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Heute früh wurden in den USA neue Arbeitsmarktdaten veröffentlicht. Die Arbeitslosenquote ist auf 4,7% gesunken. Löhne steigen und noch wichtiger, die Partizipation steigt. Sprich: Es kommen wieder Menschen an den Arbeitsmarkt, die sich zuvor aufgegeben hatten. Es werden also nicht nur die bestehenden Arbeitslosen vom Markt genommen, sondern zusätzlich noch weitere Jobs geschaffen, damit Menschen, die keine Hoffnung auf Arbeit mehr hatten, nun dennoch beschäftigt werden.
Damit dürfte die Basis für die dritte Zinsanhebung durch die Fed in der kommenden Woche gelegt sein. Die Frage ist nun, wie viele Zinserhöhungen wird die Fed im Jahr 2017 durchführen: drei oder vier? Einige spekulieren bereits auf vier Zinsanhebungen, doch das werden wir erst im weiteren Jahresverlauf beurteilen können. Derzeit steht der US-Leitzins bei 0,5-0,75%. Mit 4 Zinsschritten könnte der Leitzins auf bis zu 1,75% anspringen. An den Finanzmärkten würde man dann befürchten, dieser schnelle Zinsanstieg bremse Investitionen und somit das Wirtschaftswachstum. Ich halte ein Zinsniveau bis 2% für niedrig. Keine sinnvolle Investition wird in so einem günstigen Finanzierungsumfeld gestrichen, lediglich das Glücksrittertum wird gebremst. Und das ist eine positive Begleiterscheinung. Wenn also Zinsschritte in den kommenden Monaten zu einem Ausverkauf an den Aktienmärkten führen, dann sind das meiner Einschätzung nach in erster Linie Kaufgelegenheiten. Gestern hat die EZB ihre Zinsentscheidung bekannt gegeben. Der europäische Leitzins bleibt bei 0,0%. Das Ankaufprogramm APP (asset purchase programme) wird nach dem März von 80 auf 60 Mrd. Euro reduziert und läuft auf diesem Niveau mindestens bis Ende des Jahres. EZB-Chef Mario Draghi behält seine Rhetorik bei, dass die EZB notfalls dieses Programm jederzeit ausweiten werde und dass die Gefahr auf der Unterseite zu sehen sei. "Unterseite" heißt, es droht seiner Einschätzung nach Deflation, die er mit der Liquiditätsflutung verhindern möchte. Von einer drohenden Inflation möchte Draghi nichts wissen. Dabei beträgt die Inflationsrate in Deutschland bereits 2,2%, in der gesamten EU bereits 2,0%. Damit ist das Langfristziel einer Inflation unter, aber nahe bei 2% erreicht. Doch während Draghi schon beim Ölpreisverfall vor sechs Jahren die damals durch den einbrechenden Ölpreis erzeugten deflationären Indikatoren zum Anlass nahm, den Leitzins auf 0% zu senken, so führt er heute an, dass nur der gestiegene Ölpreis die Inflationsrate kurzfristig auf 2% gehievt habe. Im weiteren Jahresverlauf rechne er wieder mit einer niedrigeren Inflation. Für Zinssenkungen durfte der Ölpreis also herhalten. Für Zinssteigerungen aber nicht. Vermutlich möchte er die Märkte liquide halten, damit eventuell überraschende Wahlergebnisse in Frankreich, den Niederlanden oder Deutschland zu keinem Crash führen. Ich halte zum einen seine Argumente für inkonsistent (siehe Ölpreis), zum anderen seine Angst vor den demokratischen Wahlergebnissen für übertrieben, wie ich in Kapitel 04 ausführen werde. Schauen wir uns nun einmal die wöchentliche Entwicklung der wichtigsten Indizes an: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (09.03.2017) Woche Δ Σ '17 Δ Dow Jones 20.864 -0,9% 5,6% DAX 11.978 -0,7% 4,3% Nikkei 19.319 -1,3% 1,1% Shanghai A 3.368 -0,4% 3,7% Euro/US-Dollar 1,06 0,8% 0,5% Euro/Yen 121,44 1,0% -1,3% 10-Jahres-US-Anleihe 2,58% 0,08 0,14 Umlaufrendite Dt 0,12% 0,08 0,13 Feinunze Gold $1.204 -2,4% 4,5% Fass Brent Öl $51,80 -6,0% -8,7% Kupfer 5.654 -5,7% 4,2% Baltic Dry Shipping 1.064 17,7% 14,7% Der Ölpreis ist um 6% eingebrochen. Vor einer Woche haben COT-Daten (Commitment of Trades, zeigt die Positionierung institutioneller Anleger in einem bestimmten Markt an) gezeigt, dass mehr Anleger auf einen steigenden Ölpreis spekulierten als jemals zuvor seit dem Preiseinbruch von über 100 USD/Fass vor drei Jahren. Weithin wurde erwartet, dass die OPEC in dieser Woche auf einer Konferenz (siehe mein Update zu Pioneer) verkünden werde, die tägliche Ölförderung so weit zu drosseln, dass ein stabiler Ölpreis gewährleistet werden kann. Stattdessen gab es einen offenen Schlagabtausch, die OPEC verkündete, sie werde das in den USA zusätzlich ans Netz gebrachte Öl nicht ihrerseits durch Förderkürzungen ausgleichen. Damit haben Spekulanten nicht gerechnet, daher ist der Ölpreis in dieser Woche stark eingebrochen. Ich kann mir einen weiteren Einbruch bis 47, ggfls. auch bis 43 USD/Fass WTI vorstellen, tendentiell dürfte sich der Ölpreis meiner Einschätzung nach zwischen 45 und 55 USD/Fass WTI einpendeln, denn genau dort wirtschaftet die US-Frackingindustrie, die sich zum Zünglein an der Waage entwickelte, gerade so profitabel. Bei Preisen über 55 USD/Fass WTI werden neue Ölquellen erschlossen, das dadurch neu ans Netz genommene Öl deckelt den möglichen Preisanstieg. Auf der Unterseite sind die US-Frackingunternehmen bei 45 USD/Fass in der Lage, ihre Fördertürme umgehend außer Betrieb zu nehmen, viel tiefer dürfte der Ölpreis also nicht fallen. Während das Kupfer um 5,7% eingebrochen ist konnte der Baltic Dry Verschiffungsindex um 17,7% anspringen. Beides sind wichtige Indikatoren für die Verfassung der weltweiten Konjunktur. Welcher stimmt denn diese Woche nun? Aus China kamen durchwachsene Signale, ich will mir diese Woche kein Urteil erlauben. Die Aktienbörsen sind um rund 1% gefallen. Na, wenn das der befürchtete Crash war, dann würde ich das als niedlich bezeichnen. Doch die Untergangspropheten geben sich noch nicht geschlagen, sie liefern weiter Argumente, warum der nächste Crash unmittelbar bevorstehe. Auf die einzelnen Argumente bin ich vor einer Woche eingegangen. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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