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Der Beginn der Handelswoche war diesmal etwas entspannter als in den Vorwochen. Zwar legte der Bund-Future zum Wochenauftakt erneut zu, doch diesmal ohne die starke Volatilität wie beispielsweise in der vergangenen Woche. Anleihen aus Italien und Spanien hingegen standen bereits am Montag wieder unter Abgabedruck. Offensichtlich reicht das von Rom verabschiedete Sparpaket (noch) nicht aus, um die Anleger wieder zu beruhigen. Vor allem der Umstand, dass ein Großteil der Einsparungen erst ab 2013/2014 wirksam werden sollen, wird von vielen Analysten nicht gerade mit Wohlwollen aufgenommen. Das dominierende Thema dieser Woche – so viel war bereits am Montag klar – würde der am Donnerstag stattfindende Euro-Krisengipfel sein. Bereits im Vorfeld wurde über zahlreiche Szenarien spekuliert und diskutiert wie eine dauerhafte Lösung für Griechenland und am Ende den Euro als Ganzes aussehen könnte.
Nun scheint sich auch in Deutschland die Konjunktur etwas abzukühlen. Der am Dienstag veröffentlichte ZEW-Index fällt im Juli zum fünften Mal in Folge und das sogar noch deutlicher als im Vorfeld erwartet. Mit einem Minus von 15,1 Prozent, sind die Befragten Analysten und institutionellen Anleger doch deutlich pessimistischer als es die Prognosen bei minus 12,5 Prozent erwarten ließen. Als Gründe für den Abwärtstrend werden die anhaltenden Schuldenprobleme in der Europeripherie und den USA, sowie Sorgen um die Stabilität des Euro angeführt. Allerdings bleibt festzuhalten, dass die aktuelle Lageeinschätzung sich stabilisierte und mit 90,6 Punkten einen erneut sehr hohen Wert erreichen konnte. Spanien konnte durch die Emission einer 1-jährigen Anleihe rund 3,8 Milliarden Euro einnehmen, was gemeinhin als ordentliches Ergebnis bewertet wurde. Allerdings zu einem hohen Preis: Die Iberer mussten diesmal einen durchschnittlichen Kupon von 3,7 Prozent bieten. Bei der vorangegangenen Auktion war dies noch ein ganzer Prozentpunkt weniger. Bereits zur Wochenmitte setzte der Abschwung beim Bund-Future ein, was insofern erstaunlich war, als dass den Markt erneut schlechte Daten aus dem US-Immobiliensektor erreichten. Wie schon in den beiden Vormonaten ging die Anzahl der verkauften Häuser erneut zurück. Eine Entspannung ist vorerst nicht in Sicht. Eurobonds, Haircut, Anleihenrückkauf durch den EFSF oder gar Griechenland selbst? Eine Beteiligung privater Gläubiger? Wäre eine mögliche Umschuldung überhaupt zu verkraften? Bereits im Vorfeld des europäischen Krisengipfels in Brüssel wurden zahlreiche Szenarien durchgespielt und diskutiert. Die Fronten waren von Beginn an ziemlich klar gesteckt: Während in den Reihen der EU-Mitgliedsstaaten der Widerstand gegen eine Umschuldung Griechenlands bröckelt, warnt die EZB eindringlich vor den Gefahren eines solchen Schrittes: „Eine Umschuldung wäre ein Desaster – ganz gleich ob sanft oder hart“, so EZB-Mitglied Lorenzo Bini Smaghi. EZB Chefvolkswirt Jürgen Stark geht sogar noch einen Schritt weiter und prognostiziert, dass die Folgen einer Umschuldung nicht abzuschätzen wären, „im schlimmsten Fall“, so Stark, würde eine solche sogar die „Auswirkungen einer Lehman-Pleite in den Schatten stellen“. In Wissenschaft und Wirtschaft wird jedoch endlich ein klarer Kurs gefordert. „Wir haben keine Zeit für lauwarme Lösungen“, konstatiert Wirtschaftsprofessor Hans-Peter Burghof im Interview mit N24. Arbeitsgeberpräsident Dieter Hundt sieht es ähnlich: „Die Zeit für kleine Schritte, die die Finanzmärkte nicht überzeugen, ist nach den Spekulationen gegen italienische Staatsanleihen endgültig vorbei.