Alt 16.11.14, 01:15
Standard So tickt die Börse: Günstige, gesunde und teure Aktien treiben die US-Aktienrallye
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In vielen Branchen und Marktbereichen sind die Entwicklungen überaus unterschiedlich. Wie ich im Heibel-Ticker der vergangenen Woche zeigte, liegt vielfach die Entscheidung über Erfolg und Misserfolg in der Hand des Managements.

Drei Bereiche sind mir jedoch aufgefallen, in denen die Aktienkurse steigen, egal was das Management tut oder wie sich die Konjunktur entwickelt. Diese Bereiche sind: Gesunde Ernährung, Biotech und Beliebte Produkte.

GESUNDE ERNÄHRUNG

WhiteWave hat diese Woche Zahlen vorgelegt, die die Analystenschätzungen übertrafen. Organische Milchprodukte für Menschen mit Laktoseintoleranz werden unter dem Label "Horizont" vermarktet und erfreuen sich, den Zahlen nach zu urteilen, immer größerer Beliebtheit.

Die Aktie notiert auf einem 30er KGV auf Basis der für 2015 erwarteten Zahlen, wächst jedoch nachhaltig mit über 20% p.a., sodass diese Bewertung sogar als niedrig angesehen werden kann. Seit dem Börsengang vor zwei Jahren hat sich die Aktie bereits verdoppelt, ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Im Heibel-Ticker haben wir mit Hain Celestial, dem Anbieter von organischen Lebensmitteln, bereits ein wenig an dem Megatrend gesunde Ernährung partizipiert. Die Aktie ist in den vergangenen fünf Jahren von 10 auf 86 Euro angesprungen und notiert auf einem KGV 15e von 29 bei Wachstumsraten von 16% p.a. Hier ist eine faire Bewertung erreicht, die Aktie dürfte aber dank ihrer hohen Wachstumsgeschwindigkeit weiterhin gefragt sein.

Auch die Aktie von Whole Foods befand sich schon erfolgreich in unserem Portfolio. Whole Foods ist der Vorreiter in Sachen gesunder Ernährung. Während Hain und WhiteWave Produkte herstellen, mit denen Supermärkte beliefert werden, handelt es sich bei Whole Foods um einen Supermarkt, der seine Regale ausschließlich mit organischen Lebensmitteln füllt, teils von WhiteWave oder Hain, teils mit eigenen.

In den vergangenen zwölf Monaten hat Whole Foods den gestiegenen Wettbewerbsdruck verspürt. Sämtliche Supermarktketten haben ihre organischen Angebote ausgeweitet und Produkte von Hain, WhiteWave und anderen in die Regale gepackt. Das ungestüme Wachstum bei Whole Foods erhielt einen Dämpfer.

Vergangene Woche hat sich Whole Foods zurückgemeldet. Zu Lasten der Gewinnmarge hat das Unternehmen mit aggressiven Preisen nun wieder an Wachstumsgeschwindigkeit zugelegt. Es ist die klare Ansage, eine Führungsrolle im Lebensmittelhandel einnehmen zu wollen, und Anleger haben diesen Strategiewandel honoriert, die Aktie sprang um 20% an. 12% Wachstum werden mit einem KGV 15e von 24 bewertet. Es bleibt nun abzuwarten, ob die rückläufige Gewinnmarge mehr Gewinn aufzehrt als das gestiegene Umsatzwachstum ausgleichen kann.

Tacos im Akkord gibt es beim Fastfood-Laden Chipotle, doch die Tacos sind besonders: Das Unternehmen füllt seine Tacos nur mit organischen Lebensmitteln und gibt Auskunft über die Herkunft der Rinder, aus denen das Fleisch gewonnen wurde. Das gelingt nicht immer zu 100%, doch die Kunden sind dankbar für den Versuch und zahlen gerne höhere Preise.

Mit einem KGV 15e von 38 sind die 24% Wachstum p.a. in meinen Augen nach wie vor zu niedrig bewertet. Daran ändern auch die 800% Kurswachstum der Aktie in den vergangenen fünf Jahren nichts.

