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Die von mir beschriebene Rotation raus aus den Highflyern aus 2013 und rein in zyklische Aktien kann inzwischen aufgefächert werden.
Raus aus: - Branchen mit vielen neuen Börsengängen - also Biotech, Software as a Service, Cloud, mobiles Internet und Social Media, - Umsatzwachstum ohne Gewinn, - Umsatzwachstum ohne Dividende und rein in: - Dividendentitel, - Industrieaktien, - Profitables Umsatzwachstum. Anleger sind nicht mehr bereit, bis 2016 auf Gewinne ihrer Lieblingsaktien zu warten. ServiceNow sticht hier diese Woche heraus. Das Unternehmen hat vor zwei Jahren im Rahmen des Börsengangs klar kommuniziert, Umsatzwachstum vor Profitabilität zu stellen. Die Produkte des Unternehmens sind gefragt, der Bereich Software as a Service über die Cloud für IT-Abteilungen großer Konzerne stellt derzeit eine Phase der Markteroberung dar. Wer als erster kommt, wird sich als Marktführer durchsetzen ... oder aber von einem noch größeren Unternehmen (IBM?) gekauft. Es geht hier allein um die Geschwindigkeit des Umsatzwachstums. Entsprechend hat ServiceNow diese Woche mit den Quartalszahlen ein herausragendes Umsatzwachstum von +62% ausgewiesen. Der Verlust lag mit 8 Cents je Aktie im Rahmen der Erwartungen. Doch die Aktie wurde ausverkauft, als erinnere sich kein Anleger mehr an die klare Ankündigung von CEO Frank Slotman. Oder Amazon, heute mit 10% im Minus, hat 23% Umsatzwachstum ausgewiesen. Seit Amazon im vergangenen Jahrtausend an die Börse gegangen ist, hat Gründer und CEO Jeff Bezos bereits hunderttausend mal betont, er werde Umsatzwachstum über Gewinne stellen. Finden Sie mal ein zweites Unternehmen mit 23% Umsatzwachstum auf der Basis von 75 Mrd. USD Jahresumsatz. Das ist gigantisch. Erstmals hat CFO Thomas Szkutak über die Marktchancen in China gesprochen. In jedem Satz, mit dem er über Chancen in China sprach, fädelte er einen Nebensatz ein, der etwa so klang: "..., was exorbitant hohe Investitionen erfordert,..." Ja, Amazon investiert weiterhin als gebe es kein morgen. Wer schon immer mal einen günstigen Einstiegszeitpunkt für Amazon haben wollte, der kann sich heute bedienen. Bitte aber nur mit extrem langem Zeithorizont. Doch der Ausverkauf in den Aktien von ServiceNow und Amazon ist nicht die Schuld der beiden Unternehmen. Sie machen genau das, was sie können und was die fundamental orientierten Anleger auch erwarten. Spekulanten hingegen shiften ihre Positionen um. Wachstum ohne Gewinne wird nicht mehr toleriert. Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (24.04.2014) | Woche Δ Dow Jones: 16.502 | 0,5% DAX: 9.549 | 2,5% Nikkei: 14.429 | 0,1% Euro/US-Dollar: 1,38 | 0,0% Euro/Yen: 141,13 | 0,0% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,67% | 0,03 Umlaufrendite Dt: 1,30% | 0,03 Feinunze Gold: $1.301 | 0,1% Fass Brent Öl: $110,31 | 2,0% Kupfer: 6.785 | 2,4% Baltic Dry Shipping: 962 | 2,8% Der DAX hatte gegenüber dem Nikkei und Dow Jones noch Aufholbedarf aus der Vorwoche. Zudem gibt der DAX heute überproportional viel ab, was die bessere Wochenperformance vom vergangenen Mittwoch Abend zum gestrigen Donnerstag Abend zumindest etwas relativiert. Diese Woche wurden einige herausragende Quartalsergebnisse veröffentlicht. Doch die Kurssprünge blieben auf die jeweils betroffenen Unternehmen begrenzt, genau wie auch die schwachen Quartalszahlen nicht verallgemeinert wurden. So gab es zwar jede Menge Überraschungen, doch der Gesamtmarkt hat sich nur wenig bewegt. Die überwiegend guten Quartalszahlen haben der Börse zunächst auf die Sprünge geholfen. Doch zum Wochenende hin nahmen die Spannungen in der Ukraine wieder zu, was einen Teil der Wochengewinne wieder ausradierte. Zur Ukraine: Ich weiß doch auch nicht mehr als Präsident Obama oder Kanzlerin Merkel. Kremlchef Putin möchte sich mehr Achtung in der Welt verschaffen, Russland wieder auf Augenhöhe mit den USA bringen, und geht dafür ein großes Risiko ein. Nach wie vor beruhigt es mich, dass Deutschland abhängig ist von den Gas-Lieferungen Russlands, denn das dürfte eine unkontrollierte Eskalation erschweren. Doch ohne die harte Linie der USA machen die Russen dort weiterhin, was sie wollen. Wie eigentlich schon immer. Muss nun gerade an der Ukraine ein Exempel statuiert werden? Die USA sagen "Ja", und Putin nutzt die unterschiedlichen Abhängigkeiten zwischen den USA und der EU zu seinem Vorteil. Nach wie vor ist es in meinen Augen eine gefährliche Gratwanderung. Solange die Situation nicht eskaliert, und mit Eskalation meine ich eine militärische Einmischung westlicher Mächte, denn gelegentliche Scharmützel und Gebietsräubereien lösen nicht notwendigerweise gleich einen Dritten Weltkrieg aus, solange wird das Interesse der Finanzmärkte an den Vorgängen abnehmen. Eine immer höhere Schmerzschwelle ist notwendig, um die Aufmerksamkeit der Finanzmärkte zurückzugewinnen. Bleibt die Eskalation also aus, wird die Börse bald das Interesse an der Ukraine verlieren und sich den wirtschaftlichen Perspektiven der Weltkonjunktur zuwenden. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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