“ Griechenland bekommt zu den bereits aus dem ersten Rettungspaket zugesagten 110 Milliarden Euro, zusätzlich 109 Milliarden Euro für fällige Anleihen und neue Schulden. Private Gläubiger sollen rund 37 Milliarden Euro beitragen. Ist das Glas nun halb voll oder halb leer? Fakt ist, dass mit diesem Beschluss ein teilweise Zahlungsausfall (selective default) Griechenlands billigend in Kauf genommen wird, was insofern erstaunt, als dass die EZB einen solchen bis zuletzt ausgeschlossen hat. „Wie werden sehen, was passiert“, meint Jean Claude Trichet. Die europäischen Regierungschefs sehen sich auf alle Eventualitäten gut gerüstet: Griechische Banken konnten bei Turbulenzen umgehend mit gut 20 Milliarden gestützt werden. Und im Falle eines Zahlungsausfalls stünden zusätzliche 35 Milliarden Euro bereit. De facto ist Griechenland bis 2020 vom Finanzmarkt abgeschnitten. Vor allem die Rolle des EFSF wurde durch den Beschluss gestärkt. Der Rettungsfonds erhält fortan die Möglichkeit gegebenenfalls Anleihen geschlagener Euro-Staaten auf dem Sekundärmarkt zu erwerben – über diesen Umweg soll insbesondere die EZB aus der Schusslinie genommen werden. Des Weiteren soll der EFSF, auf Anraten der EZB, künftig präventiv Kredite an strauchelnde Staaten vergeben können. Der Zinssatz für die bereitgestellten Gelder wird außerdem auf 3,5 Prozent gesenkt. Während der Vorsitzende des Sachverständigenrates Wolfgang Franz konstatiert, dass es zu begrüßen sei, „dass abzulehnende Vorschläge wie Eurobonds vom Tisch sind und dass die Staaten nicht mehr weiterwursteln oder gar Griechenland fallenlassen oder ausschließen“ können, stößt der Beschluss von Donnerstag naturgemäß auch auf Kritik. Ifo-Chef Hans Werner Sinn bemerkt, dass dem Kind nur ein anderer Name gegeben wurde und die Ergebnisse dem Eurobonds-Vorschlag sehr nahe kommen: „Die Sozialisierung der Schulden in Europa geht munter weiter […] Das zusätzliche Geld, das den Griechen jetzt fast schon geschenkt wird, wird nie wieder zurückkommen.“ Die Aktienmärkte und der Euro reagierten fast schon euphorisch auf die Ergebnisse des Krisengipfels, während der Bund-Future bis zum Freitagmorgen auf unter 127,00 Basispunkte zurückfiel. Börse Stuttgart TV – Interview hier abrufbar: Es ist bisher der Sommer der Krisen. Egal ob Schuldenkrise beziehungsweise Euro-Krise in Europa oder Haushaltkrise in den USA – das Wort Krise ist in aller Munde und schürt bei vielen Anlegern Ängste, dass das gesparte Geld bald futsch sein könnte. Ist die Untergangsstimmung übertrieben? Wie kann man sich dennoch auf den „worst-case“ vorbereiten? Was ist noch sicher? Ralf Wiedmann, Vermögensverwaltung AdVertum, bei Börse Stuttgart TV. https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=5823 Aktuelle Neueinführungen an der Börse Stuttgart Seit dieser Woche können in Stuttgart zwei neue Fremdwährungsanleihen gehandelt werden: Die holländische Rabobank emittierte eine Schuldverschreibung mit 3 Jahren Laufzeit (WKN: A1GSZY). Der feste Kupon beträgt 3,25 Prozent. Die Mindeststückelung liegt bei 10.000 schwedischen Kronen nominal, was ca. 1.100 Euro entspricht (Stand: 22.07./ 11:30 Uhr). Volkswagen Financial Services begab sich mit einer Anleihe mit Fälligkeit zum 15. Juli 2015 auf das Stuttgarter Parkett (WKN: A0VRFC). Bei einem festen Kupon von 6,25 Prozent kann das Papier zu 2.000 australischen Dollar (ca. 1.500 Euro [Stand: 22.07./ 11:30 Uhr]) nominal erworben werden. Den Abschluss für diese Handelswoche bildet eine Schuldverschreibung der Brenntag Finance (WKN: A1GTC1). Die kleinste handelbare Einheit der Anleihe mit einer Laufzeit bis 19.07.2018 liegt bei 50.000 Euro nominal. Der feste Kupon beträgt 5,5 Prozent. Neues Anleihenformat beim Deutschen Anlegerfernsehen Die Zeit für Spekulationen ist vorüber: Griechenland bekommt zusätzliche 109 Milliarden Euro. Der private Sektor wird einbezogen und die Rolle des EFSF wird gestärkt. So weit, so gut, aber reicht das auch aus die Märkte zu beruhigen? Was ist mit den übrigen Krisenstaaten der Europeripherie? Das DAF-Anleihenforum präsentiert sich heute ganz im Rahmen des Euro-Sondergipfels in Brüssel. Mit Gastkommentaren heute von Frank Benz von der Benz AG und Stephan Pilz, smart invest. https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=5826 Quelle: boerse-stuttgart AG | ||
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