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Theorie hui – Praxis pfui.
Das Konzept klingt überzeugend. Wer als Anleger ein Stop-Loss-Limit setzt, erzeugt einen automatischen Verkauf des zugrundeliegenden Wertpapiers bei einem bestimmten erreichten Verlust, prozentual oder absolut. Verluste begrenzen! Keine Katastrophen im Depot! Das hört sich in der Tat nach einer sinnvollen Anlagestrategie und sehr verlockend für Anleger an. So scheint es auch nicht zu überraschen, dass Stop-Loss eine beliebte Strategie für Anleger darstellt, die einen Schutz vor Verlusten suchen. Vor allem in Zeiten einer verstärkten Marktvolatilität oder in Korrekturphasen steigt dieser Schutzinstinkt - wenn die Angst vor Verlustrisiken im Depot die Angst vor einem verpassten Aufschwung übersteigt. So viel zur Theorie. Funktioniert das aber in der harten Realität? Stop-Loss im Praxis-Check Das Grundproblem: Eine historische Preisbewegung hat keine Vorhersagekraft für die zukünftige Wertentwicklung. Aktienpreise besitzen keine serielle Korrelation. Würden sie diese aufweisen, könnte man ja einfach die Aktien kaufen, die in der Vergangenheit gestiegen sind und diejenigen, die gefallen sind, ignorieren. Unendlich hohe Renditen wären theoretisch möglich! In der Praxis funktioniert das aber selbstverständlich nicht. Hier entspricht Stop-Loss einer simplen Wette, dass der Aktienpreis seinen vorangegangenen Abwärtstrend fortführt. Keine bessere Wahrscheinlichkeit als ein Münzwurf! Ein Anwendungsbeispiel: Anleger A kauft Aktie XY bei 50 €. Anschließend steigt Sie auf 100 €. Dann kauft sie Anleger B bei 100 € und sie fällt auf 80 €. Das bedeutet einen Verlust von 20 % zum Hoch! Anleger B ist geneigt, weiteren Schaden zu vermeiden und bei seinem „Fehlinvestment“ per Stop-Loss die Reißleine zu ziehen. Anleger A ist allerdings zum selben Zeitpunkt immer noch 60 % im Plus – er ist weiterhin überzeugt von seinem Investment! Welcher von beiden sollte seine Aktie nun verkaufen, nur Anleger B mit seinem Verlust? Es gibt keine gute Antwort auf diese Frage! „Die Aktie weiß nicht, wann sie von welchem Anleger gekauft wird“. Stop-Loss schafft Raum für den Faktor Zufall und vernichtet strategische Investmententscheidungen. Prominentes Beispiel Die natürliche Schwankungsbreite der Aktienmärkte wird grundsätzlich und deutlich unterschätzt. Selbst absolute Marktschwergewichte, die sich scheinbar wenig von der Marktvolatilität beeinflussen lassen, zeichnen sich durch eine gewisse Schwankungsbreite aus. Prominentes Beispiel: Apple, nach Marktkapitalisierung die aktuell größte Aktie der Welt. In den letzten Jahren waren insgesamt über 2.000 % Zuwachs möglich. Eine „einfache“ Erfolgsgeschichte? Keineswegs! Der Weg nach oben führte über extreme Höhen und Tiefen. Über 40 % Verlust von Januar bis Juli 2006, im Jahr 2008 verlor Apple sogar 57 %. Auch zwischen 2012 und 2013 mussten Anleger einen Kursrückgang von 44 % hinnehmen. Viel zu viel für Anhänger der Stop-Loss-Strategie! Unzählige Gelegenheiten, den Markt zu verlassen. Heute ist die Apple-Aktie auf Allzeithoch. Mit oder ohne die ausgestoppten Anleger? Sollten sie tatsächlich wieder dabei sein - wann sind sie wieder eingestiegen? Zu einem günstigeren Kurs als dem Stop-Kurs? Kann die tatsächlich erreichte Rendite mit der theoretisch möglichen Rendite mithalten? Das sind die empfindlichen und ehrlichen Fragen, die sich Anhänger der Stop-Loss-Strategie stellen sollten! Fazit Sie empfinden Ihre Stop-Loss-Strategie als erfolgreich? Rechnen Sie nach! Denn mehr als das vermeintlich „gute Gefühl“ bleibt in der Regel nicht, wenn die tatsächliche erreichte langfristige Rendite mit der theoretisch möglichen Rendite ehrlich verglichen wird. Weitere umfangreiche Auswertungen und überraschende Ergebnisse sind in unserer Kapitalmarktprognose für 2015 erhältlich. Sie können sich diese Prognose unter www.gruener-fisher.de anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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