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Die schönste aller Welten finden Sie in Deutschland. Derzeit spielen uns sämtliche geopolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in die Hände. Mit Griechenland gab es unter Fristverlängerung und bis heute bestehenden unterschiedlichen Interpretationen der gefundenen Vereinbarungen eine Lösung, die das Griechenlandthema für die nächsten Monate aus der Presse fern halten sollte. Der im Nachgang vom griechischen Finanzminister geforderte Schuldenschnitt könnte meiner Einschätzung nach dann in einem oder zwei Jahren vollzogen werden, wenn die Konjunktur in Europa brummt und wenn sich nur noch wenige an die jüngsten Vereinbarungen erinnern.
In der Ukraine läuft alles nach Plan, wenn wir den Politikern glauben. Der Plan ist nicht schön, aber immerhin wird derzeit eine weitere Eskalation verhindert, und vielleicht gewöhnt man sich in den kommenden Wochen an den Status quo. Putin hat weiterhin kein Interesse, die Ukraine-Krise aufzulösen, denn dieser außenpolitische Konflikt lenkt das Volk vom wirtschaftlichen Desaster des niedrigen Ölpreises ab: Russland hat es versäumt, eine Wirtschaft aufzubauen, die auch ohne hohe Ölpreise funktioniert. Das bedeutet auf der anderen Seite, dass der Ölpreis vermutlich sein Tief gesehen hat. Mit dieser Einschätzung lehne ich mich ziemlich weit aus dem Fenster, denn gerade in diesen Tagen ist der US-Ölpreis (WTI) wieder unter 50 USD/Fass gesunken und könnte sehr schnell nochmals in Richtung seines Tiefs bei 43,60 USD/Fass laufen. Doch ich gehe davon aus, dass dies nicht geschehen wird. Andernfalls würden diverse Ölstaaten in finanzielle Schwierigkeiten geraten, die Anzahl der Krisenherde ist derzeit ohnehin bereits sehr hoch. Ich gehe vielmehr nach wie vor von einem "U-Boden" aus, also einer langsamen Bodenbildung auf dem Ölmarkt zu Preisen zwischen 47 und 53 USD/Fass. Dieses niedrige Energiepreisniveau wird insbesondere Deutschland, dem Netto-Importeur von Energie, zugute kommen. Auch der Euro-Wechselkurs nimmt wieder Kurs gen Süden, aktuell bei 1,12 USD/EUR. Grund ist natürlich die Liquiditätsflutung durch EZB-Chef Supermario. Grund ist aber auch, dass die USA diesem Treiben wohlwollend zuschauen. Soeben wurde der Einkaufsmanagerindex der USA veröffentlicht. Mit 55 fiel der Index von 59 nicht wie erwartet auf 58, sondern wesentlich stärker, was ein schlechtes Omen für die US-Wirtschaft ist. Der Grund ist schnell gefunden: Der starke US-Dollar belastet international agierende US-Unternehmen. Noch in Davos haben US-Politiker EZB-Chef Draghi für seine lockere Geldpolitik gelobt. Die USA begrüßen einen europäischen Wirtschaftsaufschwung, weil das auch die Nachfrage nach US-Produkten fördert. Doch wenn dieser Aufschwung ausschließlich aufgrund der Wechselkursentwicklung, und damit zu Lasten der USA erfolgt, werden sicherlich bald auch kritische Stimmen laut. Gefahren gibt es genug. Natürlich können jederzeit auch unvorhergesehene Ereignisse die Rallye plötzlich abwürgen. Doch bis auf weiteres sieht es so aus, als arrangiere man sich mit dem Spardiktat in Griechenland, dem Status quo in der Ukraine, dem niedrigen Ölpreis und einem weiter fallenden Euro. Und solange sich an diesen Rahmenbedingungen nichts ändert, läuft der DAX von einem Allzeithoch zum nächsten. Schauen wir uns einmal die Entwicklung der wichtigsten Indizes im Wochenvergleich an: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (26.02.2015) | Woche Δ Dow Jones: 18.214 | 1,3% DAX: 11.327 | 3,0% Nikkei: 18.798 | 2,5% Euro/US-Dollar: 1,12 | -1,0% Euro/Yen: 133,81 | -0,5% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,02% | -0,10 Umlaufrendite Dt: 0,24% | -0,05 Feinunze Gold: $1.205 | -0,2% Fass Brent Öl: $60,54 | 0,4% Kupfer: 5.873 | 2,7% Baltic Dry Shipping: 533 | 4,3% Exportweltmeister Deutschland profitiert natürlich am meisten vom niedrigen Euro-Wechselkurs. Das blieb auch ausländischen Investoren nicht verborgen, so findet derzeit geradezu ein Run auf den DAX statt, an dem die zumeist skeptischen inländischen Anleger nicht teilnehmen. Doch positive Unternehmensmeldungen gab es diese Woche mehr denn je: Xing, Aareal Bank, Manz, Aixtron, Fresenius, Freenet, Bayer, Dt. Telekom, Allianz, Infineon, BASF und Airbus haben diese Woche für positive Schlagzeilen, meist Dank guter Q-Zahlen, gesorgt. Das Wochenplus im DAX ist mit +3% deutlich höher als das seiner Kollegen (USA +1,3%, Japan +2,5%). Wo stünde der Euro, wenn nicht so viel Anlagekapital aus dem Ausland nach Europa fließen würde? Der Euro ist "nur" um -1% abgerutscht. Nach der Griechenlandeinigung hätte es meines Erachtens ohne die Unterstützung ausländischer Anleger ein wesentlich größeres Minus gegeben. Die Überraschung dieser Woche stammt aus China: Der Baltic Dry Verschiffungsindex, der sich überwiegend aus den in China bezahlten Tagespreisen für Schüttgutverschiffung ermittelt, ist nach monatelangen Verlusten erstmals wieder ein wenig angestiegen. Ich werde beobachten, ob sich der Index, und damit vermutlich auch die wirtschaftliche Situation in China, stabilisiert. Ach so, und auch Dr. Copper, der Kupferpreis, sprang weiter an. Auch hier könnte man auf eine Besserung der Weltwirtschaft hoffen. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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