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Der Euro fällt, also steigt der DAX. So einfach kann Börse sein. Griechenland hat, wie auch immer und allen Zweiflern zum Trotz, die Rate an den IWF überwiesen. Die Ukraine ist aus den Schlagzeilen verschwunden. Und plötzlich scheint der arabische Feind Nr. 1 zum Freund zu werden: Der Iran. So gibt die Nachrichtenlage nichts her, was den DAX belasten könnte. Entsprechend geht's heute auf zu neuen Allzeithochs.
Die Entscheidungsfindung der US-Notenbank Fed über den Zeitpunkt der ersten Zinsanhebung wird minutiös verfolgt. Kaum jemand rechnet inzwischen noch mit einem ersten Zinsschritt schon im Juni. Viele rechnen im Herbst damit, doch inzwischen gibt es auch einige, die von einer ersten Zinsanhebung erst im kommenden Jahr ausgehen, weil die US-Arbeitsmarktdaten vor Ostern überraschend schwach ausgefallen waren. Zudem erwartet man in den USA die schwächste Berichtssaison seit drei Jahren, was die Konjunktursorgen weiter vorantreiben wird. Und bei einer sich abschwächenden Konjunktur hat die Fed weitere Gründe, den ersten Zinsschritt weiter hinauszuzögern. Diese Erwartung sorgte in den vergangenen Tagen zunächst für eine Schwächung des US-Dollars, denn je länger die Liquiditätsflutung durch die Fed anhält, desto schwächer wird der Außenwert des US-Dollars. Und entsprechend stieg der Wechselkurs in den Ostertagen kurzzeitig wieder über 1,10 USD/EUR. Der DAX unterbrach seine Rallye und pendelte eine Zeit lang um 12.000 Punkte. Am Mittwoch Abend dieser Woche jedoch wurde das Fed-Protokoll der Sitzung von Mitte März veröffentlicht. Daraus ging nun wiederum hervor, dass der Monat Juni nach wie vor für den Zeitpunkt eines ersten Zinsschrittes im Gespräch ist. Das überraschte viele Marktbeobachter und entsprechend schoss der US-Dollar in die Höhe, der Euro drehte gen Süden und der DAX als Profiteur des schwachen Wechselkurses stieg wieder an. Als ob es nichts anderes gebe als den Wechselkurs als maßgeblichen Faktor für den DAX. Doch so ist es in diesen Tagen, da die eingangs erwähnten anderen Themen in den Hintergrund gerückt sind. So bleibt uns nun die Möglichkeit, die anstehende Berichtssaison einmal dahingehend zu analysieren, wie es den Unternehmen denn nun tatsächlich geht. Losgelöst von geopolitischen Ängsten können wir also auf die Unternehmenszahlen blicken und die Unternehmensprognosen analysieren. Und die Chancen für positive Überraschungen stehen gut, denn selten waren die Erwartungen im Vorfeld bereits so stark nach unten korrigiert worden wie dieses Mal. Alcoa hat bereits den Anfang gemacht. Der US-Aluminiumproduzent unter der Leitung des ehemaligen Siemens-Chefs Klaus Kleinfeld hat beim Umsatz die Erwartungen nicht erfüllen können, allerdings den Gewinn überraschend stark gesteigert. Das passt in die Strategie Kleinfelds, Alcoa weg vom billigen Aluminium-Produzenten und hin zu einem Forschungspartner der Industrie für komplexe Aluminium-Lösungen zu entwickeln. Es wird nicht mehr auf Masse verkauft, sondern hochspezialisierte Produkte mit hohen Gewinnmargen gewinnen an Bedeutung. Der schwache Umsatz, der von einigen als schlechtes Omen für die US-Wirtschaft interpretiert wurde, ist also eher der Neuausrichtung durch CEO Kleinfeld geschuldet als einer etwaigen Konjunkturdelle. Entsprechend spricht Kleinfeld in der anschließenden Telefonkonferenz von einer gesunden Auftragslage aus den Branchen des Autobaus sowie des Flugzeugbaus. Schauen wir uns