Alt 30.01.15, 14:28
Standard Börsen treten auf der Stelle
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Einen guten Start in das Jahr haben die Börsen in Europa hingelegt. Wer sein Geld im DAX angelegt hat, liegt bereits 9 Prozent vorne. Das ist nach einem Monat bereits dreimal so viel wie im gesamten Jahr 2015. Aber auch der Euro-Stoxx-50 notiert bereits 6 Prozent im Plus. Einige Investoren sichern sich erst einmal ihre Gewinne. Denn eines ist klar. So wird es in den kommenden Monaten nicht weitergehen. Mit der jüngsten politischen Entwicklung in Griechenland zeichnet sich eine neue Belastungsprobe für die Eurozone ab.

In den vergangenen Tagen war bereits zu erkennen, dass die Luft für den DAX oberhalb der Marke von 10.800 Punkten extrem dünn wird. Dies deutet auf eine hohe Abgabebereitschaft in diesem Bereich hin. Auch am Morgen scheiterte der DAX erneut in diesem Bereich, das Tageshoch liegt bei 10.801 Punkten. Am Mittag handelt der Index kaum verändert bei 10.736 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,1 Prozent auf 3.367 Punkte.

Die weiter fallenden Preise in der Eurozone bestätigen die Politik von EZB-Präsident Mario Draghi, ab März im große Umfang Staatsanleihen zu kaufen, um der Deflationsentwicklung entgegenzuwirken. Der rasche Rückgang des Ölpreises hat die Inflation in der Eurozone noch tiefer in den negativen Bereich gezogen. Im Januar verbilligten sich Waren und Dienstleistungen im Schnitt um 0,6 gegenüber dem Vorjahr, Volkswirte hatten mit einer Minusinflation von 0,5 Prozent gerechnet. Schon im Dezember war die Jahresinflation mit einem Minus von 0,2 Prozent erstmals seit fünf Jahren wieder negativ gewesen.

Insbesondere für Energie mussten die Verbraucher weniger tief in die Tasche greifen: Sie verbilligte sich um 8,9 Prozent im Jahresvergleich. Die Kernteuerungsrate (ohne die Preise von Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak) sank im Januar auf 0,6 von 0,7 Prozent im Vormonat.

Mit einer galoppierenden Inflation und einem schwachen Rubel hat dagegen die russische Zentralbank zu kämpfen. Nachdem sie 2014 sechsmal den Leitzins angehoben hatte, senkte sie ihn am Vormittag um 200 Basispunkte. Der geldpolitische Schlüsselsatz sinkt damit auf 15,00 Prozent. Die Zinssenkung überraschte die Marktteilnehmer, die davon ausgegangen waren, dass die Notenbank noch für einige Monate ihr Zinsniveau beibehalten würde. Der Rubel geriet gegenüber dem Dollar und dem Euro kräftig unter Druck. Der Aktienmarkt in Moskau gibt um 2 Prozent nach.

Der Euro notiert mit rund 1,1340 wenig verändert zum Dollar. Für Devisen-Analyst Lutz Karpowitz von der Commerzbank (CoBa) wird die Griechenlandkrise vom Devisenmarkt weitgehend ignoriert oder unterschätzt. Man werde schon irgendeinen faulen Kompromiss finden, sei eine häufige Antwort auf die Frage, was nach der Wahl in Griechenland passieren werde. Normalerweise reagierten Finanzmärkte auf Risikoszenarien, sobald diese eine gewisse Wahrscheinlichkeit erlangten. Das scheine derzeit zumindest am Devisenmarkt aber kaum der Fall zu sein. Denn unmöglich ist für Karpowitz ein Scheitern der Verhandlungen zwischen Griechenland und den Geberländern nicht mehr.

Am deutschen Aktienmarkt stehen ThyssenKrupp mit der Hauptversammlung im Fokus. Hier geht es um 1,2 Prozent nach oben. Siemens notieren kaum verändert, nachdem Goldman Sachs die "Conviction Buy"-Empfehlung zurückgezogen hat. Allerdings werden die Aktien immer noch mit "Buy" eingestuft. Deutsche Bank steigen um 0,6 Prozent. Für Erheiterung im Handel sorgen hier Berichte, dass die deutsche Finanzaufsicht BaFin eine Untersuchung gegen die Bank wegen des Erzielens eines Quartalsgewinns starten will.

In London geben BT Group 2,0 Prozent nach, die Quartalszahlen lagen jedoch im erwarteten Rahmen. Hier nehmen Anleger nach dem zuletzt guten Lauf des Papiers Gewinne mit. Zalando profitieren von den besser als erwartet ausgefallenen Amazon-Geschäftszahlen und legen um 2,0 Prozent zu.

Analysten sehen die Aareal-Aktie nach der Platzierung des kompletten 28,9-prozentigen Aktienpakets der Aareal Holding Verwaltungsgesellschaft mbH weiter positiv. Durch das Ausscheiden der Holdinggesellschaft aus dem Aktionärskreis befänden sich nunmehr alle Anteilsscheine im Streubesitz, was die Liquidität der Aktie und die Gewichtung im MDAX erhöhen werde, betont die NordLB. Die Aktie legt um 0,7 Prozent zu.

Qatar Airways vertieft ihre Geschäftsverbindungen in Europa und erwirbt dazu einen Anteil von 9,99 Prozent an der British-Airways-Mutter IAG. Der Kaufpreis beläuft sich auf 2,1 Milliarden Britische Pfund. Die Gesellschaft, zu der sich 2011 Iberia und British Airways zusammengeschlossen hatten, biete eine exzellente Möglichkeit zur Weiterentwicklung der Strategie "Westwards", teilte die Fluglinie aus Doha mit. IAG notieren in London mit 562 Pence leicht im Minus.

Höhepunkt des Tages ist die Bekanntgabe des US-BIP am Nachmittag für das vierte Quartal. Analysten rechnen mit einem annualisierten Wachstum von 3,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal nach zuvor 5 Prozent. Der BIP-Deflator soll auf 1 Prozent von 1,4 Prozent zurückgehen.

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