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Ohne Sorgen kann es keine Rallye geben. Denn nur wenn besorgte Bären sukzessive überzeugt und zu Bullen konvertiert werden können, kommen immer wieder neue Käufe in den Markt, die die Kurse noch höher treiben. Betrachten Sie daher die Sorgen, die durch die Medien getrieben werden, sehr genau:
Gestern wurde beispielsweise das Protokoll der letzten Fed-Sitzung veröffentlicht. Darin steht, dass die US-Notenbank gegebenenfalls in den kommenden Monaten bereits mit dem "Tapering", der Drosselung der lockeren Geldpolitik beginnen könnte. Der Dow Jones ist in Folge dieser Meldung ein halbes Prozent ins Minus gerutscht, der DAX startete heute früh ein halbes Prozent im Minus. Doch lassen Sie sich von dieser Meldung nicht verunsichern, denn sie ist alt. Die Sitzung fand Ende Oktober statt, und direkt im Anschluss hat Fed-Chef Ben Bernanke verkündet, die lockere Geldpolitik vorerst noch beizubehalten. Das war die Neuigkeit! Und wer glaubte, die Notenbank hätte damals nicht über einen möglichen Beginn des Taperings gesprochen, der ist blauäugig. Irgendwann muss die US-Notenbank mit dem Tapering beginnen - und nichts anderes steht in dem Protokoll, das nun veröffentlicht wurde. Eigentlich hätte ich erwartet, dass die Bestätigung durch die Fed, dass man das Tapering noch immer im Auge hat, für Beruhigung an den Märkten sorgen würde. Denn die eigentliche Angst, die ich immer wieder von Marktteilnehmern höre ist die, dass die Fed vielleicht gar nicht mehr mit der Drosselung beginnen kann, ohne die Konjunktur abzuwürgen. Aber da sind wir wieder bei dem von mir bereits aufgezeigten Problem der Transparenz: Die Fed will gerne transparent sein, doch die Anleger legen jedes Wort auf die goldene Waagschale und spekulieren um so mehr, welche Worte nun ernst gemeint sein könnten und welche nicht. Anleger tauchen immer tiefer in die Arbeit der Fed ein, wobei die Fed doch ganz unscheinbar im Hintergrund dafür sorgen sollte, dass solche Spekulationen nicht stattfinden. Würden Anleger der Fed vertrauen, dann würden sie nicht so über die Bedeutung der Worte spekulieren. Die Transparenz ist schädlich für das Vertrauen. Zu verstehen ist die Aufregung auch in Verbindung mit dem Sentiment der Anleger: Nach der anhaltenden Rekordjagd der Börsen ist die Euphorie inzwischen sehr hoch. Da ist die Gefahr für einen Rückschlag groß, und die transparenten Worte im Fed-Protokoll sind nur noch der Auslöser. Schauen wir uns einmal an, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich (diesmal Freitag bis Donnerstag) entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (20.11.2013) | Woche Δ Dow Jones: 15.901 | 0,2% DAX: 9.202 | 0,6% Nikkei: 15.366 | 1,3% Euro/US-Dollar: 1,34 | -0,1% Euro/Yen: 135,29 | 0,3% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,79% | 0,09 Umlaufrendite Dt: 1,38% | -0,05 Feinunze Gold: $1.247 | -2,9% Fass Brent Öl: $108,03 | -0,2% Kupfer: 6.989 | 0,3% Baltic Dry Shipping: 1.527 | 0,7% Die Goldpreisentwicklung sticht hervor: Mit einem Minus von 2,9% rutscht der Goldpreis nunmehr wieder ab. Liquiditätsschwemme ohne Inflation nutzt den Unternehmen, nicht dem Gold. Erst wenn Inflation oder Deflation ins Spiel kommen, also wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die für Unternehmen nur schwer handhabbar sind, dann springt der Goldpreis wieder an. Derzeit sieht es so aus, als seien die Notenbanken weltweit willens und in der Lage, Deflation zu verhindern. Von Inflation ist keine Spur zu sehen, vielmehr werden die Märkte mit Liquidität überschwemmt. Unternehmen nehmen günstige Kredite auf, was insbesondere den gut planbaren und langfristigen Geschäften von Industrieunternehmen hilft. Wenn nun die Konjunktur in den USA und vielleicht bald auch in Südeuropa Besserungsanzeichen zeigt, dann gibt es kein Halten mehr für die Aktien - und von Gold möchte niemand etwas wissen. Wir bleiben daher vorerst bei unserer niedrigen Goldquote in dieser Marktphase. Die Jubelstimmung in Japan hält an. Die Bank of Japan (BoJ) hat gestern bekanntgegeben, den Leitzins bei 0,1% zu belassen. Die Konjunktur zeige moderate Erholungsanzeichen, so die BoJ. Crack-up Boom kommt mir da in den Sinn: Die Märkte werden mit so viel Liquidität überschwemmt, die dann direkt in die Aktienmärkte fließt - ohne den Umweg über die Unternehmen zu machen. Sprich: Nur die Vermögenswerte steigen im Preis, nicht das Geschäft. Es ist die alte Kritik: Die Liquditätsschwemme komme nicht bei den Unternehmen an, sondern führe zu einer erneuten Blase bei den Vermögenswerten. Nun, wir werden mitsegeln und schaffen hoffentlich rechtzeitig den Absprung. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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