BIOTECH

Biotech-Unternehmen mit führenden Hepatitis-Medikamenten, das zuletzt aufgrund der hohen Preise für das Medikament in der Kritik stand. Doch es zeigt sich, dass der hohe Preis gezahlt wird, die Geschäftsentwicklung bei Gilead ist fulminant. 24% erwartetes Gewinnwachstum p.a. werden an der Börse mit einem KGV 15e von nur 10 bewertet. Der Grund für diese günstige Bewertung liegt in der explosiven Umsatz- und Gewinnentwicklung, die selbst der Kursanstieg von 700% in den vergangenen fünf Jahren nicht ausreichend widerspiegelt.

Krebsmedikamente sind der Schwerpunkt bei Celgene, das Unternehmen wächst mit 25% p.a. und notiert auf einem KGV 15e von 22. Auch hier gibt es noch reichlich Spielraum für weitere Kursanstiege. Der Kursanstieg der vergangenen fünf Jahre beträgt hier 400%.

Multiple Sklerose (MS) und viele andere Muskel- und Nervensystemerkrankungen werden mit Medikamenten von Biogen Idec behandelt. Dabei wächst das Unternehmen mit 20% p.a. und notiert auf einem KGV 15e von 20. Auch hier gibt es neben der in meinen Augen niedrigen Bewertung auch durch eine prall gefüllte Pipeline noch eine Menge positives Überraschungspotential. Kursplus hier in den vergangenen fünf Jahren: 800%.

Die Folgen von Diabetes behandelt Regeneron erfolgreich mit Medikamenten, die beispielsweise den Cholesterinspiegel im Blut senken oder aber Sehschwächen bekämpfen. In Kooperation mit Sanofi und Bayer werden schon viele Medikamente vermarktet, die Pipeline ist jedoch nach wie vor vielversprechend. Das KGV 15e von 34 ist dem Wachstum von 19% bereits angemessen, Phantasie geht von der Pipeline aus. Insbesondere von einer bevorstehenden Markteinführung eines neuen Cholesterin senkenden Produkts versprechen sich Analysten sehr viel. Regeneron ist derzeit in meinen Augen eine Spekulation, die man mit der in wenigen Monaten erwarteten Markteinführung beenden sollte, um sodann erst einmal den Erfolg bzw. Misserfolg des neuen Medikaments abzuwarten.

BELIEBTE PRODUKTE

Ich liebe Amazon Prime, wir bekommen fast täglich Lieferungen. Klar, Alibaba-Gründer und CEO Jack Ma hat gezeigt, dass man im Online-Handel auch Geld verdienen kann. Amazon-Gründer und CEO Jeff Bezos investiert jeden verdienten Cent und noch mehr in die Entwicklung neuer Produkte. Das wird ihm stets nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen angelastet, doch seither ist die Aktie in nur vier Wochen schon wieder um 15% angestiegen. Weihnachten steht bevor und eines ist gewiss: Es wird wieder ein Rekordjahr für Amazon, was den Umsatz angeht. Die Aktie wird nach jedem Ausverkauf von begeisterten Kunden wieder in die Höhe getrieben.

40% Gewinnwachstum werden mit einem KGV 15e von 300 belegt, viel zu hoch doch wenig aussagekräftig. 85 Mrd. USD Umsatz werden mit einer Marktkapitalisierung von 146 Mrd. USD belegt, ein KUV von 1,7 bei 20% Umsatzwachstum. Das ist vertretbar, aber erwarten Sie zu Lebzeiten von Jeff Bezos keine ausufernden Gewinne des Konzerns, geschweige denn einmal eine Dividende. Und Bezos ist Jahrgang 1960, der macht noch ein paar Jährchen.

Der Elektroauto-Anbieter setzt 2,9 Mrd. USD um und wird mit einer Marktkapitalisierung von 31 Mrd. USD bewertet, dem 10-fachen. Nein, hier geht es nicht um das aktuelle Geschäft, hier geht es um die Zukunft. Und die sehen insbesondere die Tesla-Fahrer im Elektroauto und einer Dominanz dieses Bereichs durch Tesla. So wird Tesla heute schon mit einer Marktkapitalisierung versehen, die es auf Augenhöhe mit den alten, etablierten Autobauern setzt. Das Kalkül der Anleger: Solange Gründer und CEO Elon Musk die Geschicke leitet, wird Tesla auf Erfolgskurs bleiben. Und Elon Musk ist Jahrgang 1971, etwas jünger als Ihr Autor.

