Alt 25.08.15, 13:20
Standard China-Börsen im freien Fall - Nachbarbörsen erholt
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Die Börsenlandschaft in Ostasien hat sich nach dem schwarzen Montag am Dienstag zweigeteilt gezeigt. Während es an den chinesischen Börsen zu einem neuerlichen Kursabsturz kam und die Kurse ungebremst weiter in den Keller rauschten, zeigten einige Nachbarbörsen Erholungsansätze. Allerdings blieb davon am Ende des Tages nicht allzuviel übrig.

In Tokio verließ die Anleger nach einem zwischenzeitlichen Plus von gut 1 Prozent im Späthandel sogar komplett der Mut. Der Nikkei-Index stürzte noch um 4 Prozent ab, wohl auch, weil in Schanghai der Shanghai-Composite zur gleichen Zeit auf immer neue Tagestiefs zurückfiel und auch vor der psychologisch wichtigen 3.000er Marke nicht Halt machte. Dem Einbruch um 8,5 Prozent am Montag folgte letztlich ein neuerlicher Absturz. Diesmal ging es um 7,6 Prozent nach unten auf 2.965 Punkte.

Immerhin konnten sich wenigstens einige Aktienmärkte von China lösen und zeigten nach den jüngsten derben Kursabschlägen vorsichtige Erholungsansätze. In Seoul ging es um 1 Prozent nach oben, auch gestützt davon, dass die Gefahr einer militärischen Konfrontation zwischen Nord- und Südkorea nach tagelangen Krisenverhandlungen offenbar beigelegt wurde. Hongkong rettete nach zwischenzeitlich deutlicheren Gewinnen ein Plus von 0,8 Prozent aus dem Tag, in Taiwan stieg das Börsenbarometer dagegen kräftig um 3,6 Prozent und in Sydney ging es um 2,7 Prozent aufwärts.

Bei vielen Akteuren machte sich offenbar der Eindruck breit, dass die teils panikartigen Aktienverkäufe der vergangenen Tage überzogen waren. "Es gab keinen klaren Auslöser für den scharfen Ausverkauf, deswegen glauben nun einige Investoren, dass die Kurse stark genug gefallen sind", sagte Bernard Aw, Marktstratege bei IG. Analysten hatten an den vergangenen Tagen schon mehrheitlich die Meinung vertreten, dass die Reaktionen an den weltweiten Finanzmärkten auf die Sorge vor einer Wachstumsverlangsamung in China überzogen waren.

Zunehmend machten sich Zweifel breit, ob allein eine Wachstumsverlangsamung in China und die Aussicht auf steigende US-Zinsen den Absturz rechtfertigten oder ob die Panikverkäufe eher schon das derzeit nicht zu sehende Szenario eines weltweiten Konjunkturabschwungs widerspiegelten. Genausowenig wie der überzogene Kursanstieg in China vor dem Absturz der Kurse das Wachstum im Reich der Mitte widergespiegelt habe, genausowenig sei nun der Absturz eins zu eins auf die Wirtschaft des Landes zu übertragen. Und Analysten rechnen derzeit mehrheitlich auch nicht mit einer harten Landung in China.

In Schanghai war unterdessen von einer Stabilisierung des Aktienmarkts weiter weit und breit nichts zu sehen, auch nichts von stabilisierenden Eingriffen staatlicherseits. Letzteres verstärkte die Verunsicherung unter den Anlegern Teilnehmern zufolge noch.

Der Markt implodiere und fühle sich allein gelassen, da er gewohnt sei, an die Hand genommen zu werden, fasste Research-Chef Steve Wang von Reorient Group die Stimmungslage zusammen. Stattdessen warte Peking nur ab und schaue zu. Andererseits sei in der jüngeren Vergangenheit aber auch viel versucht worden, und das letztlich erfolglos.

Immerhin führte die chinesische Notenbank im Zuge eines routinemäßigen Geldmarktgeschäfts dem Markt umgerechnet 23,4 Milliarden US-Dollar an zusätzlicher Liquidität zu, um damit dem die Wirtschaft und den Aktienmarkt schwächenden Kapitalabfluss aus dem Land entgegenzusteuern. Schon in der Vorwoche hatte sie das gleiche Volumen schon einmal in den Markt gepumpt.

Potenziell stärker stützende Maßnahmen, wie eine Senkung des Satzes für die Mindestreserven der Banken, wie sie von Marktbeobachtern vielfach schon für das vergangene Wochenende erwartet worden waren, ließen dagegen weiter auf sich warten. Dessen ungeachtet hegen viele Analysten Zweifel, ob ein solcher Schritt überhaupt ausreichte. "Das Ausmaß des globalen Kursdebakels erfordert substanziell mehr, sowohl auf der geldpolitischen wie auf der fiskalischen Seite", meint IG-Experte Aw. Zumal China mit seinen umfassenden bisherigen Maßnahmen nicht erfolgreich gewesen sei.

Etwas Entspannung machte sich bei den Ölpreisen breit. Nachdem die Angst vor einer globalen Konjunkturschwäche die Preise zuletzt auf Sechseinhalbjahrestiefs gedrückt hatte, stiegen sie erstmals wieder. Brent-Öl ging mit 43,50 Dollar um, etwa 1 Dollar höher als im jüngsten Tief am Dienstag.

An den Devisenmärkten berichteten Teilnehmer von relativer Ruhe nach den jüngsten Verwerfungen, die die Währungen einiger Schwellenländer zuletzt auf Mehrjahrestiefs gedrückt hatten. So erholte sich auch der US-Dollar zum Yen wieder auf 119,53, nachdem er am Vortag im Tagestief vor dem Hintergrund eines extrem schwachen Starts an der Wall Street bis auf gut 117 Yen abgesackt war. Der Euro ging zuletzt mit 1,1550 Dollar um und zeigte damit weiter Stärke. Hintergrund sind die steigenden Erwartungen, dass es im September noch nicht zu einer Zinserhöhung in den USA kommen wird, was vornehmlich der Entwicklung in China geschuldet ist.

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