Alt 07.03.14, 12:24
Standard Aktienmärkte gehen vor US-Arbeitsdaten in Deckung
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Weiter im Minus zeigen sich Europas Aktienmärkte am Freitagmittag. Nach leichter Enttäuschung über die Entscheidung der Europäischen Zentralbank am Vortag dominiert nun die Vorsicht vor US-Daten. Am frühen Nachmittag steht der wichtige monatliche Arbeitsmarktbericht der US-Regierung an. Der DAX verliert 0,8 Prozent auf 9.468 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,5 Prozent auf 3.129 Zähler nach.

Volkswirte prognostizieren im Schnitt eine Zunahme der US-Beschäftigung von 152.000 Stellen im Februar. Im Januar waren es 113.000 neue Stellen. "Das Winterwetter dürfte einer durchgreifenden Verbesserung am Arbeitsmarkt noch entgegen gestanden haben", sagt Michael Carey von der Credit Agricole. Wie bisher verlassen sich Händler aber darauf, dass der Verweis auf "den schweren Winter" in den USA als Entschuldigung für eventuell schwächere Daten dienen wird.

Gute Nachrichten gibt es indes von der deutschen Industrieproduktion. Sie ist im Januar mit plus 0,8 Prozent stärker gestiegen als prognostiziert. Dies untermauert den stabilen Eindruck von der Industrie, den schon die guten Auftragseingänge am Vortag hinterlassen hat. Die Aktienwoche ist für Anleger dennoch bisher mau verlaufen, der DAX hat seit Montag um 1,5 Prozent nachgegeben. Nicht nur die Krise in der Ukraine, auch die Stärke des Euro bedeutet für die exportlastige deutsche Wirtschaft - und also auch für deutsche Aktien - immer stärkeren Gegenwind.

Der Euro ist nach wie vor Profiteur der Untätigkeit der Europäischen Zentralbank. Diese hat am Donnerstag die geldpolitischen Zügel wider Erwarten mancher Marktakteure nicht gelockert. Das stützt die Gemeinschaftswährung, die ihre Gewinne zum US-Dollar weiter ausbaut. Mittlerweile notiert der Euro mit 1,3887 Dollar auf dem höchsten Stand seit Ende Dezember. Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank notiert dazu, "dass wir uns von der Sicht verabschieden müssen, eine dauerhaft expansive EZB würde eine Belastung für den Euro darstellen".

Laut Chris Weston vom Broker IG ist der Euro zum Dollar nun aus einem sechs Jahre dauernden Abwärtstrend ausgebrochen. Weston macht internationale Investitionsströme für den festen Euro verantwortlich: "Wenn die ganze Welt spanische und italienische, ja sogar griechische Anleihen kauft und gleichzeitig jeder Marktstratege Europas Aktien übergewichtet, dann sind diese Mittelzuflüsse ein starker Kurstreiber für den Euro".

In der Tat ignoriert die Euro-Stärke erneute Probleme mit Griechenland: Wegen neuer Kapitallücken steht der griechische Bankensektor am Freitag unter Abgabedruck. Die griechische Notenbank hat den zusätzlichen Kapitalbedarf der vier systemrelevanten Institute - Piraeus Bank, Alpha Bank, Eurobank Ergasias sowie National Bank - auf insgesamt 5,8 Milliarden Euro taxiert. Die Bilanzen der Institute leiden unter dem Anstieg fauler Kredite. Piraeus Bank geben um 6 Prozent nach, Alpha Bank um 4 Prozent und Eurobank Ergasias um 4,5 Prozent.

Am Aktienmarkt herrscht nachrichtliche Ruhe. Fraport-Aktien geben um 0,6 Prozent nach, denn laut Händlern liegt das Gewinnziel des Flughafenbetreibers für 2014 leicht unter den Schätzungen am Markt. Die Evonik-Aktie legt nach positiv vom Markt aufgenommenen Zahlen um 0,2 Prozent zu.

Papiere von Krones springen dagegen fast 8 Prozent in die Höhe. UBS hat die Aktien des Herstellers von Abfüll- und Verpackungsanlagen auf "Kaufen" erhöht. Die Citigroup hat die Aktien von Philips und von Societe Generale auf eine Empfehlungsliste genommen. Philips-Aktien steigen um 0,5 Prozent, Societe Generale geben um 0,2 Prozent nach.

Telecom Italia steigen nach erwartet schwachen Zahlen um 1,8 Prozent. Italiens größter Telekomkonzern hat im Heimatmarkt stark zu kämpfen und musste wegen der schwachen Geschäfte bereits im ersten Halbjahr 2,2 Milliarden Euro auf den Firmenwert in seinen Büchern abschreiben. Unter Herausrechnung der Abschreibung hätte das Unternehmen im vergangenen Jahr 1,5 Milliarden Euro verdient. Dass das Unternehmen die Dividende für die Stammaktien streicht, ist für Jefferies-Analyst Jerry Dellis keine Überraschung. Er rechnet mit einer Ausschüttung im kommenden Jahr.

Orange-Aktien setzen dagegen ihre Rally seit dem Vortag fort und legen 2,7 Prozent zu. Die Analysten der Citigroup gehen davon aus, dass die Aktie dank der Konsolidierung in Frankreichs Telekom-Sektor von ihren Bewertungsabschlägen befreit wird.

DJG/mod/raz

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