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Um 2% ist der DAX diese Woche angesprungen. Die Verschnaufpause der vergangenen vier Wochen wurde damit eindrucksvoll beendet. Fed-Chefin Janet Yellen hat meiner Einschätzung nach für die Rallye dieser Woche gesorgt.
Zweimal im Jahr tritt die Fed-Chefin vor den US-Kongress und berichtet über die augenblickliche Verfassung der Geldpolitik. Am Mittwoch sprach sie über den US-Arbeitsmarkt und über die US-Konjunktur. Dabei führte sie eine neue Perspektive ein: Das aktuelle Niveau von 1% bis 1,25% beim Leitzins sei der augenblicklichen Situation der Konjunktur angemessen. Im historischen Vergleich sei das aktuell erforderliche Zinsniveau niedriger als früher, um Preisstabilität und Vollbeschäftigung zu erzielen. Wer sich also eine Rückkehr zum Zinsniveau früherer Zeiten wünscht, als 2-3% als "neutral" galten, der kann das vergessen. Laut Janet Yellen können nun 1% bis 1,25% als "neutral" betrachtet werden. Ich bin zwar Diplom-Volkswirt, doch auch ich kann nur mutmaßen, was Sie damit meint. Ich gehe davon aus, dass Sie nach wie vor ein "Deleveraging" sieht: Insbesondere der öffentliche Sektor in den USA (Neuverschuldung 5,5 bis 6% für 2018) finanziert die derzeit vermeintlich gesunde US-Konjunktur auf Kredit. Das Kreditvolumen weltweit ist zu hoch. Eine Rückkehr zu einem "normalen" Zinsniveau, das wir aus der Vergangenheit kennen, würde diese Kreditblase zum Platzen bringen. Gleichzeitig führt die desolate Verfassung der Wirtschaft dazu, dass kaum Produktivitätszuwächse zu sehen sind, eine inflationäre Tendenz (Preissteigerungen) ist also nicht zu befürchten. Als nicht-Volkswirt würde ich es vielleicht so sagen: Die Fed lässt den Zins niedrig, damit der Staat seine ausufernden Schulden bedienen kann. Im nächsten Satz zeigt sie dann, wie man aus dieser Zwickmühle heraus möchte: Derzeit seien eine Reihe von Sonderentwicklungen zu beobachten, die in den kommenden Jahren sukzessive wegfallen werden. Entsprechend wird der Leitzins in den kommenden Jahren sukzessive angehoben. Also: Von den weiteren zwei Zinsanhebungen für das laufende Jahr steuerte die öffentliche Diskussion der vergangenen Wochen in Richtung drei, einzelne meinten sogar vier Zinsschritte seien möglich. Yellen hat dieser Diskussion nun ein Ende bereitet und die Erwartungen eigedampft. Nun ist man froh, wenn es überhaupt noch eine Zinsanhebung im laufenden Jahr gibt. Wenn Sie eine Bank sind, dann ist das Ganze ziemlich dumm gelaufen. Es gibt eine Theorie, derzufolge jede Rallye von Bank- und Logistik-Aktien getragen sein muss. Logistik laufen gut, der Dow Jones Transportation hat diese Tage ein neues Allzeithoch erklommen. Die Banken haben sich jedoch nach der Rede von Janet Yellen verabschiedet. Unsere Rallye ist damit gefährdet. Dafür ist die Rallye wirklich "breit", sprich: So ziemlich alle anderen Branchen laufen derzeit mit. Ein weiteres Merkmal einer gesunden Rallye ist die "Marktbreite": Wird die Rallye nur noch von wenigen Giganten getragen, wie es beispielsweise kurz vor dem Platzen der Internatblase im Jahr 2000 der Fall war, oder laufen möglichst viele Aktien aus möglichst vielen Branchen parallel mit? Derzeit ist die Marktbreite gesund, denn ob Technologie, Pharma, Bau, Auto, Einzelhandel, Energie, ... alles steigt. Also entweder die Banken erholen sich von dem Rückschlag durch Janet Yellen, oder aber die Rallye dürfte bald enden. Die Marktbreite spricht für eine Erholung auch im Bankensektor. Schauen wir uns nun die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (13.07.2017) Woche Δ Σ '17 Δ Dow Jones 21.553 0,9% 9,1% DAX 12.641 2,1% 10,1% Nikkei 20.100 0,5% 5,2% Shanghai A 3.370 0,2% 3,7% Euro/US-Dollar 1,14 -0,1% 8,3% Euro/Yen 129,36 0,0% 5,2% 10-Jahres-US-Anleihe 2,35% -0,02 -0,10 Umlaufrendite Dt 0,32% -0,01 0,33 Feinunze Gold $1.217 -0,6% 5,7% Fass Brent Öl $48,25 0,7% -14,9% Kupfer 5.901 1,3% 8,8% Baltic Dry Shipping 888 7,1% -4,3% Mit ihrer verhaltenen Aussage hat Janet Yellen eine Einschätzung bestätigt, die viele US-Investoren schon seit Monaten haben: Die US-Konjunktur steht nur deshalb so gut da, weil sie durch exzessive Kreditprogramme des Staates am Laufen gehalten wird. Anders sieht es in Europa aus, wo der Konjunkturaufschwung zwar langsamer stattfindet, dafür jedoch ohne exzessive Fiskalpolitik. Der europäische Weg ist mittelfristig gesünder. Entsprechend wurde nun wieder flugs Kapital in den DAX umgeschichtet, daher das überproportionale Plus im DAX. Der Euro-Rückgang erschließt sich mir nicht, ich hätte eher eine Fortsetzung seiner Stärke gegenüber dem US-Dollar erwartet, zumal das Zinsniveau in den USA nun ja erneut einen Dämpfer erhalten hat (-0,01%punkte). Doch stärker war der Dämpfer in den USA (-0,02%punkte). Der Ölpreis bewegt sich langsam in Richtung 50 USD/Fass Nordseeöl. Ich gehe davon aus, dass es noch ein paar Wochen dauern wird, bis das Niveau erreicht wird. Doch dort dürfte dann auch Schluss sein mit der Ölpreisrallye. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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