einmal an, wie sich die wichtigsten Indizes in der verkürzten Nach-Osterwoche entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (09.04.2015) | Woche Δ Dow Jones: 17.959 | 1,5% DAX: 12.166 | 1,4% Nikkei: 19.908 | 3,1% Euro/US-Dollar: 1,06 | -1,9% Euro/Yen: 127,60 | -1,4% 10-Jahres-US-Anleihe: 1,96% | 0,09 Umlaufrendite Dt: 0,14% | -0,01 Feinunze Gold: $1.203 | 0,2% Fass Brent Öl: $57,54 | 0,8% Kupfer: 6.057 | 0,8% Baltic Dry Shipping: 580 | -2,7% Der DAX hat insbesondere zum Wochenschluss an Fahrt zugelegt. Erst als der Wechselkurs wieder deutlich nach Süden lief, gewann der DAX an Schwung. Der Euro hat gegenüber dem US-Dollar immerhin wieder um -1,9% verloren. Auf dem Rohstoffmarkt hat der Ausverkauf geendet, die meisten Rohstoffpreise notieren wieder auf dem Niveau vom Jahreswechsel und nähren damit die Hoffnung, dass wir die Tiefstände bereits gesehen haben. Für den Ölpreis kommen nun wieder neue Spekulationen auf: Sollten die Atom-Verhandlungen mit dem Iran zu einer Aufhebung der Sanktionen führen, so könnte der Iran die Weltmärkte mit Öl überfluten, so die Befürchtung. Da derzeit ohnehin bereits zuviel Öl gefördert wird, könnte das den Ölpreis weiter unter Druck setzen und gegebenenfalls zu noch tieferen Preisen führen als im Januar (das Tief im US-Öl lag damals bei 43 USD/Fass). Ich halte das für nicht wahrscheinlich. Zum einen werden die Sanktionen meiner Einschätzung nach nicht ad hoc komplett aufgehoben, sondern eine schrittweise Aufhebung könnte an die schrittweise Einhaltung einzelner Schritte des Abkommens gekoppelt sein. Das könnte sich gut über ein bis zwei Jahre ziehen. Auch ist der Iran nicht von heute auf morgen in der Lage, die Ölförderung sprunghaft zu steigern. Dazu ist die Infrastruktur gar nicht ausgelegt. Bis das ermöglicht wird, dürften nochmals ein bis zwei Jahre ins Land gehen, um einen nennenswerten Einfluss auf die Weltmärkte zu entwickeln. Einzig ein Argument lasse ich gelten: Der Iran sitzt auf großen Ölreserven, die teilweise auch auf Tankschiffen über die Meere schippern. Diese Reserven könnten, wenn sie aufgelöst oder auch nur verringert würden, kurzfristig für Druck auf den Ölpreis sorgen. Doch das wäre ein kurzfristiger Einmaleffekt, der sich im Preis aufgrund der kurzfristigen Natur eben nur kurz und damit nicht nachhaltig auswirken würde. Ich bleibe also bei meiner Einschätzung, dass wir das Tief im Ölpreis bei 43 USD/US-Öl bereits gesehen haben. Komischerweise wird ein steigender Ölpreis in den USA mit einer gesunden Konjunktur verbunden, was die Aktienkurse steigen lässt, obwohl eigentlich ein fallender Ölpreis stimulierend für die Konjunktur wirkt und die Aktienpreise steigen lassen müsste. Ich bin bereits mehrfach darauf eingegangen, dass offensichtlich viele Marktteilnehmer, vermutlich viele Hedgefonds, noch mit veralteten Softwarelösungen abreiten, in denen ein sinkender Ölpreis mit Konjunkturschwäche gleichgesetzt wird und Aktienverkäufe empfohlen werden. Diese Beziehung war über lange Jahre richtig, als das Angebot relativ konstant war und die Preisschwankungen durch Nachfrageschwankungen erzeugt wurden. Heute sind die Preisschwankungen jedoch angebotsseitig induziert und haben daher kurzfristig keine Aussagekraft für die Konjunktur. Lediglich langfristig wirkt ein niedriger Ölpreis wie ein Konjunkturförderprogramm oder wie eine Steuererleichterung. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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