Ja, ich nehme den Anbieter von ActionCams mit auf in diese Liste der Aktienunternehmen mit beliebten Produkten. Die Weihnachtszeit steht bevor, und GoPro wird dieses Jahr Markforschungsinstituten zufolge für mehr Aufsehen sorgen als neue Smartphone-Generationen. 37% Gewinnwachstum in den kommenden Jahren wird mit einem KGV 15e von 62 bewertet, eigentlich schon fair genug. Doch ich halte auch GoPro für eine Aktie, deren Kurs allein durch die begeisterten Kunden in unvorstellbare Höhen gehievt werden kann und wenn es allein zu einem Zweck ist: Um mich dazu zu zwingen, passende Bewertungskennziffern zu finden, die das jeweilige Kursniveau erklären.

GÜNSTIGE, GESUNDE UND TEURE AKTIEN TREIBEN DIE US-AKTIENRALLYE

Gesunde Ernährung wird gesund bewertet, wenn ich mir die Aussichten und das aktuelle Kursniveau der obigen Unternehmen anschaue. Es handelt sich um einen disruptiven Trend, ein neuer Markt, der bestehende Strukturen des Lebensmittelhandels über den Haufen wirft. Es entstehen neue Konzerne und auf der Suche nach dem Gewinner werden fulminante Kursrallyes losgetreten.

Biotech wiederum wächst so schnell in unser Leben hinein, dass die Börse mit einer fairen Bewertung der entsprechenden Konzerne gar nicht nachkommt, die Aktien sind eklatant unterbewertet. Vielleicht ist die Unterbewertung dem hohen Risiko geschuldet, das stets besteht: Ein neues Medikament eines Wettbewerbers, das besser wirkt, macht ein Unternehmen schnell kaputt. Wir haben daher eine Aktie in unserem Portfolio, mit dem wir das Risiko verteilen, die Chancen jedoch wahren.

Beliebte Produkte sind eine Spielwiese für Zocker. Auch einen solchen Ort braucht eine Rallye, die fast täglich neue Allzeithochs erzeugt. Denn sämtliche US-Indizes notieren auf Allzeithochs. Und die hier genannten Unternehmen haben maßgeblich Anteil an diesen Höchstständen.

Schauen wir uns die wöchentliche Entwicklung der wichtigsten Indies einmal näher an:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES (13.11.2014) | Woche Δ

Dow Jones: 17.653 | 0,6%
DAX: 9.249 | -1,4%
Nikkei: 17.491 | 3,6%
Euro/US-Dollar: 1,25 | 0,5%
Euro/Yen: 144,94 | 1,5%
10-Jahres-US-Anleihe: 2,35% | -0,03
Umlaufrendite Dt: 0,67% | -0,02
Feinunze Gold: $1.153 | 0,6%
Fass Brent Öl: $77,51 | -7,3%
Kupfer: 6.623 | -0,5%
Baltic Dry Shipping: 1.264 | -12,0%



Die Glaubwürdigkeit des EZB-Chefs Mario Draghi ist verloren. Anders kann ich die Kursbewegung dieser Woche nicht interpretieren: Japan mit seiner ultralockeren Geldpolitik ist um 3,6% angesprungen. Die USA schreiben ein Allzeithoch nach dem anderen weil die Wirtschaft Fahrt aufnimmt und es der Notenbank gelingen wird, Mitte nächsten Jahres den Leitzins anzuheben.

Mario Draghi springt im Dreieck und ruft wie Japan eine ultralockere Geldpolitik aus, doch es fehlen ihm die Instrumente. So hat der DAX diese Woche 1,4% abgegeben.

Der Ölpreis ist um weitere 7,3% abgerutscht. Ich will mir hier kein Urteil erlauben, wo der Ölpreis seine Talfahrt beenden könnte. Jede Bewegung an der Börse neigt letztlich zur Übertreibung, und eine verlässliche Methode zur Ermittlung eines fairen Ölpreises gibt es nach wie vor nicht. Es bleibt der begrüßenswerte Effekt der Konjunkturförderung durch den niedrigen Ölpreis.

Hatte ich vor zwei Wochen noch schlechte Laune, weil unser Heibel-Ticker Portfolio getroffen von gleich drei negativen Kursentwicklungen einzelner Aktien deutlich schlechter lief als der DAX, so hat sich das Blatt nun wieder gewendet: Während der DAX diese Woche um 1,4% einbrach, konnte unser Portfolio um 0,4% zulegen. Unter'm Strich liegen wir in diesem Jahr nach wie vor deutlich besser als der DAX (HT +2,6% ggü, -3,2% im DAX).
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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