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Um -5,5% ist der DAX in dieser Woche eingebrochen, wir müssen von einem Crash sprechen. Am Wochenende stimmt die Bevölkerung auf der Krim über eine Abspaltung von der Ukraine und einen Anschluss an Russland ab, und wir wissen, wie Abstimmungen ausgehen, wenn das Militär die Straßen patrouilliert.
Putin lässt sein russisches Militär an den Grenzen aufmarschieren und hält Übungen ab. Die USA halten Übungen in Polen ab, und Gerüchte kommen auf, dass sie die Ukraine mit Waffen beliefern werden. Merkel hat ihre Zurückhaltung aufgegeben und droht inzwischen ebenfalls mit harten Sanktionen. In den USA werden Vergleiche mit Hitlers Annektierung Polens gezogen: Zunächst beanspruchte er Danzig für sich, da dort ein großer Anteil der Bevölkerung deutschen Ursprungs war. Tatsächlich brauchte der Danzig als Stützpunkt für die Seeflotte. Die europäische Staatengemeinschaft knickte ein, und eh man sich versah, hatte er ganz Polen unter seiner Kontrolle. Einknicken möchte die Staatengemeinschaft bei der Krim-Frage gegenüber Putin also auf keinen Fall. Doch Kriege entstehen nicht, weil zwei Parteien beschließen, sich gegenseitig die Köpfe einzuhauen. Kriege entstehen, weil zwei Parteien sich durch Zusagen und Vereinbarungen in eine Situation manövriert haben, aus der sie nicht mehr heraus können. Die USA haben der Ukraine bereits fest zugesagt, sie nicht an Russland zu verlieren. Und Obama hat auch zugesichert, eine Abspaltung einzelner Teile des Landes nicht zuzulassen. Was wird Obama tun, wenn das Wahlergebnis auf der Krim also eine Abspaltung befürwortet? Er wird natürlich die Wahl als manipuliert bezeichnen und das Ergebnis nicht akzeptieren. Doch was dann? Hoffen, das Putin irgendwann sagt: Ich hab's nicht so gemeint? Ich musste dieser Tage nochmals in meinem Erdkunde-Atlas nachschauen. Wo verlief noch mal die geographische Grenze Europas? Westlich der Urkaine? Mitten durch die Ukraine hindurch? Oder gehört etwa die Ukraine voll zu Europa? Wo liegt noch mal das Ural-Gebirge, das ich mir als Grenze gemerkt hatte? Das Ural-Gebirge verläuft über 1.000 km östlich von ... Moskau! Wenn wir also von Europa sprechen, dann bitte auch von Russland. Putin lebte Mitte der 80er einige Jahre in Deutschland, in Dresden. Russland ist für Ihren Autor ein fernes, fremdes Land, doch ich kann Putin nicht unterstellen, sich von Europa abspalten zu wollen. Im Gegenteil, ich habe den Eindruck, dass er auf seine (für uns fremde) Weise häufiger versucht hat, Moskau näher an Europa zu binden - ohne Erfolg. Und nun will man ihm die letzte Pufferzone wegnehmen. Kein Wunder, dass er da heftig reagiert. Ich kann mir dennoch nach wie vor nicht vorstellen, dass dieser Mann es zu einer kriegerischen Auseinandersetzung mit der westlichen Welt kommen lässt. Die Ukraine hat ihm bereits zugesichert, seinen Waffenstützpunkt auch unter der neuen Regierung auf der Krim weiter betreiben zu dürfen. Ich habe nach wie vor den Eindruck, dass er die westliche Welt mächtig unter Druck setzt, um am Ende irgendwelche Zugeständnisse auszuhandeln. Es ist unvermeidlich, dass die Ukraine sich früher oder später der westlichen Welt, Europa, annähert. Also holt er nun raus, was noch zu holen ist. Ist das Wunschdenken? Ich weiß es nicht. Noch über Monate nach dem Überfall auf Polen ignorierten Journalisten 1938 die Möglichkeit eines großen Krieges. An den Finanzmärkten kalkuliert man