Alt 05.02.10, 15:55
Risikoaverse Anleger treiben Bund-Future nach oben
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Für das Anleihenbarometer Bund-Future verlief die Handelswoche erfreulich. Nach einem unspektakulären Verlauf in den ersten drei Handelstagen, konnte der Bund-Future ab Donnerstag von der Verunsicherung am Gesamtmarkt profitieren und legte deutlich zu.

In den ersten beiden Handelstagen verlief der Handel am Anleihenmarkt in engen Grenzen. Zum Wochenauftakt ließen sich die europäischen Anleihen von positiven US-Daten nicht beeinflussen. Der US-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in den USA stieg im vergangenen Monat überraschend deutlich an und markierte mit 58,4 Punkten den höchsten Stand seit Sommer 2004. Die Bauausgaben in den USA sind im Dezember hingegen deutlicher zurückgegangen als vom Markt erwartet.

Am Mittwoch musste der Bund-Future leichte Kursverluste hinnehmen. Experten führen dies hauptsächlich auf die Daten des Lohnbuchhaltungsunternehmens ADP zurück, die gerne als Indikator für die Monatsstatik vom US-Arbeitsmarkt herangezogen werden. ADP schätzt, dass im Januar 22.000 Jobs in den USA verloren gingen. Da die Schätzungen von ADP aber oftmals zu skeptisch waren, hoffen einige Börsianer nun auf eine schwarze Null bzw. sogar einen Anstieg der US-Jobs.

Mit schwachen Konjunkturdaten, einer enttäuschenden Emission der Portugal-Anleihe und einer regelrechten Talfahrten an den Aktienmärkten, konnte der Bund-Future am Donnerstag deutlich zulegen. Die deutschen Auftragseingänge haben mit einem Rückgang von 2,3 Prozent im Dezember die Markterwartungen deutlich verfehlt. Zudem lagen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe mit 480.000 über den Schätzungen der Analysten. Sorgen um die Haushaltsdefizite Portugals, Spaniens und Griechenlands bereiteten den Anleger ebenfalls Kopfzerbrechen. Die Platzierung einer Portugal-Anleihe konnte mangels Nachfrage nicht mit einem Volumen von 500 Millionen Euro, sondern nur mit 300 Millionen Euro platziert werden. Dies zog die Aktienbörsen regelrecht nach unten: Der Leitindex Spaniens und der portugiesische PSI verloren über fünf Prozent, der DAX fiel auf ein 2 ½ Monats-Tief. Wenig Impulse lieferte hingegen die Europäische Zentralbank. Erwartungsgemäß wurden die Leitzinsen bestätigt und eine baldige Zinserhöhung ist offenbar nicht in Sicht. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet bemühte sich zudem, die Sorgen der Finanzmärkte wegen der hohen Schulden Griechenlands und anderer Staaten zu zerstreuen. So lobte er ausdrücklich den kürzlich vorgestellten Plan der griechischen Regierung, mit dem diese ihr Defizit bis 2012 unter drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) drücken will.

Am Freitagvormittag setzte sich das Bild des Vortages weiter fort: Die Aktienmärkte hatten Kursverluste zu beklagen und der Bund-Future war einmal mehr gefragt. Um 14.30 Uhr steht noch die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten für den vergangenen Monat auf der Agenda. „Die Zahlen könnten an den Finanzmärkten für viel Bewegung sorgen und werden somit gespannt erwartet. Experten erwarten einen leichten Anstieg der US-Jobs von 10.000 Stellen und eine unveränderte Arbeitslosenquote bei 10 Prozent“, berichtet die Leiterin des Stuttgarter Anleihenhandels Sabine Traub.

Anlegertrends: Griechenland-Anleihen weiterhin Umsatzspitzenreiter

Zu den Umsatzspitzenreitern am Börsenplatz Stuttgart zählten erneut die Anleihen des finanziell angeschlagenen EU-Staates Griechenland. Die Kurse präsentierten sich schwankungsfreudig, insbesondere Privatanleger traten aber als Käufer auf. Bei der Betrachtung griechischer Anleihen mit verschiedenen Laufzeiten fällt auf, dass die Renditen für zwei und zehnjährige Anleihen sehr nahe beieinander liegen. „Im Fachjargon spricht man von einer flachen Zinskurve“, erklärt der zuständige Rentenhändler Markus Gross. „Dies könnte unter anderem daran liegen, dass der Finanzierungsbedarf insbesondere im kurzfristigen Bereich liegt. Besonders auf Sicht von drei Jahren benötigt Griechenland frisches Kapital“, so Markus Gross.

