Alt 30.04.10, 15:24
Standard Der US-Leitzins bleibt extrem niedrig - Drama um Griechenland spitzt sich zu
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Am Freitag der Vorwoche hatte die Regierung Griechenlands um die Aktivierung des vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU zugesagten Hilfspakets gebeten. Davon zeigten sich die Besitzer griechischer Staatsanleihen zunächst wenig beeindruckt. Auch die Kurse der Bundesanleihen reagierten auf die Meldung kaum. Da der ifo-Geschäftsklimaindex auf den höchsten Stand seit fast zwei Jahren geklettert ist und damit auf ein reges Wachstum im laufenden Frühjahr hindeutet, geriet der Bund-Future sogar leicht unter Druck.

Zu Wochenbeginn stürzten die Kurse griechischer Staatsanleihen dann stark ab. Die Renditen legten entsprechend rasant zu. Für zusätzliche Unsicherheit an den Finanzmärkten sorgte vor allem die zögerliche Haltung der Bundesregierung. Angesichts dessen kamen vermehrt Spekulationen auf, dass es mit den Hilfszahlungen des IWF und der EU nicht getan sei. Marktteilnehmer spekulierten offen über weitere Anpassungen. Dabei wurden auch die Möglichkeiten einer Umschuldung oder eines Austritts aus dem Euroraum diskutiert. Der Bund-Future legte in diesem Umfeld zu. Und das, obwohl sich der GfK-Konsumklimaindex für den Monat Mai weiter verbessert hat.

Am Dienstag hielt der Ausverkauf griechischer Staatsanleihen unvermindert an. Zu allem Übel kam hinzu, dass die Ratingagentur S&P die Bonität Griechenlands auf „BB+“ bei negativem Ausblick herabgestuft hatte. Somit ist für die Papiere nun tatsächlich das „Ramschniveau“ erreicht. Gleichzeitig wurde die Einschätzung für Portugal auf „A-“ gesenkt. Die betreffenden Staatsanleihen hatten in den vorangegangenen Tagen ebenfalls unter massivem Abgabedruck zu leiden.

Bundesanleihen waren dagegen weiterhin stark gesucht. So kletterte der Bund-Future am Mittwoch sogar bis auf 125,5 Zähler und lag damit rund 1,5 Prozentpunkte höher als zu Wochenbeginn. Danach fiel die Notierung allerdings wieder bis in den Bereich von 124,5 Punkten zurück. Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, und der Chef des IWF, Dominique Strauss-Kahn, hatten die Bundestagsfraktionen über eine Aufstockung der Hilfen für Griechenland informiert. Demnach soll das Rettungspaket nun ein Volumen von 120 bis 135 Milliarden Euro haben und drei Jahre laufen. Dadurch würde man Griechenland de facto für drei Jahre vom Finanzmarkt abkoppeln. Die Meldung über die Senkung der Einstufung Spaniens durch S&P auf „AA“ schockierte die Märkte aufs Neue. Die Zinsentscheidung der US-Notenbank (Fed), die Zinsen unverändert auf dem extrem niedrigen Niveau zu belassen, entsprach den Erwartungen „Normalerweise erhält die Zinsentscheidung der Fed viel mehr Aufmerksamkeit. Momentan fokussiert sich der Markt aber einzig auf die Finanzsituation von Griechenland und den anderen südeuropäischen Staaten, so dass solche Meldungen verpuffen,“, sagte Sabine Traub, Leiterin des Rentenhandels an der Börse Stuttgart.

Am Donnerstag verlief der Handel wieder etwas ruhiger. Beeindruckt zeigten sich die Börsianer vor allem von sehr guten Unternehmenszahlen. Konjunkturdaten spielten an diesem Tag kaum eine Rolle. In der Woche zum 24. April wurden 448.000 Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe gestellt. Das lag im Rahmen der Erwartungen. Der Bund-Future tendierte leicht schwächer.

„Am Freitag dürften jedoch die aktuellen Daten zum Bruttoinlandsprodukt für das erste Quartal in den USA erhöhte Beachtung finden“, bemerkte Sabine Traub.

Anlegertrends: Ausverkauf bei Griechenland-Anleihen

Die Angst vor einer Umschuldung bzw. einem Schuldenerlass für Griechenland und die Herabstufungen von Portugal und Spanien durch die Ratingagentur S&P sorgten für einen riesigen Wirbel am Rentenmarkt.

Börse Stuttgart TV sprach mit Sabine Traub, Leiterin des Rentenhandels an der Börse Stuttgart über den Ausverkauf griechischer Anleihen in dieser Woche und dessen Auswirkungen. Welche Papiere wurden im Sog mitgerissen und welche konnten profitieren? Kommt am Ende doch die Umschuldung? Oder hat sich die Lage inzwischen beruhigt?

Interview hier abrufbar:
https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=3610

Turnusgemäß wurde eine neue 10-jährige Bundesanleihe emittiert, die seit dem 28. April an der Börse Stuttgart handelbar ist (WKN: 113540). Die Bundesanleihe hat einen festen Kupon von drei Prozent und wird am 4. Juli 2020 fällig. Mindeststückelung und kleinste handelbare Einheit liegen bei einem Eurocent.

Trotz der aktuell auch in Spanien sehr angespannten Situation haben Banken der iberischen Halbinsel gute Quartalsergebnisse präsentieren können. Allen voran die Banco Santander. Das Institut brachte nun einen neuen Floater heraus, der seit dem 26. April an der Börse Stuttgart gehandelt wird (WKN: A1AV9L). Das Papier hat eine Laufzeit bis zum 26. April 2012 und verzinst sich mit Drei-Monats-Euribor plus 55 Basispunkte. Der Anfangszinssatz liegt bei 1,194 Prozent. Die Zinsanpassungen werden vierteljährlich jeweils am 26. Januar, 26. April, 26. Juli und 26. Oktober vorgenommen. Die Mindeststückelung liegt allerdings bei 50.000 Euro.

Die spanische Bank Caja Madrid kommt am 3. Mai mit einer neuen Anleihe an den Markt (WKN: A0TTY9). Diese läuft bis zum 11. April 2011 und besitzt einen festen Kupon von 5,125 Prozent. Mindeststückelung und kleinste handelbare Einheit liegen aber auch hier bei 50.000 Euro.

Seit dem 28. April kann auch ein Bond des französischen Energieversorgers Électricité de France (EDF) gehandelt werden (WKN: A1AWP6). Er besitzt eine relativ lange Laufzeit bis zum 26. April 2030 und einen festen Zinssatz von 4,625 Prozent. Auch hier betragen Mindeststückelung und kleinste handelbare Einheit 50.000 Euro.

Zum ersten Mal wird am 3. Mai eine Anleihe des traditionsreichen Jeansherstellers Levi Strauss & Co. im Rentenhandel der Börse Stuttgart eingeführt (WKN: A1AW19). Das Papier ist am 15. Mai 2018 endfällig und verzinst sich mit 7,75 Prozent. Allerdings kann die Anleihe am 15. Mai 2014 zu einem Kurs von 103,875; am 15. Mai 2015 zu einem Kurs von 101,938 und am 15. Mai 2016 zu einem Kurs von 100 vorzeitig gekündigt werden. Zudem sind hier weitere Sonderkündigungsrechte vereinbart worden. Die Mindeststückelung liegt bei privatanlegerfreundlichen 1.000 Euro.

Quelle: boerse-stuttgart AG
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