Alt 14.04.14, 14:29
Standard Zuspitzung in der Ukraine belastet Börsen
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Keine Lust auf Risiko haben Investoren zum Wochenbeginn. Die Aussicht auf eine militärische Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine zieht Verkäufe von Aktien und Käufe sicherer Anlagehäfen wie Gold nach sich. Der DAX fällt um 0,6 Prozent auf 9.259 Punkte - der tiefste Stand seit drei Wochen. Damit summieren sich die Verluste seit Anfang vergangener Woche auf knapp 5 Prozent. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,5 Prozent auf 3.100 Punkte nach.

Starke Kursrückschläge müssen die deutschen Nebenwerte hinnehmen. Der MDAX verliert 1,8 Prozent, fast viermal soviel wie der DAX. Der TecDAX gibt sogar um 3,1 Prozent nach. Beide Indizes gelten als konjunkturabhängiger als der DAX, sind also aus Anlegersicht mit höheren Risiken verbunden. Zudem sind viele Nebenwerte deutlich illiquider als die deutschen Blue-Chips. Verkaufsorders können die Kurse daher stärker nachgeben lassen, wenn sie auf eine geringe Nachfrage stoßen.

Nach dem Ausbruch blutiger Gefechte zwischen ukrainischen Elitetruppen und prorussischen Milizen ist der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu einer Dringlichkeitssitzung zusammengekommen. Am Sonntag waren bei Feuergefechten nach Angaben des ukrainischen Innenministers Arsen Awakow mehrere Menschen getötet und verletzt worden, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet.

An den Kreditmärkten sind daraufhin die Risikoprämien gestiegen. Renteninvestoren zahlen also höhere Prämien, um sich gegen einen Ausfall von Schuldnern abzusichern. Die so genannten Kreditausfallversicherungen für Anleihen der Ukraine sind um 5 Prozent gestiegen. Der Goldpreis steigt, die Feinunze hat sich um 0,3 Prozent auf 1.323,60 US-Dollar und damit auf den höchsten Preis seit drei Wochen verteuert.

Im Währungshandel profitiert der Dollar von den schlechten Nachrichten aus der Ukraine. Der Greenback hat zum Euro und zum Yen leicht aufgewertet. Die Gemeinschaftswährung wird am Mittag mit 1,3830 Dollar gehandelt. Im frühen Handel kostete sie noch 1,3870 Dollar. Bundesanleihen können von der Krise in der Ukraine bislang nicht profitieren. Sie waren zuletzt bereits stark gestiegen.

An den Aktienmärkten geben die Kurse im Reise- und Tourismussektor am stärksten nach. Vor allem die Papiere der Fluggesellschaften geraten unter Druck, sie gelten als besonders anfällig in Zeiten geopolitischer Krisen. Lufthansa, Air France-KLM und IAG verlieren zwischen 3,8 und 4,5 Prozent. Der Reise- und Freizeitsektor büßt 2,2 Prozent ein. Überdurchschnittliche Kursverluste erleiden auch die konjunkturabhängigen Sektoren Technologie, Automobilbau, Bau und die Hersteller von Industriegütern.

Aus diesen schichten Investoren in solche Branchen um, die als relativ krisenfest gelten. Dazu zählen die Nahrungsmittelproduzenten sowie die Hersteller von alltäglichen Konsumgütern. Kräftig zulegen können die Kurse von Henkel, L'Oreal und Louis Vuitton im Konsumsektor (1,9 Prozent) und die Kurse von Diageo, Danone und Unilever im Lebensmittelsektor (1,1 Prozent).

Der Duft- und Aromastoffhersteller Symrise will für knapp 1,3 Milliarden Euro die französische Holding Kerisper kaufen. Dieser wiederum gehört das Unternehmen Diana, welches die Lebensmittel- und Kosmetikindustrie beliefert. Für die Übernahme wird Symrise das Kapital um rund 10 Prozent aufstocken müssen. Die Symrise-Aktie verliert 2,3 Prozent.

Der Verkauf von bis zu 800 Kampfpanzern des Typs Leopard 2 nach Saudi-Arabien ist einem Zeitungsbericht zufolge geplatzt. Die Bundesregierung werde dem Export nicht zustimmen, berichtet die Bild am Sonntag. Das drückt die Rheinmetall-Aktie um 3,5 Prozent. Der Konzern liefert Komponenten für den Leopard 2.

Der Rohstoffproduzent und -händler Glencore verkauft seine Kupfermine in Peru für 5,8 Milliarden US-Dollar in bar an ein chinesisches Konsortium. Das lässt den Aktienkurs in London um 1,3 Prozent steigen. An der Pariser Börse fallen Peugeot-Aktien um 4,4 Prozent. Die Franzosen wollen die Angebotspalette verkleinern und so die Verluste eindämmen. Die Aktie kann sich dem allgemeinen Ausverkauf jedoch nicht entziehen.

Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@wsj.com

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