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Weiter kräftig im Plus tendieren Europas Aktienmärkte am Mittwochmittag. Mit Meldungen zu einer Feuerpause in der Ukraine zeigen sich die Märkte allseits erleichtert. Der DAX konnte sogar mit hohen Umsätzen die 9.600er-Marke überspringen. Die Präsidenten der Ukraine und Russlands haben sich nach Angaben Kiews auf einen Waffenstillstand geeinigt. Auch eine kleine Korrekturbewegung am Mittag wird zum Kauf genutzt, heißt es im Handel. Auslöser war das Dementi eines russischen Sprechers.
Händler zeigen sich aber entspannt: "Der Sprecher konnte gar nichts anderes sagen", so ein Teilnehmer. Denn sonst wäre dies ein Eingeständnis eines militärischen Engagements. Wichtiger seien die Aussagen, nach denen sich die Präsidenten "in vielem einig" seien. Der Dax steigt 1,3 Prozent auf 9.630 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit Ende Juli. Der Euro-Stoxx gewinnt 1,3 Prozent auf 3.222 Punkte. Marktteilnehmer erwarten allerdings auch, dass Dax & Co vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag schwankungsanfällig bleiben. "Vor der Sitzung steigt die Nervosität der Anleger spürbar an", sagt Jens Klatt von DailyFX. Zudem setzt sich immer mehr die Meinung durch, dass die Erwartungen an ein Anleihekaufprogramm (QE) durch die EZB übertrieben sind. "Die Mehrzahl der Analysten geht nur von verbalen Interventionen aus", sagt ein Anleihe-Händler. Daher seien Bundesanleihen seit dem Vortag deutlich auf dem Rückzug, die Zinsen steigen wieder. Auch der Euro reagiert entsprechend. "Mit Notierungen unter 1,3120 Dollar und einem neuen Jahrestief war nun wirklich jede Fantasie nach unten eingepreist", heißt es im Devisenhandel. Sollte Draghi nicht das erwünschte Programm quantitativer Erleichterungen auflegen, sei eine kräftige Euro-Erholung bis fast 1,33 Dollar möglich. Aktuell notiert er bei 1,3144 Dollar. Die Aktienmärkte zeigen sich dennoch in Feierlaune. Sämtliche Branchen in Europa notieren im Plus. Stärkster Wert im Dax sind Beiersdorf mit plus 2,7 Prozent. Der Konzern ist stark in Russland engagiert und profitiert von der Entspannung in der Ukraine-Krise. Auch der deutliche Ölpreisrückgang hilft den Märkten: Rohöl war am Dienstag auf den niedrigsten Stand seit über einem Jahr gefallen. Der Rückgang entlastet unter anderem die Fluggesellschaften. Aktien der Lufthansa legen 2,5 Prozent zu. Für IAG (British Airways und Iberia) und AirFrance-KLM geht es bis zu 2,6 Prozent nach oben. Der Index der Autowerte steht mit 1,7 Prozent Plus in Europa an der Spitze der Gewinner. "Bei den Russland-Aktivitäten liegen die Autohersteller im oberen Drittel der DAX-Unternehmen", sagt Metzler-Analyst Jürgen Pieper. Zudem sei die gesamte Branche eine Wette auf die deutliche US-Konjunkturerholung. Der wichtige ISM-Index war dort am Vortag auf ein 10-Jahres-Hoch gesprungen. Renault und Peugeot springen bis zu 3,5 Prozent, für Daimler geht es 1,7 Prozent nach oben. VW und BMW steigen je 1,4 Prozent. Metro legen wegen ihres starken Russland-Geschäfts 2,9 Prozent zu. Zudem verkauft der Konzern den Anteil am britischen Unternehmen Booker. Der Wert der Beteiligung ist in den vergangenen zwei Jahren um etwa 70 Prozent gestiegen. Metro will die gut 200 Millionen Pfund Erlös nun in den Ausbau anderer Geschäftseinheiten stecken. Banken in Europa sind mit 1,4 Prozent Plus ebenfalls gesucht. "Die Peripherie-Börsen profitieren besonders stark von möglichen Wertpapierkäufen der Europäischen Zentralbank", sagt ein Händler. Einzeltitel wie Unicredit, Intesa, BNP und Societe Generale legen bis weit über 2 Prozent zu. Bernstein soll sich daneben positiv zur Branche geäußert und sie mit "New Outperform" eingestuft haben. Deutsche Bank legen um 2,6 Prozent zu. SAP sind dagegen mit 1,2 Prozent Minus einziger Verlierer im DAX. Neben der Abstufung der Aktien durch die BNP Paribas auf "Underperform" drückt auch die Spekulation um eine Übernahme von Concur auf die Stimmung. Das Unternehmen für Abrechnungsdienste wird vom Markt als extrem teuer eingeschätzt. Hugo Boss im MDAX fallen um 5,2 Prozent, nachdem Großaktionär Permira ein Aktienpaket zu 101,50 Euro auf den Markt geworfen hat. Mittelfristig sei die Platzierung aber positiv, weil der Streubesitz über 50 Prozent steige, heißt es am Markt. United Internet im TecDAX steigen 2,9 Prozent. Die vollständige Übernahme von Versatel passt laut Marktteilnehmern in deren Strategie. Analysten loben die Transaktion: Mit dem Schritt erhalte United Internet Zugang zum zweitgrößten Glasfasernetz in Deutschland, sagt Close Brothers. Cancom fallen dagegen nach einem Insiderverkauf um 4,3 Prozent. Vorstand Klaus Weinmann hat 20.000 Aktien verkauft. Kontakt zum Autor: ralf.zerback@wsj.com DJG/DJN/raz Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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