Alt 23.06.15, 09:40
Standard Schanghai schließt sich Wette auf Lösung für Athen an
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - An den ostasiatischen Börsen haben die Anleger auch am Dienstag darauf gesetzt, dass sich in letzter Minute doch noch eine Lösung im griechischen Schuldenstreit findet. Fast überall legten die Kurse nach positiven Vorgaben aus Europa und den USA zu. Selbst in Schanghai griffen die Anleger beherzt zu Aktien, nachdem dort nach dem langen Feiertagswochenende anfangs die Enttäuschung darüber überwogen hatte, dass die chinesische Zentralbank (PBoC) keine geldpolitische Lockerung beschlossen hatte.

Am Wochenende hatten Spekulationen die Runde gemacht, dass die PBoC die Mindestreserveanforderungen für die Banken lockern werde, um die schwächelnde heimische Wirtschaft zu stützen. Am Montag war die Börse in Schanghai wegen des Drachenbootfests geschlossen.

Am Dienstag fiel der Shanghai-Composite-Index im frühen Handel um bis zu 4,8 Prozent, machte seine Verluste aber vollständig wett und beendete die Sitzung mit einem Plus von 2,2 Prozent.

Allerdings hatten sich die Börsen in Schanghai und Shenzhen in jüngster Zeit durch hohe Volatilität ausgezeichnet. Angst vor dem Platzen einer Spekulationsblase ließ viele Anleger auf Nummer sicher gehen und Aktien verkaufen. Dazu trug auch das andauernde Vorgehen Pekings gegen illegal kreditfinanzierte Aktiengeschäfte bei. Allein in der Vorwoche war der Index in Schanghai um 13 Prozent eingebrochen. Das zwischenzeitliche Plus seit Jahresbeginn von 55 Prozent ist mittlerweile auf 41 Prozent geschmolzen.

In Hongkong gewann der Hang-Seng-Index unterdessen 1,1 Prozent. Er profitierte davon, dass der von der Bank HSBC ermittelte vorläufige Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China im Juni etwas stärker als erwartet gestiegen ist. Mit einem Stand von 49,6 Punkten liegt er allerdings immer noch unter der Expansionsschwelle von 50.

Laut Gerry Alfonso von Shenwan Hongyuan Securities dürften die Daten neue Hoffnungen auf unterstützende Maßnahmen der PBoC schüren. Bei WallachBeth Capital hieß es dagegen, dass Anleger in jüngster Zeit stärker auf die schwächeren chinesischen Wirtschaftsdaten reagierten und sich weniger von Hoffnungen auf Wirtschaftsstimuli der Notenbank leiten ließen.

Das Thema Griechenland beherrschte unterdessen die übrigen Börsen der Region. Zwar hatte der Sondergipfel der EU-Staats- und Regierungschefs am Montag keinen Durchbruch gebracht, doch waren die Erwartungen an das Treffen ohnehin gering. Die griechische Regierung und ihre Gläubiger aus der Eurozone einigten sich immerhin darauf, bis Donnerstagmorgen Ergebnisse in den Verhandlungen über eine Rettung des Landes zu erzielen. Dazu wurde für Mittwochabend ein weiteres Treffen der Euro-Finanzminister angesetzt.

In Tokio legte der Nikkei-225-Index um 1,9 Prozent auf 20.809 Punkte zu. Der Index profitierte auch davon, dass der Yen zum Dollar wieder nachgegeben hatte. Der Greenback kostet gut 123,60 Yen und damit etwa einen Yen mehr als am Montag um die gleiche Zeit. Die Probleme Griechenlands und die wenig rosige Lage der chinesischen Wirtschaft seien zwar Belastungsfaktoren für den japanischen Aktienmarkt, meinte Tasunori Kawai von kabu.com Securities. Mit einem durchschnittlichen KGV von knapp über 17 seien die im Nikkei gelisteten Aktien aber keineswegs teuer.

Der schwächere Yen stützte Aktien exportorientierter Unternehmen wie Sony oder Toyota, die um 2,5 und 2,1 Prozent zulegten. Toshiba rückten um 0,9 Prozent vor. Die Aktie wurde etwas gebremst von einem Medienbericht, laut dem Unregelmäßigkeiten in der Bilanzierung mehr Unternehmensbereiche betreffen als bislang bekannt. Angeführt wurde der japanische Markt aber von Finanzwerten. Mitsubishi UFJ verbesserten sich um 2 Prozent und Dai-ichi Life Insurance um 3,4 Prozent.

Auch in Sydney waren Aktien von Banken gesucht, die zuletzt stark verkauft worden waren. Der Kurs der ANZ stieg um 1,5 Prozent, für Commonwealth Bank ging es um 2 Prozent nach oben. Der S&P/ASX-200-Index gewinnt 1,4 Prozent.

In Seoul stieg der Kospi um 1,3 Prozent. Die Aktien der Automobilkonzerne Hyundai und Kia blieben hinter dem Markt zurück, nachdem Nomura sich kritisch zur Wettbewerbsfähigkeit der beiden Unternehmen in China und den USA geäußert hat. Die Analysten haben Hyundai auf "Neutral" zurückgestuft und für Kia die Einstufung "Neutral" bestätigt. Hyundai Motor verloren 0,8 Prozent, während Kia Motors unverändert schlossen.

Einen Dämpfer erhielten auch die erfolgsverwöhnten südkoreanischen Kosmetikanbieter. Wegen des MERS-Virus bleiben chinesische Touristen aus, die sich sonst in Südkorea gerne mit Kosmetika eindecken. Amorepacific lagen nach anfänglichen Verlusten immerhin 0,1 Prozent im Plus. Für Shinsegae ging es aber um 3,9 Prozent nach unten.

Am Devisenmarkt fiel der Euro zum US-Dollar zurück. Dafür wurden einerseits die wieder gestiegenen US-Anleiherenditen verantwortlich gemacht. Zum anderen soll sich Goldman Sachs erneut sehr optimistisch für den Dollar geäußert haben. Der Euro kostete gut 1,1260 Dollar. Am Montagmorgen flirtete die Gemeinschaftswährung noch mit der Marke von 1,14 Dollar.

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