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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Die Erholungsbewegung der vergangenen Tage scheint auch an den Börsen in Ostasien vorerst gestoppt. Auch am Donnerstag prägten zum Teil kräftige Kursausschläge das Bild, anders als am Vortag aber diesmal nach unten. Für Verunsicherung und Verkaufsstimmung sorgten enttäuschende Vorgaben der US-Börsen.
In Tokio fiel der Nikkei-225-Index nach dem fulminanten Vortagsplus von 7,7 Prozent um 2,5 Prozent auf knapp 18.300 Punkte zurück. In Hongkong folgte dem 4-prozentigen Kurssprung ein Rücksetzer um 2,3 Prozent und in Sydney ging es um 2,4 Prozent bergab. Noch einigermaßen stabil hielt sich in diesem Umfeld der Shanghai-Composite mit einem Minus von 1,4 Prozent auf 3.196 Punkte. An den drei Tagen zuvor war der Index deutlich gestiegen. Die US-Börsen waren im Verlauf des Handels am Mittwoch nach anfänglichen Gewinnen eingeknickt, ohne dass Marktteilnehmer dafür einen konkreten Auslöser fanden. Zum Teil wurden die wieder gesunkenen Ölpreise dafür verantwortlich gemacht, zum Teil Zweifel an der Nachhaltigkeit der Erholungsrally und wieder andere Stimmen verwiesen auf die bevorstehende Zinserhöhung in den USA als Belastungsfaktor. Dass sich die Börsen in China dem starken Abwärtssog etwas entzogen, dürfte auf die gerade erst angekündigten weiteren staatlichen Investitionen in die Infrastruktur zurückzuführen sein. Zudem betonte Premierminister Li Keqiang in einer Rede, dass er mit keiner harten Landung der chinesischen Konjunktur rechne, auch weil das Land genügend Mittel habe, gegenzusteuern. Zudem sagte er, dass China kein Interesse an Währungskriegen habe. Vor wenigen Wochen hatte die überraschende Abwertung des Yuan weltweit an den Börsen für Tumulte und stark fallende Kurse gesorgt. "Wir werden auf kurze Sicht weiter solche sprunghaften Märkte haben", kommentierte Chris Weston von IG das Geschehen an den Börsen. "Die Anleger zweifeln noch, ob die (jüngste) Rally das Nebenprodukt eines echten Stimmungswechsels ist". Konjunkturseitig sorgten rückläufige Maschinenbauaufträge in Japan am Donnerstag für einen Stimmungsdämpfer. Analysten hatten dagegen mit einem deutlichen Auftragsplus im Juli gerechnet. Die Daten sind aber als sehr volatil bekannt. Keine Entspannung brachte Notenbankchef Haruhiko Kuroda mit seiner Ankündigung, dass die lockere Geldpolitik in Japan solange beibehalten werde, bis sich die Jahresinflation um 2 Prozent stabilisiere. Das Niveau werde wohl kaum bis Herbst nächsten Jahres erreicht, so der Notenbanker. Die Spekulation nehme zu, dass die Bank of Japan im Oktober weitere Lockerungsmaßnahmen ergreifen werde, wenn sie ihre Konjunkturprognosen abgebe, kommentierte Währungsexperte Kyosuke Suzuki von der Societe Generale. Er räumte aber ein, dass das nicht unbedingt die Mehrheitsmeinung sei. In China fiel derweil der Rückgang der Erzeugerpreise mit 5,9 Prozent im Jahresvergleich im August stärker aus als mit minus 5,6 Prozent prognostiziert. Außerdem war es der stärkste Rückgang seit Jahren. Die Verbraucherpreise (CPI) stiegen dagegen mit 2,0 Prozent einen Tick stärker als gedacht. Insgesamt lieferten die Daten kein klares Signal über den Zustand der chinesischen Konjunktur und hielten die Spekulation über weitere Stimuli am Leben. "Trotz des Anstiegs stellen die CPI-Daten weiter keine Bedrohung für Peking dar, die Politik zu ändern, zumal wenn man sieht, dass die Erzeugerpreise weiter deflationär sind. Die chinesische Notenbank dürfte daher im Rest des Jahres ihre Geldpolitik weiter lockern", glaubt Fan Zhang, Ökonom bei RHB Research. Ebenfalls keine kursstützende Wirkung entfalteten eine Zinssenkung in Neuseeland und etwas besser ausgefallene Arbeitsmarktdaten in Australien. Beides sei von Marktexperten so weitgehend erwartet worden, hieß es. Am Devisenmarkt gab der neuseeländische Dollar zum US-Dollar dennoch etwas nach. Händler begründeten dies damit, dass die Notenbank nach der Zinssenkung die Tür für weitere Lockerungen offengelassen habe. Bei den Einzelwerten wurden Aktien aus dem Ölsektor verkauft, nachdem die Ölpreise am Mittwoch im US-Handel wieder deutlich an Boden verloren hatten. Brent-Öl kostete zuletzt 47,51 Dollar, etwa so viel wie im späten US-Geschäft, aber rund 2,50 Dollar Prozent weniger als im Tageshoch am Vortag. In Tokio gaben Inpex um 4,1 Prozent nach, in Sydney verloren Woodside 2,6 Prozent, Oil Search 3,6 Prozent und Santos 5,1 Prozent. Origin Energy rutschen sogar um 6,7 Prozent ab. Auch Bankenaktien standen in Down Under stark unter Abgabedruck, nachdem sie zuletzt noch zu den größten Gewinnern gehört hatten. Die eher glanzlos verlaufene Vorstellung neuer Produkte von Apple am Mittwoch schlug sich auch in den Kursen der davon mutmaßlich profitierenden Apple-Zulieferer nieder. In Taiwan gaben beispielsweise TPK und General Interface Solution um je 0,5 Prozent nach. in Tokio büßte Sumitomo Electric Industries 0,7 Prozent ein und Minebae knapp 1 Prozent. Der Goldpreis zeigte sich nach seinem kräftigen Rückgang am Mittwoch stabilisiert. Die Feinunze kostete 1.1067 Dollar, etwa 15 Dollar weniger als im Vortageshoch. Der Kurs des australischen Goldminenbetreibers Newcrest verlor 4,4 Prozent. Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com DJG/DJN/gos/smh Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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