meistens mit Wahrscheinlichkeiten. In dieser Woche wurden die Wahrscheinlichkeiten allerdings über Bord geworfen, und Anleger bereiten sich auf den "Worst Case" vor: Niemand möchte mit seinem Vermögen auf dem falschen Fuß erwischt werden, sollte die Situation an diesem Wochenende eskalieren. Also sehen wir einen heftigen Ausverkauf, der (natürlich neben Russland) insbesondere Deutschland trifft. Spekulanten stellen sich nun die Frage, was über's Wochenende passieren wird. Das Referendum auf der Krim wird wohl aller Voraussicht nach zugunsten einer Abspaltung ausgehen. Am Montag werden die Spannungen also noch größer sein als heute. Entsprechend wird heute noch verkauft, was kurzfristig verkauft werden kann. Dann wird man am Montag die Reaktionen der Politik abwarten und eine Entscheidung treffen, ob die Situation weiter eskalieren könnte oder nicht. Spekulanten verzichten also auf eine Spekulation über's Wochenende. Ich rechne daher nicht damit, dass der DAX heute schon maßgeblich drehen wird. Schauen wir einmal auf die Wochenbewegung der wichtigsten Indizes: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (13.03.2014) | Woche Δ Dow Jones: 16.109 | -1,9% DAX: 9.018 | -5,5% Nikkei: 14.328 | -6,2% Euro/US-Dollar: 1,39 | 0,0% Euro/Yen: 141,06 | -1,3% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,65% | -0,08 Umlaufrendite Dt: 1,30% | -0,01 Feinunze Gold: $1.370 | 1,6% Fass Brent Öl: $107,35 | -0,7% Kupfer: 6.464 | -6,8% Baltic Dry Shipping: 1.468 | -0,8% Neben dem DAX hat auch der japanische Nikkei stark abgegeben (-6,2%). China als wichtigster Handelspartner schwächelt. Und nun zeigt der Yen plötzlich, genau wie der Euro, Stärke gegenüber dem US-Dollar. Das belastet die Exportnation Japan gleich doppelt, denn damit werden Exporte in die USA teurer und können die Schwäche Chinas nicht auffangen. Ein besonderes Augenmerk verdient diese Woche der Kupferpreis. Mit einem Minus von 6,8% ist der Kupferpreis auf das tiefste Niveau seit 2010 eingebrochen. Wir wissen, dass wir Konjunkturdaten aus China nur bedingt trauen können. Im Zweifel schaut man auf die Entwicklung des Kupferpreises und die war trotz der seit nunmehr Jahren andauernden Ungewissheit über die Zukunft der chinesischen Konjunktur recht stabil. Nun kennt der Kupferpreis kein Halten mehr und wenn diejenigen, die in den vergangenen Jahren der Kupferpreisentwicklung Zuversicht entnommen haben ihrer Linie treu bleiben, dann signalisiert der Einbruch beim Kupfer Schlimmes für Chinas Konjunktur. In den USA erleben wir gerade einen Konjunkturaufschwung, und eine Schwäche Chinas könnten die USA sicher ausgleichen. Doch wenn nun Europa durch die Krim-Krise getroffen wird - wer kann schon sagen, ob Putin uns das Gas abstellt -, dann sind die Träume eines weltweiten Konjunkturaufschwungs ausgeträumt. Das Kartenhaus der 2009 gestarteten Hausse fällt gerade vor unseren Augen zusammen. In dieser Situation kommt uns unser diversifiziertes Portfolio wieder zugute. Der Goldpreis steigt, die Unternehmensanleihen verhalten sich stabil, und einzelne Titel haben diese Woche dank guter Unternehmensmeldungen ein kleines Plus retten können. Doch wir müssen uns nun, nachdem der DAX heute die 9.000 Punkte unterschritten hat, bald entscheiden, ob wir von einer anhaltenden Baisse ausgehen oder von einer baldigen Rückkehr zur Hausse. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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