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Auch ein Schwächeanfall der Versorgeraktien im DAX kann die Rekordjagd am deutschen Aktienmarkt nicht stoppen. Der DAX steigt am Mittag um 1,2 Prozent auf 10.962 Punkte, damit ist die Marke von 11.000 Punkten in greifbare Nähe gerückt. Das neue Rekordhoch liegt bei 10.984 Punkten. Auch an den anderen Börsen in Europa herrscht weiter Kauflaune. Für den Euro-Stoxx-50 geht es sogar um 1,5 Prozent auf 3.422 nach oben.
Für Rückenwind sorgt die Entspannung rund um Griechenland. Der griechische Finanzminister Giannis Varoufakis hat erklärt, Athen werde nicht mehr den Erlass der griechischen Staatsschulden fordern. Stattdessen brachte er eine Umschuldung ins Gespräch und die Auflage von Staatsanleihen mit unbegrenzter Laufzeit. Der griechischen Vorstoß ähnelt den Vorschlägen von Politikern und Analysten, die das Land über längere Laufzeiten und niedrigere Zinszahlungen entlasten wollen. Nach den Äußerungen von Varoufakis geben die Renditen an den griechischen Anleihemärkten massiv nach. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen sinkt um gut 100 Basispunkte auf 10,39 Prozent. Im Tagestief lag sie bereits bei knapp 9,70 Prozent. Am griechischen Aktienmarkt springt der Index um über 10 Prozent an und baut damit die schon kräftigen Vortagesgewinne aus. Kräftig erholt um bis zu 23 Prozent zeigen sich vor allem die Aktien griechischer Banken. Positiv kommt auch an, dass die Liquiditätsflut an den Märkten weiteren Nachschub erhält. Die australische Notenbank ist nun in den Zinssenkungswettlauf eingestiegen und hat wie weithin erwartet die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf ein historisch niedriges Niveau von 2,25 Prozent gesenkt. Die Börse in Sydney reagierte darauf positiv, der Australische Dollar sank auf ein Fünfeinhalbjahrestief und am Anleihenmarkt fielen die Renditen weiter. Damit werden auch in Australien die Alternativen zu Aktien immer rarer. Dieses Umfeld macht am beim DAX die negativen Impulse der deutschen Versorger mehr als wett. E.ON fallen um knapp 4 und RWE sogar um knapp 5 Prozent zurück, denn der Generalstaatsanwalt am Europäischen Gerichtshof hält die Brennelementesteuer in Deutschland für rechtens. Damit gehe die Chance "gegen Null", dass die Versorger ihr Geld wiedersehen werden, so ein Händler. Üblicherweise schließt sich der Gerichtshof in seiner endgültigen Entscheidung der Vorlage des Generalanwalts an. An den Börsen in ganz Europa gehören Stahlwerte neben den Ölwerten zu den Hauptgewinnern. "Die Bodenbildung beim Öl macht Hoffnung, dass auch die Talfahrt der anderen Commodity-Preise zuende ist", sagt ein Händler. Tatsächlich zeigt auch der Trend beispielsweise beim Kupfer seit einigen Tagen nach oben und die Ölpreise bauen ihr zuletzt deutlich erhöhtes Niveau noch etwas aus. So kostet WTI-Öl inzwischen ebenfalls wieder deutlich über 50 Dollar. Der Index der Rohstoffwerte liegt mit 3,6 Prozent Plus an der Spitze bei den Branchen, gefolgt vom Index der Ölaktien mit 3,1 Prozent. Für Erleichterung sorgen derweil die Geschäftszahlen von BP. "Die Dividende wurde nicht beschnitten, das dürfte erst einmal gut ankommen", sagt ein Händler. Die Quartalsdividende von 0,10 Dollar wird beibehalten. Ohne die massiven Rechtskosten habe außerdem der bereinigte Gewinn mit 2,2 Milliarden Dollar die Prognose von 1,57 Milliarden Dollar deutlich übertroffen. Die BP-Aktie steigt um 2,7 Prozent. Auch Autotitel sind gefragt, nachdem die Societe Generale die Branche auf "Übergewichten" angehoben hat. Der Index steigt um 2,5 Prozent, Daimler legen um 3 und BMW um 2,8 Prozent zu. Bei den Einzelaktien werten Händler positiv für Allianz, dass die Geschäftszahlen der Tochter Hartford Financial gut ausgefallen sind. Das Kernergebnis legte im vierten Quartal um 12 Prozent zu und übertraf damit die Erwartungen. Allianz gewinnen 1,4 Prozent. Südzucker legen im MDAX um 12,9 Prozent zu, nachdem Goldman Sachs seine fast zwei Jahre gültige Verkaufsempfehlung für das Papier fallengelassen hat. Im Handel ist von einer Art Befreiungsschlag für die Aktie die Rede. Bilfinger legen mit gut 5 Prozent am zweitstärksten zu. Die spanische Bank Banco Santander hat unterdessen ihren Gewinn im vierten Quartal kräftig gesteigert und damit die Markterwartungen erfüllt. Das Papier gewinnt 3,5 Prozent. Am Devisenmarkt notiert der Euro wenig verändert bei 1,1344 Dollar. An seinen jüngsten Gewinnen zum Schweizer Franken kann er festhalten und liegt weiter bei rund 1,0500 Franken. Am Markt kursieren Gerüchte, laut denen die Schweizer Nationalbank mittlerweile einen inoffiziellen Mindestkurs im Euro/Franken-Paar anstreben soll. Dieser soll aus einem Korridor zwischen 1,05 und 1,10 in Euro-Franken bestehen. Kontakt zum Autor: herbert.rude@wsj.com DJG/hru/gos Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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