Alt 23.09.22, 10:56
Standard „Stimmungscheck zum Ende des Sommers“
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Der Pessimismus erreicht Allzeithochs.

Neun Monate seit Beginn des Rückgangs der globalen Aktienmärkte lässt der jüngste Abwärtstrend viele Anleger nervös werden - und das Schlimmste befürchten. Das ist angesichts des bisher enttäuschenden Jahres verständlich. Doch auch wenn es im Moment schwer zu erkennen ist, zeigt die Geschichte, dass Bullenmärkte im Pessimismus geboren werden - und die jüngsten Umfragen deuten darauf hin, dass das Bärenlager auf Rekordwerte angestiegen ist. Dies sagt zwar nichts darüber aus, wann eine Erholung beginnen wird oder ob sie bereits im Gange ist, aber wir sehen – für viele kontraintuitiv - den weit verbreiteten Pessimismus als eine grundsätzliche Berechtigung für einen übergeordneten Optimismus an.

Umfragen auf Rekordtief

Stimmungsmessung ist komplex und selten ergibt sich ein einheitliches Bild. Doch in diesen Tagen ist das anders. Die vielbeachtete weltweite Umfrage der Bank of America unter Fondsmanagern zeigte im September eine weit verbreitete Skepsis. Die jüngste Umfrage ergab, dass zum ersten Mal in ihrer Geschichte die Mehrheit der Befragten Aktien untergewichtet hat. Somit sind mehr Manager negativ gestimmt als in den Bärenmärkten der Finanzkrise 2007 bis 2009 oder 2020. Rekordbestände bei Barmitteln stehen aus Sorgen vor einer drohenden globalen Rezession und sinkenden Gewinnen am Seitenrand. Weder Gold, noch Kryptowährungen oder Anleihen stellen Alternativen dar.

Auch unter Privatanlegern zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Umfragen unter amerikanischen Privatanlegern deuten eine simultane Stimmungsentwicklung an. Mit Werten in der Nähe historischer Rekordtiefs sind positiv gestimmte Privatanleger in diesen Tagen schwer zu finden. Auch wenn es nicht überraschend ist, dass einzelne Anleger verunsichert sind, ist das Ausmaß schon bemerkenswert.

Verbrauchersorgen belasten

Um einen größeren Überblick über den Pessimismus der Menschen zu erhalten, hilft ein Blick in die Wirtschaft und das Verbrauchervertrauen. Der Index der Verbraucherstimmung der University of Michigan erreichte in seiner sieben Jahrzehnte umfassenden Geschichte im Juni einen historischen Tiefstand, etwa zu der Zeit, als die landesweiten durchschnittlichen Benzinpreise in den USA ein Rekordhoch von 5,02 US-Dollar pro Gallone erreichten. Mit Preisen von derzeit 3,68 US-Dollar pro Gallone scheint der Rückgang der Tankstellenpreise – anders als in Deutschland – auf extrem niedrigem Niveau für eine gewisse Entspannung zu sorgen. Von Aktien bis hin zur Wirtschaft deuten in diesem Sommer langjährige Umfragen darauf hin, dass sich die Menschen so schlecht fühlen wie noch nie.

Auch in Deutschland ergibt sich ein ähnliches Bild: In den letzten 30 Jahren waren die Erwartungen, gemessen mit Hilfe des ZEW Index für wirtschaftliche Entwicklungen, an die deutsche Wirtschaft selten so niedrig wie aktuell. Man könnte diese Situation als Warnzeichen sehen. Doch wenn die Stimmung von Anlegern, Verbrauchern und Ökonomen gleichermaßen so schlecht ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr, dann ist das tendenziell ein positives Zeichen für eine Markterholung.

Fazit

Natürlich handelt es sich hierbei nicht um ein präzises Timing-Instrument. Kurzfristige Bewegungen sind unvorhersehbar. Aber die nahezu universelle Depression schafft die Voraussetzungen dafür, dass die Erwartungen weit hinter der Realität zurückbleiben. Wenn alle mit dem Schlimmsten rechnen, ist es wahrscheinlich schon weitgehend eingepreist. Und wenn das befürchtete Szenario nicht eintritt? In der Regel sorgt die positive Überraschung für bessere Aktienmärkte.

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Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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