Prozent (WKN: A1GS4G). Die Mindeststückelung liegt bei 1.000 Euro nominal. Quelle: boerse-stuttgart AG | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Bonds weekly die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
|