Alt 04.06.14, 12:18
Standard Börsen schalten vor EZB-Sitzung einen Gang zurück
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Die Kurse an den Börsen in Europa kommen zur Wochenmitte etwas zurück. Aktienhändler berichten von Gewinnmitnahmen vor der mit Spannung erwarteten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. "Die Erwartung an die EZB ist hoch, dass Enttäuschungspotenzial ebenfalls", heißt es unisono an der Börse. EZB-Präsident Mario Draghi habe in der Vergangenheit die Märkte nicht enttäuscht. Sollte diese Serie weiter anhalten, könnte es am Donnerstag nach der Sitzung auch schnell wieder nach oben gehen. Am Mittag notiert der DAX mit einem Abschlag von 0,2 Prozent bei 9.901 Punkten. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,3 Prozent auf 3.233 Punkte nach unten.

Am Vormittag gab es bereits eine Reihe von Daten aus der Eurozone. Die Einkaufsmanagerindizes für das Dienstleistungsgewerbe deckten sich weitgehend mit den Erwartungen und haben die Finanzmärkte kaum bewegt. In Spanien ist dieser im Mai mit 55,7 unter der Konsensschätzung geblieben, die laut einem Beobachter bei 56,1 lag. Das italienische Pendant hat hingegen mit 51,6 die Konsensschätzung von 51,5 erfüllt. In beiden Ländern handelt es sich um Ersterhebungen.

Zweitveröffentlichungen gab es für Frankreich und Deutschland. In Frankreich liegt der Umfragewert mit 49,1 knapp unter der Prognose von 49,2. Der deutsche Index liegt mit 56,0 nach wie vor an der Spitze, hat die Konsensschätzung von 56,4 jedoch leicht verfehlt. "Unter dem Strich hat sich wenig geändert: Die deutsche Wirtschaft steht robust da, aber in den übrigen großen EU-Staaten kommt die Konjunktur nur schleppend in Gang", sagt ein Händler.

Am Devisenmarkt kommt der Euro leicht auf 1,3612 Dollar zurück. Die erwarteten Zinssenkungen durch die EZB sind laut Händlern weitestgehend eingepreist. Für Bewegung könnte der ADP-Arbeitsmarktbericht am Nachmittag sorgen. Analysten erwarten ein Stellenplus im Privatsektor der USA im Mai von 210.000. Am Abend richtet sich dann der Blick auf den Konjunkturbericht der US-Notenbank. Wie die Credit Agricole anmerkt, werden die Anleger das Beige Book vor allem auf Hinweise durchforsten, die für eine Erholung der US-Wirtschaft sprechen nach den schwachen Wachstumszahlen im ersten Quartal.

Unter den Einzelwerten verlieren VW-Aktien 1,5 Prozent auf 192,50 Euro und sind damit das Schlusslicht im DAX. Die neuen Aktien aus der Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Übernahme von Scania wurden zu 191 Euro je Anteilsschein platziert. VW hat damit brutto 2 Milliarden Euro bei Investoren eingesammelt. Im Handel glaubt man nicht an einen längerfristigen Belastungsfaktor für die Aktie. "Die ganze Aktion war im Vorfeld gut kommuniziert", sagt ein Händler. Nach Einschätzung von Michael Punzet von der DZ-Bank ist der Verwässerungseffekt der Kapitalerhöhung vernachlässigbar.

Eine Gewinnwarnung des US-Softwarekonzerns Tibco lastet auf den Aktien von SAP und Software AG. "Die Gewinnprognose von Tibco wurde um 40 Prozent gesenkt, das hat den Aktienkurs stark belastet", heißt es im Handel. Das Tibco-Papier brach um 12 Prozent ein. Die Nachricht ist auch deswegen interessant, weil SAP erst unlängst Interesse an dem Softwarehaus nachgesagt wurde. Tibco sei nach der Gewinnwarnung nun deutlich günstiger zu haben. SAP-Titel geben um 0,8 Prozent nach, für die Papiere der Software AG geht es 1,2 Prozent nach unten.

In London verliert die Tesco-Aktie nach Bekanntgabe des Zwischenberichts 0,5 Prozent. Der Umsatz des Einzelhandelskonzerns ist im ersten Quartal auf den niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren gefallen, liegt Analysten zufolge jedoch leicht über den Marktbefürchtungen. Am Vortag hatten schwache Marktanteilsdaten von Kantar für Tesco, J. Sainsbury und Wm Morrsion deren Aktienkurse belastet. Die britischen Konsumenten strömen in Scharen zu den Discounter-Alternativen Aldi und Lidl. Der europäische Sub-Index der Einzelhändler verliert 0,2 Prozent.

Nach dem weitgehenden Ausstieg des mexikanischen Ölkonzerns Pemex bei Repsol bricht die Aktie des spanischen Erdölkonzerns um 3,9 Prozent ein. Die staatliche Pemex ist der drittgrößte Aktionär bei Repsol und jahrzehntelang mit dem Unternehmen verbunden. Die Partnerschaft hat sich aber eingetrübt. Citigroup hat im Auftrag von Pemex 104,1 Millionen Repsol-Aktien im Wert von rund 3 Milliarden US-Dollar im Rahmen einer Privatplatzierung verkauft. Der Erlös könnte in der Heimat in die Exploration und Produktion investiert werden. Mexiko will seinen Ölsektor für Investoren öffnen.

Trotz einer Hochstufung auf "Neutral" von "Sell" durch Goldman Sachs legt die Aktie der Deutschen Bank lediglich um 0,4 Prozent zu. "Die anstehende Kapitalerhöhung lastet nach wie vor auf dem Kurs", sagt ein Händler. Voraussichtlich am Donnerstag beginne der Handel mit den Bezugsrechten für die neuen Aktien, am Markt kursierten im Vorfeld Spekulationen um einen niedrigen Bezugspreis. An der Eurex werde die Option auf Deutsche-Bank-Aktien "seit Tagen schon auf der Put-Seite rege gehandelt". Am Dienstag belief sich das Put-Call-Ratio auf 2,84.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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