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Acht Gewinntagen in Folge beim DAX stehen sechs Verlusttage in Folge beim Dow Jones gegenüber. Im Verlauf der Woche stieg der DAX um 2,9% an, der Dow Jones gab 1,8% ab. Dabei werden doch sowohl in Europa, als auch in den USA gute Konjunkturdaten veröffentlicht. Ich habe den Eindruck, viele Anleger in den USA haben sich diese Woche verabschiedet. Mit jedem positiven Mosaiksteinchen an Konjunkturdaten steigt die Gewissheit über die erste Zinsanhebung der US-Notenbank Fed im September. Dieser Zinsschritt wird in diesen Tagen an den Finanzmärkten eingepreist, Aktien gehen runter. Positive Konjunkturdaten erhöhen in den USA also die Gewissheit über die anstehende Zinserhöhung und wirken dadurch negativ auf die Aktienbörse. In Deutschland hingegen sind positive Konjunkturdaten auch positiv für die Börse, da wir hier noch weit von einer ersten Zinsanhebung entfernt sind.
Diese Woche kam es insbesondere bei Unternehmen mit positiv oder negativ überraschenden Quartalszahlen zu heftigen Kurskapriolen. Hier ein paar Beispiele: FITBIT: GEHEIMNISKRÄMEREI FÜHRT ZU AUSVERKAUF Die ersten Quartalszahlen des gerade erst an die Börse gegangenen US-Fitnesskonzerns Fitbit konnten überzeugen, doch der Ausblick des CEOs nicht. Direkt nach Veröffentlichung der Zahlen sprang die Aktie zunächst um 3% an, im Anschluss an die Telefonkonferenz mit den Analysten jedoch brach der Kurs um 15% ein. Fitbit erlebt mit Fitnessarmbändern derzeit unvorstellbare Erfolge. Das Besondere der Fitbit-Technologie wurde mir erst diese Woche erklärt: Der Pulsmesser funktioniert besser als alle anderen derzeit am Markt befindlichen Pulsmesser am Handgelenk. Fitbit hat eine eigene Technologie entwickelt, mit der nicht der Fluss des Blutes ausgewertet wird, sondern die Erweiterung und Verengung der Kapillare am Handgelenk. Das funktioniert diversen Tests zufolge selbst unter Belastung (Joggen) überdurchschnittlich akkurat und besser als jedes andere derzeit am Markt befindliche Handgelenk-System. Mit den Geräten erzielte Fitbit im abgelaufenen Quartal ein Umsatzplus von 253% auf 400 Mio. USD, erwartet wurden nur 319 Mio. USD. Der Gewinn sprang um 133% auf 21 Cents je Aktie, erwartet wurden nur 8 Cents je Aktie. Fitbit investiert heftig, daher der unterproportionale Gewinnanstieg. Gefragt, was wir denn als nächstes von Fitbit erwarten dürfen, antwortete CEO James Parker (38): "Lasst Euch überraschen". Wenn ein Unternehmen mit dem 10-fachen eines Jahresumsatzes, einem KGV von 100 bewertet wird und die Gewinnmarge plötzlich einbricht, also der Gewinn nur noch unterproportional wächst, dann lassen sich Anleger nicht mit einem Satz abspeisen wie "Lasst Euch überraschen". Da brauchen waghalsige Spekulanten in dieser Aktie etwas mehr Details, um diese hohe Bewertung weiterhin zu rechtfertigen. Fitbit war erst Mitte Juni an die Börse gegangen und ist nach einem fulminanten Start zum Börsenliebling geworden. Das Produkt vereint den neuen Trend der Smartwatch mit dem Gesundheitstrend. Fitbit ist Apple einen Schritt voraus und hat die Möglichkeit zu definieren, wie das Fitnessarmband künftig Daten über unsere Aktivitäten und unseren Gesundheitszustand aufzeichnet und verwendet. Mit einer Aussage, das sei geheim, kann das Unternehmen, das auf das Wohlwollen seiner Geldgeber angewiesen ist, keine Begeisterung aufrecht erhalten. Nun, wir kennen nun James Parker: Der Junge hat ein phantastisches Produkt erfunden und investiert wie verrückt in die Zukunft dieses neuen Trends. Er ist ähnlich paranoid was neue Entwicklungen angeht wie Steve Jobs und stellt den Aktienkurs hinter das Produkt. Das ist theoretisch lobenswert, doch wir dürfen gespannt sein, ob die Aktionäre ihm den Rücken kehren und seinem Unternehmen damit den Boden für weitere Innovationen entziehen. Ich persönlich habe den Eindruck, dass er sich die Geheimniskrämerei derzeit noch erlauben kann. Um so kritischer werden jedoch Neuvorstellungen aus seinem Haus in den kommenden Monaten beäugt werden. TESLA: VERNETZTE STROMSPEICHER Auch Tesla bekam nach Quartalszahlen einen Dämpfer, obwohl Umsatz und Gewinn positiv überraschten. Der Umsatz konnte die Erwartungen von 1,17 Mrd. USD mit 1,2 Mrd. USD knapp übertreffen. Der Gewinn lag mit 0,53 USD/Aktie jedoch deutlich über den Erwartungen von 0,44 USD/Aktie. Enttäuscht waren Anleger über die Prognosekürzung: Im laufenden Jahr würden statt 50-55.000 Autos lediglich 50.000 verkauft, sagte CEO Elon Musk. Die Aktie brach um 11% ein. Ob Gigafactory, Autoproduktion oder Powerwall, die Ziele von Gründer und CEO Elon Musk bleiben ambitioniert aber machbar. Mit der Gigafactory baut er in