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Gestern hat der EZB-Chef nun endlich den Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik verkündet. Die monatlichen Anleihekäufe werden ab Januar von derzeit 60 auf 30 Mrd. EUR verringert, laufen aber mit diesem Volumen dann mindestens noch bis September 2018.
Fällige, aus den Anleihekäufen zurückgezahlte Gelder werden weiterhin reinvestiert. Zinsen bleiben unangetastet (Leitzins 0%) und bis 2019 können Banken weiterhin die Vorzugskonditionen bei der Refinanzierung nutzen. Wenn ich das so lese, habe ich Probleme mit der Formulierung "Einstieg in den Ausstieg", denn ein Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik würde eine Rückführung der ausgeuferten EZB-Bilanz bedeuten. Doch was wir gestern präsentiert bekamen, ist lediglich eine Verlangsamung der Ausweitung von zuvor 60 auf nunmehr nur noch 30 Mrd. EUR pro Monat. Mehr als die nur zaghafte Kürzung der Geldflutung irritiert mich eine Aussage im anschließenden Statement der EZB: Im letzten Absatz wird davon gesprochen, dass die EZB weiterhin die Stärkung der europäischen Wirtschaft als oberste Priorität hat. Ich dachte bislang, ausschließlich die Geldwertstabilität sei Ziel der EZB. Der Abschied von dieser deutschen Direktive ist Draghi nie gelungen, also finden wir nun eine entsprechende Zeile einfach in einem Statement? Für mich lautet die Folgerung daher: Die ultralockere Geldpolitik des italienischen Supermario dauert an. Anders lässt sich auch die Reaktion an den Finanzmärkten nicht erklären: Der Euro ist von 1,18 auf 1,16 USD/EUR eingebrochen. Der schwache Euro ist das Spiegelbild der Geldflutung. Der DAX, der seit drei Wochen wie festgenagelt auf 13.000 Punkten seitwärts lief, sprang nun auf heute 13.235 Punkte. Die Wirtschaft jubelt ob der anhaltenden Geldflutung und des schwachen Euros. Wir befinden uns mitten in der Berichtssaison. Es gibt keinen Grund, heute schon Aktien zu kaufen, die erst in den kommenden ein oder zwei Wochen Zahlen berichten. Warten Sie lieber ab, bis Sie Gewissheit haben. Auf der anderen Seite können Sie Aktien, deren Unternehmen gute Zahlen berichtet haben, in einen eventuellen Ausverkauf hinein einsammeln. Mit dieser Strategie segeln Sie ziemlich solide durch diese turbulenten Tage. Gestern Abend haben beispielsweise Amazon, Google, Intel und Microsoft allesamt überraschend gute Zahlen berichtet, alle vier Aktien machen heute einen Freudensprung. Ich bin mir sicher, dass diese Aktien in den kommenden Tagen mal eine Verschnaufpause einlegen werden. Dann ist der Zeitpunkt zum Zugreifen gekommen, nicht heute. Heute gibt es eine ganze Reihe von Updates, in denen anhand einzelner Unternehmenszahlen weitere Kommentare zum Markt abgegeben werden. Schauen wir uns nun mal die Wochenperformance der wichtigsten Indizes an. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES 26.10.2017 Woche Δ Σ '17 Δ Dow Jones 23.409 0,3% 18,4% DAX 13.133 1,1% 14,4% Nikkei 21.740 1,3% 13,7% Shanghai A 3.568 0,9% 9,8% Euro/US-Dollar 1,17 -0,7% 11,1% Euro/Yen 133,20 -0,4% 8,3% 10-Jahres-US-Anleihe 2,45% 0,06 0,00 Umlaufrendite Dt 0,27% 0,03 0,28 Feinunze Gold $1.273 -0,5% 10,6% Fass Brent Öl $58,57 1,8% 3,3% Kupfer 6.964 -0,6% 28,4% Baltic Dry Shipping 1.555 -1,5% 67,6% Den Freudensprung im Dow Jones der Vorwoche hat der DAX in dieser Woche nachvollzogen. Der Nikkei läuft nach der gewonnenen Wiederwahl von Japans Premierminister Shinzo Abe wie ein geölter Blitz. Und auch in China nimmt der Shanghai A-Aktienindex wieder Fahrt auf. In einer globalisierten Welt brauchen wir nun nicht mehr nur auf einen Konjunkturaufschwung im Inland zu hoffen, um steigende Aktienkurse zu sehen. Was wir derzeit sehen, übertrifft diese alten Denkmuster: Auf der ganzen Welt findet derzeit eine Konjunkturerholung oder schon ein ordentlicher Aufschwung statt, und das bedingt benachbarte Märkte und letztlich die globale Konjunktur. Insbesondere Europa hat diese Woche gute Konjunkturdaten vermeldet, was die nur zaghafte Entscheidung Mario Draghis für mich um so unverständlicher macht. Aber auch die USA haben dank neuer Hoffnung über eine Steuerreform wieder Hoffnung geschöpft. Japan freut sich über eine weitere Amtszeit des Pro-Wachstum orientierten Premiers Abe. Und in China wurde Xi Jinping auf dem Parteitag der einen Kommunistischen Partei als Staats- und Parteichef im Amt bestätigt. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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