Alt 09.06.09, 17:01
Erst 2016 ist die Krise zu Ende!
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Bei der Analyse der US-Arbeitsmarktdaten in der letzten Woche ist mir etwas höchst Interessantes aufgefallen, das einen erstaunlichen Prognoseansatz für die nächsten Jahre liefert. Wie ich hier bereits häufiger geschrieben hatte, besteht die Möglichkeit, dass wir uns an den US-Märkten bereits in einer großen Seitwärtsbewegung befinden, die mit der 20 Jahre andauernden Seitwärtsbewegung der 60er und 70er Jahre vergleichbar ist. Ich hatte dabei auch schon auf einige Parallelen hingewiesen. Ein Beispiel ist die Entwicklung des Ölpreises während der Ölkrisen im Vergleich zu der Entwicklung des Ölpreises der letzten Jahre.

Ein alter Zyklus

Doch eigentlich liegt der Prognose, dass die Märkte nun wieder seitwärts laufen werden, ein alter Zyklus zugrunde: Bei großen Indizes besteht die Tendenz, sofern sie sich generell in einem Aufwärtstrend befinden, dass nach 15-20 Jahren Aufwärtstrend 15-20 Jahre Seitwärtsbewegung folgen, der wieder ein neuer Aufwärtstrend folgt:

Dieser Zyklus ist zumindest im Dow Jones gut zu erkennen:



Der Anfang ist vielleicht etwas durch die beiden Weltkriege verzerrt, aber im Prinzip kann man sagen, dass sich die Kurse von den 20ern bis zu den 40er Jahren mehr oder weniger seitwärts bewegt haben. Dann kam es zu einer 20 Jahre dauernden Rally. Anfang der 60er Jahre ging diese Rally wiederum in eine 20 Jahre andauernde Seitwärtsbewegung über, die bis zu den 80ern andauerte und in die bekannte, letzte große Rally bis zum Jahr 2000 mündete. Mit dem neuesten Einbruch der Aktienmärkte wird immer deutlicher, dass wir uns somit seit ca. 1996 wieder in einer Seitwärtsbewegung aufhalten, wenngleich die Märkte zwischen 1996 und 2000 natürlich noch aufwärts tendierten. Solche Überschneidungen sind jedoch typisch, siehe 1940-1945.

US-Arbeitsmarkt und die weitere Entwicklung der Indizes

Diese Überlegung war der Hintergrund, warum ich auf die Idee kam, die aktuellen Entwicklungen des US-Arbeitsmarktes mit denen der 60er und 70er Jahre zu vergleichen. Schauen Sie sich dazu folgenden Chart etwas genauer an:



Auch in der Seitwärtsbewegung zwischen 1960 und 1980 kam es zu einem massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit, hier anhand der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe dargestellt. Interessant ist die Parallelität der Ereignisse. Der erste große Einbruch im Jahr 1970 (grüner Pfeil links) wurde von einem deutlichen und anhaltenden Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe begleitet (grüner Halbkreis links). Eine sehr ähnliche Entwicklung gab es bei dem ersten starken Einbruch der aktuellen Seitwärtsbewegung in den Jahren 2002/2003 (grüner Halbkreis und Pfeil rechts).

Ende 1974 folgte der nächste crashartige Einbruch, der die Tiefs von 1970 nach unten auflöste (linker roter Pfeil unten). Dieser erneute Einbruch führte zu einem sehr steilen Anstieg der Erstanträge (linker roter Pfeil oben). Auch diese Entwicklung ist mit der aktuellen Situation vergleichbar. Aktuell haben wir ebenfalls einen solchen crashartigen Einbruch hinter uns, der ein neues tieferes Tief ausgebildet hat. Dieser wurde ebenfalls von einem sehr steilen Anstieg der Erstanträge begleitet (rechte rote Pfeile). Die Parallelen in der Synchronität der Ereignisse sind absolut eindeutig und verblüffend.

These:

Gehen wir davon aus, dass der oben genannte Zyklus noch intakt ist, können wir anhand des Vergleiches und der bisher zu erkennenden Parallelität der Ereignisse folgende Schlussfolgerungen ziehen:
1. Die Situation auf dem US-Arbeitsmarkt wird sich zunächst beruhigen. Zeitgleich findet, wie in den 70ern, ein starker Anstieg der Kurse statt, der sogar bis zu den alten Hochs reichen kann. Aktueller Grund für diese Rally könnte die enorme Ausweitung der Geldmenge sein. Dabei würde dieses Geld den Aktienmarkt als neues Renditeobjekt entdecken.
2. Doch die Krise ist nicht vorbei. Wir werden noch ein oder zwei dramatische rezessive Einbrüche der US-Wirtschaft erleben, die zu neuen Rekordwerten bei der US-Arbeitslosigkeit führen (ähnlich wie Anfang der 80er Jahre; siehe obere blaue Pfeile). In dieser Zeit werden die Märkte zwar wieder stärkere Kursrückgänge erleben, die allerdings nicht mehr zu neuen Tiefs führen sollten (siehe untere blaue Pfeile).
3. Das Ende der Krise berechnet sich aus dem Eintrittsjahr in die Seitwärtsbewegung 1996 plus 20 Jahre als deren Dauer. Das ergibt 2016. Wir werden also erst ca. 2016 die Seitwärtsbewegung verlassen! Die eigentliche Rally wird aber am unteren Ende der Seitwärtsbewegung starten, also voraussichtlich schon etwas früher.

Fazit: Wenn die Parallelität der Ereignisse bestehen bleibt, haben wir langfristig gesehen zurzeit gute Einstiegskurse. Allerdings sollte man immer etwas vorsichtig sein, denn Geschichte wiederholt sich zwar, aber in letzter Konsequenz meist doch immer etwas verändert. Das liegt unter anderem daran, dass die Entscheider, in diesem Fall maßgeblich die Mitglieder der Fed, auf das inzwischen gewonnene Wissen der Vergangenheit zurückgreifen können und wahrscheinlich alles tun werden, um die USA früher aus der Krise herauszuführen. Aber auch hier hilft dieser oben genannte Vergleich. Sobald zu erkennen ist, dass sich diese Parallelität nicht fortsetzt, müssen auch die weiteren Prognosen in Frage gestellt werden! Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn sich doch noch neue Tiefs ausbilden.

Nichts desto Trotz bleibt dieser Vergleich höchst beeindruckend, und es ergeben sich daraus für die nächsten Jahre eine Reihe wertvoller Prognoseansätze.

Viele Grüße

Jochen Steffens
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