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Vielleicht ist die US-Konjunktur doch nicht ganz so stark, wie US-Notenbankchef Jay Powell denkt. sorry, dass ich heute wieder einmal schwerpunktmäßig die USA analysiere, aber es ist nun einmal so, dass dort der Ton für die internationalen Finanzmärkte angegeben wird.
Vielleicht ist die US-Inflationsrate, die 2015 noch bei 0,12% stand und für das laufende Jahr bei 2,54% erwartet wird, doch nicht auf dem Weg zu nachhaltig höheren Raten, sondern nur einmalig so hoch. Denn die US-Steuerreform zieht derzeit höhere Löhne nach sich. Sanktionen gegen den Iran haben den Ölpreis nach oben geschraubt. Und der Handelsstreit zwischen den USA und China sowie auch der EU wird entweder gelöst, was die Produktpreise wieder zurückholen wird, oder aber eskaliert, was die globale Konjunktur bremsen wird. All das sind Einmaleffekte, die aktuell zu einer höheren Inflation führen. Doch die Inflationsrate verselbständigt sich noch nicht und also muss US-Notenbankchef Jay Powell auch nicht mit aller Gewalt auf die Bremse treten und das Zinsniveau immer weiter hochschrauben. Doch genau das hat er diese Woche angekündigt. US-Präsident Donald Trump hat ihn dafür scharf kritisiert: Die Notenbank sei verrückt ("loco"), sagte er. Schon vor einigen Wochen hatte Trump Powell aufgefordert, die Zinsen niedriger zu belassen. Wenngleich Trump in meinen Augen Recht hat, so darf er sich nicht in die "unabhängigen" Entscheidungen der Notenbank einmischen. Powell hat dadurch jetzt gleich zwei Probleme: Auf der einen Seite muss er seine Aussage zurücknehmen, denn sonst finden die Aktienmärkte keinen Boden. Doch wenn er das tut, dann sieht das aus, als folge er der Zurechtweisung durch Trump. Powell darf also seine Aussage nicht relativieren, um seine Unabhängigkeit zu beweisen. Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (11.10.2018) Woche Δ Σ '18 Δ Dow Jones 25.053 -5,3% 0,9% DAX 11.539 -4,7% -10,7% Nikkei 22.591 -5,0% -0,8% Shanghai A 2.705 -8,4% -21,9% Euro/US-Dollar 1,16 0,4% -3,5% Euro/Yen 129,92 -0,9% -3,7% 10-Jahres-US-Anleihe 3,17% -0,06 0,74 Umlaufrendite Dt 0,34% -0,04 0,06 Feinunze Gold $1.220 1,4% -6,4% Fass Brent Öl $81,21 -3,9% 22,0% Kupfer 6.179 0,0% -13,7% Baltic Dry Shipping 1.540 0,0% 12,7% Bitcoin 6.603 0,0% -52,5% Mit einem Kurseinbruch von -5,3% hat der Dow Jones seinen bisherigen Jahresgewinn fast vollständig abgegeben. Der DAX notiert nach -4,7% diese Woche inzwischen bei -10,7% seit Jahresbeginn. In China war der Kurseinbruch am stärksten, dort summiert sich das Minus seit Jahresbeginn inzwischen auf -21,9%. Die Wechselkurse bleiben von diesen Turbulenzen weitgehend unbeeindruckt, was ich als Zeichen dafür werte, dass hier tatsächlich die globale Konjunktur in Frage steht, und nicht irgendwelche lokalen Probleme. Der Renditeanstieg erfolgte bereits in der Vorwoche. Diese Woche waren Anleihen als "Sicherer Hafen" gefragt und konnten ein wenig im Wert zulegen, die Rendite sank entsprechend leicht ab. Im September haben US-Anleger deutlich weniger Kapital aus Gold-Fonds abgezogen als in den Sommermonaten. Diese Woche wurde Gold sogar stark gekauft, der Goldpreis ist gemessen in US-Dollar um 1,4% angestiegen. Damit hat das Gold seine Rolle als Versicherung gegen Finanzmarktturbulenzen gut ausgefüllt. Wenn die Konjunktur schwächer ist als zuvor gedacht, dann kommt natürlich auch der Ölpreis zurück (-3,9%). Auch die anderen konjunkurabhängigen Preise wie Kupfer (-0,4%), aber auch der Baltic Dry Verschiffungsindex (-1,6%) haben diese Woche Federn gelassen. Zum Jahreswechsel wurden der Bitcoin und andere Kryptowährungen noch als das neue Gold bezeichnet, doch diesem Anspruch konnten die Krypton diese Woche nicht gerecht werden. Der Bitcoin fiel um 5,9%. Ich bin sicher, dass wir inzwischen Panik bei vielen Anlegern sehen. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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