Nevada die größte Batteriefabrik der Welt. Die Batterien sollen nicht nur in seine Elektroautos gehen, deren Absatz er bis 2020 auf 500.000 erhöhen will (verzehnfachen in 5 Jahren), sondern auch in seine Powerwall, ein Akkuschrank, der seiner Vorstellung nach bald schon in jedem Haushalt und Betrieb zum Einsatz kommen soll. Intelligent vernetzt können die Akkus dann bei Wind und Sonnenschein Strom speichern und diesen bei Flaute und Regen abgeben. Nicht nur die Powerwall soll in das vernetzte Stromverteilungsnetz eingebunden sein, sondern auch die Autos, die gerade in der Garage stehen. WALT DISNEY: "Ein paar Abonnenten des Kabelsenders ESPN wurden verloren...", sagte CEO Bob Iger zur Vorstellung der Quartalszahlen. Auch die Zahlen von Walt Disney können sich sehen lassen: Der Umsatz stieg um 5% auf 13,101 Mrd. USD, der Gewinn um 13% auf 1,45 USD/Aktie. Damit lag der Gewinn über den Erwartungen von 1,39 USD/Aktie, der Umsatz jedoch blieb hauchdünn (0,0005%) unter den Erwartungen von 13,169 Mrd. USD. Ehrlich wie er ist, hat CEO Bob Iger selbstkritisch die schwache Entwicklung des Sportkanals ESPN als einen der Gründe dafür angeführt. ESPN ist die Cashcow von Walt Disney. Der Kabelsender verdient Geld über Abonnements, der Sender wird gerne mit einer Reihe anderer Disney-Kanäle zu einem "Bundle" (Komplettpaket) geschnürt und verkauft. Disney hat sich mit Netflix zusammengetan und bietet ESPN nun auch dort im Bundle mit Disney-fremden Kanälen an. Bei diesem Bundle fällt dann weniger für Disney ab, und Anleger fürchten nun rückläufige Einnahmen bei der einstigen Cashcow des Konzerns. Die Befürchtung ist nicht ganz an den Haaren herbeigezogen: TV-Konsumenten schauen immer mehr Filme aus dem Internet. Das Berieselnlassen durch ein Life-Programm ist ein Auslaufmodell. Filme und Serien werden immer mehr dann geschaut, wann man es möchte und nicht, wann es der TV-Sender vorgibt. Netflix ist, so Bob Iger in einem Interview mit CNBC, zum mächtigsten Lizenznehmer der TV-Branche herangewachsen. Hatte ich schon erwähnt, dass Netflix aufgrund dieses Kommentars nochmals um 2% angesprungen ist? Nun, Walt Disney ist seither um 22% eingebrochen. Wenngleich ich die Kritik im Grundsatz nachvollziehen kann, halte ich sie gerade im Fall von ESPN für fehl am Platz. Filme und Serien werden vom TV-Konsumenten zunehmend auf Abruf geschaut. Mir fallen jedoch genau zwei Bereiche ein, die bereits am Tag nach der Erstausstrahlung veraltet sind: Nachrichten und Sportereignisse. Und ESPN verfügt über Rechte im Eishockey, Football, Basketball und diversen weiteren Sportarten. Wenn es also Sender gibt, die eigene Kunden haben, dann Sportsender. Doch Walt Disney ist nicht ESPN, Walt Disney ist die Eiskönigin, mit deren Kleid meine Tochter seit Wochen herumläuft. Walt Disney ist das neue Disneyland in Shanghai, das noch in diesem Jahr eröffnet wird. Und Walt Disney ist die Fortsetzung des als abgeschlossen geglaubten Sechstetts der Krieg der Sterne, Folge 7 wird im Dezember in die Kinos kommen. Es ist der falsche Augenblick, um aus dieser Aktie auszusteigen. Alle drei Aktien wurden in meinen Augen aus gutem Grund, aber zu Unrecht, abgestraft. Den jeweiligen Grund des Ausverkaufs kann ich gut nachvollziehen, doch ich halte die Reaktion jeweils für zu kurz gedacht, denn die Unternehmen werden meiner Einschätzung nach alle drei in einem Jahr deutlich höher stehen. Schauen wir uns einmal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (06.08.2015) | Woche Δ Dow Jones: 17.420 | -1,8% DAX: 11.585 | 2,9% Nikkei: 20.725 | 0,7% Euro/US-Dollar: 1,09 | -0,1% Euro/Yen: 136,31 | 0,3% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,23% | -0,03 Umlaufrendite Dt: 0,54% | 0,02 Feinunze Gold: $1.095 | 1,2% Fass Brent Öl: $50,44 | -4,3% Kupfer: 5.170 | -1,3% Baltic Dry Shipping: 1.201 | 9,2% Vor dem Hintergrund der zur Gewißheit werdenden ersten Zinserhöhung in den USA hat der Euro weiter auf 1,09 USD/EUR abgegeben. Stärker noch lässt der Yen derzeit Federn gegenüber dem US-Dollar. Nach dem Ausverkauf der Vorwoche kann das Gold sich wieder leicht erholen. Diese Woche ist das Öl dran, das amerikanische Western Texas Öl (WIT) ist inzwischen auf 44 USD/Fass gefallen und notiert damit knapp über der von mir definierten Unterstützung von 43 USD/Fass. Sollte der Ölpreis darunter rutschen, dürfen wir die Konjunktur neu beurteilen. Der Baltic Dry Verschiffungsindex spricht jedoch weiterhin für eine Stabilisierung der wichtigen Nachfrage aus China. Ich gehe daher nach wie vor davon aus, dass die Unterstützung halten wird. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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