Alt 15.05.14, 10:01
Standard EZB-Spekulation treibt DAX auf Allzeithoch
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Hoffnungen auf eine noch lockerere Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) treiben Europas Börsen am Donnerstagvormittag nach oben. Der DAX springt auf ein neues Allzeithoch. Schwache Wachstumsdaten aus Frankreich hatten wie vom Handel erwartet diese Hoffnung befeuert. Der Euro reagiert darauf mit Kursverlusten und bricht unter die wichtige 1,37er-Marke zum Dollar weg.

Politische Probleme bremsen die Märkte nicht. Immerhin hatte der russische Außenminister Lawrow gewarnt, die Ukraine stehe kurz vor einem Bürgerkrieg. Die Vorlagen aus Wall Street fielen zwar impulslos aus, Händler hoffen aber auch dort auf eine Fortsetzung der Rally mit neuen Allzeithochs am Nachmittag. In Japan waren die Kurse nur wegen des stärkeren Yens gefallen - dies allerdings nur wegen eines stärker als erwartet ausgefallenen BIP. Auch die Berichtssaison läuft derweil weiter und überzeugt vor allem in Europa. Der DAX notiert mit 0,3 Prozent höher bei 9.769 Zählern. Bei 9.810 Punkten markierte der deutsche Leitindex ein neues Allzeithoch. Der Euro-Stoxx-50 legt um 0,2 Prozent auf 3.217 Punkte zu.

Ganz im Marktfokus stehen die EU-Inflation und die überwiegend schwächeren BIP-Daten aus der Eurozone. In Deutschland ist die Wirtschaft im ersten Quartal mit 0,8 Prozent zwar etwas stärker als erwartet gewachsen, in Frankreich schaffte sie jedoch nicht einmal ein minimales Wachstum und stagnierte. In den Niederlanden fiel das BIP sogar um 1,4 Prozent zum Vorquartal zurück.

"Alle Daten sind extrem wichtig und werden vom Markt mit Blick auf die kommende Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank im Juni interpretiert werden", sagt ein Händler. Je geringer die Inflation ausfalle, desto positiver wäre dies für den Aktienmarkt und zugleich negativ für den Euro. "Das würde den Spielraum der EZB für geldpolitische Lockerungen erweitern und gleichzeitig die Argumentation erleichtern", sagt der Händler.

Hauptverlierer im DAX sind die Aktien der Deutschen Post. Sie fallen nach Zahlenausweis um 2,7 Prozent. Das Geschäft hatte unter Wechselkursbelastungen gelitten. Zudem flossen fast 350 Millionen Euro aus der Kasse, größtenteils durch Pensionszahlungen an ehemalige Staatsbedienstete. Zudem lag der Nettogewinn unter Erwartung. K+S notieren nur wegen ihres Dividendenabschlags von 0,25 Euro im Minus.

Merck KGaA legen hingegen trotz eines etwas verhaltenen Ausblicks 0,5 Prozent zu. Die Analysten der DZ-Bank loben, dass es in sämtlichen Segmenten ein gutes organisches Wachstum gegeben habe. Damit hätten sowohl negative Währungseffekte als auch geringere Lizenzeinnahmen im Pharmageschäft kompensiert werden können.

Vodafone leiden unter einer Abstufung durch Goldman Sachs und fallen um 1,1 Prozent. Die Analysten sehen mittlerweile kein großes Potenzial für Übernahmen mehr. Die möglichen Interessenten würden nun alternative Transaktionen vornehmen. Zudem handele die Aktie mit einem Aufschlag gegenüber anderen Telekommunikationswerten, so dass eine Wachstumserholung bereits eingepreist sei.

Richemont springen nach einer deftigen Dividendenerhöhung um 3,4 Prozent. Zudem steht hier ein Aktienrückkauf an. Auch die Titel des niederländischen Versicherers Aegon legen nach guten Geschäftszahlen um 3,9 Prozent zu. Ebenfalls gut kommen die Daten von Vivendi an, die Aktien steigen um 0,3 Prozent. Die Papiere des italienischen Versicherers Generali ziehen um 0,9 Prozent an. Hier liegt der Nettogewinn über den Erwartungen.

In Europa sorgt zudem Frankreichs Industriepolitik für Aufsehen: Der französische Premier Valls hat ein Dekret unterzeichnet, das ihm bei Übernahmen von als strategisch wichtig geltenden französischen Unternehmen ein Vetorecht einräumt. "Das Dekret kommt überraschend und dürfte auch mit Blick auf die anstehende Europawahl lanciert worden sein. Die Sozialisten wollen populistisch demonstrieren, dass sie französische Interessen strikt vertreten", kommentiert ein Händler. Für Frankreichs Aktien und den CAC-40-Index könnte dies dazu führen, dass Übernahmeprämien aus den Aktienkursen ausgepreist werden. Der Pariser Index notiert unverändert.

Bei den Nebenwerten springen Manz Automation um 8 Prozent. Hier begeistert trotz eines Verlustes der höhere Auftragseingang. Gleichzeitig werden die Titel in den MSCI Small Cap Index aufgenommen. Der Markt hatte damit nicht gerechnet. Südzucker sinken um 2,4 Prozent. Die Aktien fallen aus dem MSCI-Index heraus. Weitere Nebenwerte, die in den Nebenwerteindex aufgenommen werden, sind Solarworld, Compugroup, RIB Software und Villeroy & Boch. SMA Solar zeigen sich indes unverändert trotz schwacher Quartalsdaten.

Aus den USA kommen am Nachmittag zudem wichtige Fundamentaldaten. Dort wird über die Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung berichtet. Daneben stehen mit dem Philadelphia-Fed-Index und dem Empire State Index vielbeachtete ökonomische Frühindikatoren an.

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