Alt 11.12.09, 18:11
Anleihenbarometer geprägt von der Verunsicherung
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Von vorweihnachtlicher Ruhe ist derzeit wenig an den Finanzmärkten zu spüren. Mit den Sorgen um das Emirat Dubai und den finanziellen Problemen in Griechenland war der sichere Hafen der Bundesanleihen wieder gesucht und das Anleihenbarometer Bund-Future legte zwischenzeitlich zu.

Am Montag konnte der Bund-Future einen Teil seiner Verluste vom vergangenen Freitag wieder wettmachen, als er unter überraschend positiven US-Arbeitsmarktdaten litt. Unterstützung kam auch von den schwachen deutschen Auftragseingängen im Oktober. Anstatt des erwarteten Plus von 0,8 Prozent gingen die Aufträge um 2,1 Prozent zurück.

Der Dienstag stand ganz im Zeichen der Staatsanleihen. Mit belastenden Nachrichten aus Dubai und Griechenland stieg die Nachfrage nach Bundesanleihen. So scheinen sich die Probleme in Dubai weiter zuzuspitzen. Medienberichten zufolge soll Nakheel, eine Sparte von Dubai World, im ersten Halbjahr einen Verlust von 3,65 Milliarden US-Dollar eingefahren haben. Zusätzlich wurde die Bonität zahlreicher staatsnaher Unternehmen von Dubai herabgestuft. Außerdem hat die Ratingagentur Fitch die Kreditwürdigkeit von Griechenland auf “BBB+” von “A-” heruntergenommen. Damit stufte erstmals seit zehn Jahren eine der großen Ratingagenturen das zur Euro-Zone gehörende Land schlechter als mit “A” ein. Schon am Montag hatte sich EZB-Chef Jean-Claude Trichet besorgt über die hohe Verschuldung Griechenlands geäußert. Auch Standard & Poor's hat das südeuropäische Land auf dem Prüfstand stehen. Darüber hinaus zeigten sich Anleger von den Daten zur Industrieproduktion in Deutschland enttäuscht. Diese war im Oktober um 1,8 Prozent rückläufig, obwohl Analysten mit einem Anstieg um 1,0 Prozent gerechnet hatten.

Am Mittwoch sorgte einmal mehr eine Ratingagentur für Bewegung an den Finanzmärkten. S&P setzte den Ausblick für Spanien von „stabil“ auf „negativ“, das bedeutet, dass weitere Herabstufungen drohen. Dies sorgte zunächst für eine Flucht in risikoarme Werte wie Bundesanleihen, der Bund-Future legte weiter zu. Gegen später setzten dann aber Gewinnmitnahmen ein.

Am Donnerstag musste das Anleihenbarometer Bund-Future leichte Rückschläge hinnehmen. „Die Sitzungen der Schweizer Notenbank und der Bank of England verliefen ohne große Überraschungen. Bei beiden wurden die Zinsen bestätigt“, berichtet Sabine Traub, Leiterin des Anleihenhandels an der Stuttgarter Börse. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die enttäuschend hoch ausgefallen waren, lieferten am Nachmittag keinen Impuls für den Anleihemarkt. Generell wurde von einem ruhigen Geschäft berichtet, das auf Grund der freundlichen Tendenz am Aktienmarkt leicht unter Druck stand.

Zum Wochenausklang tendierten die Anleihenmärkte weiter leichter und der Bund-Future rutschte wieder unter die Marke von 123 Punkten. Gründe hierfür waren beruhigende Worte des griechischen Ministerpräsidenten, dass es unmöglich sei, dass Griechenland seine Schulden nicht bediene, sowie die sich erholenden Dividendentitel.

Anlegertrends: Sorgen um Kreditwürdigkeiten belasten

Mit den Sorgen um die Kreditwürdigkeiten verschiedener Staaten gerieten in der vergangenen Woche deren Anleihen unter Druck. So beispielsweise die Anleihe der Dubai Holding (WKN: A0LL9D), die sich im Wochenverlauf sehr schwankungsfreudig präsentierte und bis auf 43 Prozent fiel. Griechenland-Anleihen hatten im Vorfeld der Ratingherabstufung bereits gelitten und setzten mit der Bekanntgabe die Abwärtsbewegung weiter fort. „Innerhalb einer Handelswoche haben die griechischen Anleihen je nach Laufzeit fünf bis acht Prozent verloren. Dabei waren es hauptsächlich Privatanleger, die sich von ihren Investments getrennt haben“, berichtet der zuständige Anleihenhändler, Markus Gross. Die Anleihen Spaniens haben hingegen nur leichte Kursabschläge erlitten. Einige Marktteilnehmer befürchten, dass es in Kürze weitere Länder mit Ratingherabstufungen treffen könnte. Aufgrund der Finanzmarktkrise stehen insbesondere Portugal, Irland und Österreich im Fokus. „Die Bonitätseinstufung ist insbesondere bei der Kreditaufnahme, bspw. durch die Emission neuer Anleihen, sehr wichtig. Eine Verschlechterung erschwert die Kreditaufnahme, die Länder müssen dann höhere Zinsen bezahlen oder haben im Zweifelsfall Probleme, die Anleihen am Kapitalmarkt zu platzieren“, erklärt Markus Gross.

Seit Montag ist an der Stuttgarter Börse eine neue Tier-1 Anleihe der Unicredit handelbar. Die Anleihe ist erstmalig zum 10. Dezember 2019 zum Kurs von 100 Prozent kündbar. Bis zum ersten Kündigungstermin beträgt die feste Verzinsung 8,125 Prozent, danach 3 Monats Euribor plus 665 Basispunkte (WKN: A1AQM0).

In der Vorweihnachtszeit halten sich die Emittenten traditionell mit Neuemissionen merklich zurück. „Da die meisten Marktteilnehmer nun anfangen, ihre Bücher für dieses Jahr zu schließen, geht die Liquidität zurück. Wir tun unser Möglichstes, den Anlegern trotzdem gute Preise anzubieten und versuchen, größere Kursausschläge aufgrund der mangelnden Liquidität zu vermeiden“, so Sabine Traub.

Quelle: boerse-stuttgart AG
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