Argentinien war in der vergangenen Handelswoche einmal mehr eine Schlagzeile wert. Nach dem sich der Zentralbankchef des Landes gegen seinen Rauswurf bis zuletzt gewehrt hatte, ist er nun freiwillig zurückgetreten. Dies möchte die Regierung aber nicht akzeptieren, weil dieser ihrer Meinung nach nicht mehr im Amt sei. Nach dem die Regierung ihn geschasst hatte, war er per Justiz wieder eingesetzt worden. „Nun hat die Regierung freien Zugriff auf die Devisenreserven“, berichtet Sabine Traub. Bei den umgeschuldeten Anleihen zogen die Notierungen in den vergangenen Tagen wieder an. Das von vielen Marktteilnehmern mit Spannung erwartete Angebot zur Umschuldung der notleidenden Anleihen wurde bislang nicht veröffentlicht. Einige Marktbeobachter hatten erwartet, dass auf dem Weltwirtschaftforum in Davos Neuigkeiten bekannt werden. Dies war aber nicht der Fall.

Im Bereich Unternehmensanleihen zählten die vor wenigen Wochen emittierten Anleihen von Solarworld und HeidelbergCement wieder zu den Favoriten der Anleger. Analog zum Wechselbad der Gefühle an den Aktienmärkten, präsentierten sich die Anleihen ebenfalls volatil. Die neue Volkswagen-Anleihe (WKN: A1AQKZ), die nach der Emission unter Abgabedruck litt, ist wieder angezogen und notiert aktuell über pari. „Mit den steigenden Kursen kamen auch verstärkt private Käufer an den Markt. In den ersten Tagen hatten sich einige Institutionelle von den Anleihen getrennt, die sie im Rahmen der Börseneinführung bekommen hatten“, berichtet der Rentenhändler Oliver Gebhard.

In den vergangenen Tagen hat die Börse Stuttgart ihr Angebot an Fremdwährungsanleihen ausgebaut. Rund 100 bereits handelbare Anleihen – hauptsächlich von den Emittenten KfW und EIB, aber auch Anleihen von Industrie- und Finanzunternehmen, wurden neu in den Stuttgarter Handel aufgenommen. „Dabei liegen unterschiedliche Währungen wie beispielsweise Australischer Doller, Neuseeländischer Dollar, Britisches Pfund, Südafrikanischer Rand und US-Dollar zugrunde“, sagt die Anleihenhändlerin Claudia Smetko. Per Montag wird zudem eine neue Anleihe des Automobilherstellers Daimler in Stuttgart gelistet. Die Neuemission notiert in Australischen Dollar, verzinst sich mit 7,00 Prozent und läuft bis zum 9. Dezember 2013. Kleinste handelbare Einheit und zugleich auch Mindeststückelung sind 5.000 Australische Dollar (WKN: A1AQM4).

Seit dieser Woche sind an der Börse Stuttgart zwei neue Niederland-Anleihen handelbar. Eine Anleihe mit knapp dreijähriger Laufzeit und einem festen Kupon von 1,75 Prozent (WKN: A1AR5S), sowie eine am 15. Juli 2020 fällige Anleihe, die sich mit 3,5 Prozent verzinst (WKN: A1AS9E). Die kleinste handelbare Einheit liegt jeweils bei 1,00 Euro nominal.

Per heute wurde eine neue Zypern-Anleihe in den Stuttgarter Handel aufgenommen. Die Neuemission verzinst sich mit 4,625 Prozent und wird am 3. Februar 2020 fällig. Das Emissionsvolumen beträgt 1 Milliarde Euro, die Mindeststückelung liegt bei 1.000 Euro nominal (WKN: A1AS1P).

Der französische Automobilhersteller Peugeot steuert ebenfalls eine Neuemission bei: Am 5. August 2011 endet die Laufzeit, die Anleihe ist variabel verzinst mit einem Aufschlag von 140 Basispunkten auf den 3-Monats-Euribor (aktueller Kupon: 2,065 Prozent). Die kleinste handelbare Einheit beträgt 50.000 Euro (WKN: A1AS46).

Die Kerling plc, Europas größter PVC-Zulieferer, hat eine High Yield-Anleihe im Volumen von 785 Millionen Euro und einer Laufzeit von 7 Jahren emittiert. Die Neuemission verzinst sich mit einem Kupon von 10,625 Prozent. Bei 50.000 Euro nominal liegt die kleinste handelbare Einheit (WKN: A1ASWK).

Eine neue Wandelanleihe liefert die CA Immobilien Anlagen AG: Der Nominalbetrag von 50.000 Euro kann in 4.317,7147 Aktien gewandelt werden. Die Verzinsung beträgt 4,125 Prozent, die Laufzeit endet am 9. November 2014. Die Anleihe ist mit einem sogenannten Softcall ausgestattet und ist vom Emittenten am 23.11.2012 zu 100% unter bestimmten Voraussetzungen kündbar (WKN: A1APS2).

Quelle: boerse-stuttgart AG
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