Alt 14.10.15, 17:21
Standard Die harte Realität
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Eine schöne Idee – mehr aber nicht!

Aufwärtsphasen im Aktienmarkt voll mitnehmen, Abwärtsphasen ausklammern - die Idealvorstellung schlechthin. Viele Aktienanleger stellen Rückbetrachtungen an und „konstruieren“ sich eine Strategie zusammen, die ein solches Erfolgsrezept auf einfache Art und Weise umsetzen kann. Die simple Herangehensweise: In Aufwärtsphasen ist eine passive Strategie Trumpf, in scharfen Abwärtsphasen dagegen ist aktives Trading gefragt: Korrekturen frühzeitig erahnen und absichern, im Optimalfall große Teile des Portfolios am Hochpunkt liquidieren und zu einem späteren Zeitpunkt günstiger wieder einsteigen.

Das hört sich echt toll an. Aber wie sieht es in der Praxis aus?

Die Realität in Abwärtsphasen

Korrekturen treten plötzlich und unangekündigt auf. Meistens werden sie überhaupt erst als solche identifiziert, wenn sie schon wieder vorbei sind. Die entscheidende Frage lautet: „Korrektur oder Bärenmarkt?“ Verdichten sich die Hinweise auf einen Bärenmarkt, ist ein - zumindest teilweiser - Ausstieg aus dem Markt selbstverständlich empfehlenswert. In der großen Mehrheit der Fälle handelt es sich allerdings nur um kurze, scharfe Kurskorrekturen, die von ebenso dynamischen Gegenbewegungen gefolgt werden. Kann man das sinnvoll timen?

Wo ist das vielzitierte „Zwischenhoch“, das einen optimalen Einstiegszeitpunkt für eine Absicherung markiert? Es gibt sich nur in der Rückbetrachtung als solches zu erkennen! Selbst wenn der Ausstieg aus dem Markt „gut gelingt“, stellt sich sofort die Frage nach dem Wiedereinstieg. Abwarten, bis sich die Märkte „erholt“ haben? In der Praxis liegen dabei die neuen Kaufkurse nicht selten sogar höher als das Ausstiegsniveau. Rendite verpasst, aber Nerven gespart - für die langfristige Performance ein ungesunder Trade-Off. Oder man hofft, dass die Kurse noch tiefer fallen und der neue Einstieg nahezu optimal verlaufen kann. Das Prinzip Zufall hält Einzug, und das Zeitfenster ist manchmal sehr klein - wie der jüngste „Schwarze Montag“ eindrucksvoll bewiesen hat. Anleger, die zu dieser Art von Aktionismus neigen, sollten sich deshalb ehrlich und kritisch hinterfragen, ob das eigene Portfolio tatsächlich nachhaltig von dieser „Strategie“ profitieren konnte. In der großen Mehrheit der Fälle nicht!

Die Realität in Aufwärtsphasen

Innerhalb eines intakten Bullenmarkts sind enorme Renditen möglich. In dieser Marktphase ist es also vorteilhaft, eine möglichst „passive“ Strategie umzusetzen - denn es geht ja „nur“ darum, die vom Markt angebotenen Renditen einzusammeln. Allerdings stellt sich das Anlegerverhalten in der Realität drastisch anders dar. Der aktuelle Bullenmarkt ist keine Spaßveranstaltung, sondern besteht aus einer mehr als sechs Jahre andauernden Phase voller Zweifel, Ängste und Sorgen! Wer hat es tatsächlich durchgehalten, in diesen Situationen „passiv“ zu agieren? Selbst in den Jahren 2012, 2013 und 2014, die wohlwollend als „Jahre ohne nennenswerte Korrektur“ in die Bücher eingegangen sind, wurden Anleger in jeder noch so kleinen Unebenheit von der puren Angst gepackt! US-Schuldenkrise, Griechenland, das Ende der FED-Anleihekäufe, Russland. Das sollte also das intakte Marktumfeld sein, in dem Renditen einfach zu holen sind und die Flut alle Boote hebt? Die eingangs erwähnte „schöne Theorie“ entspricht in der Realität reinem Wunschdenken.

Fazit

Beachten Sie Fakten statt subjektive Meinungen, Strategie statt Zufall, rational statt emotional! Seien Sie ehrlich zu sich selbst. Verklären Sie nicht die Vergangenheit, analysieren Sie ihr Verhalten in den verschiedenen Phasen. Und lernen Sie aus Ihren Fehlern!


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Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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