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In Rekordgeschwindigkeit baut Donald Trump die USA wieder zur führenden Weltmacht auf: Die Proteste in Hongkong lassen die Kritiker des Handelsstreits verstummen. China schickt sein Militär in die abtrünnige Provinz und sollten die Proteste durch ein militärisches Eingreifen des autoritären Regimes beendet werden, dürfte sich China von selber - auch ohne eine weitere Eskalation des Handelsstreits - von der globalen Handelsgemeinschaft isolieren.
So weit ist es noch nicht, doch unwahrscheinlich ist das nicht. Das BIP ist in Deutschland im abgelaufenen Q2 geschrumpft. Schrumpft es in zwei aufeinander folgenden Quartalen, spricht man von einer Rezession. Die derzeitigen Daten lassen befürchten, dass in Q3 erneut ein Minus erzielt wird, wir befinden uns also wahrscheinlich bereits in einer Rezession, auch wenn das erst später rückwirkend offiziell festgestellt wird. Unser Wirtschaftssystem baut darauf auf, dass der Staat in rezessiven Zeiten einspringt und mit Hilfe von Konjunkturprogrammen negative Auswirkungen mildert. Wir haben uns jedoch die schwarze Null ins Gesetz geschrieben, um unsere Nachkommen zu entlasten. Gleichzeitig gehen derzeit über 40% des Bundeshaushalts in Sozialleistungen, nur 5% wird für Bildung und Forschung ausgegeben. Auf der einen Seite haben wir uns also der Möglichkeit beraubt, die Ausgaben zu erhöhen. Gleichzeitig haben wir auf der anderen Seite das Bundesbudget bereits zum größten Teil für konsumtive Aufgaben verplant. Ein Wille zu einem nennenswerten Konjunkturprogramm ist derzeit nicht zu sehen und so laufen wir wohl hier unweigerlich auf eine starke Rezession zu. So weit ist es noch nicht, doch unwahrscheinlich ist das nicht. Wenn die Politik also nicht gegensteuern kann, dann hoffentlich die Notenbank? Nun, Mario Draghi hat es versäumt, das Zinsniveau rechtzeitig wieder ein wenig anzuheben, um nun noch Handlungsspielraum zu haben. Schauen Sie sich mal die Kursentwicklung des Bund-Futures an: Bei 160% spiegelt der Bund-Future ein Zinsniveau von 0% für 10 Jahre laufende Anleihen wider. Aktuell steht der Bund-Future bei 179% (https://kunde.comdirect.de/inf/futu...=16.08.2019&e&). Mit zunehmender Geschwindigkeit verliert Bargeld an realer Kaufkraft. Welcher institutionelle Investor, der per Mausklick binnen Bruchteilen einer Sekunde Geld in den US-Anleihemarkt transferieren kann, möchte wirklich noch deutsche Anleihen kaufen? Nur diejenigen, die aufgrund ihrer Statuten keine alternative Möglichkeiten haben. Doch die reichen schon aus, um die Kurse weiter in die Höhe zu jubeln. Parallel dazu flüchtet das Kapital, das darf, in die USA: Der US-Dollar ist diese Woche um 1,2% gegenüber dem Euro angestiegen. Währungsrisiko? Nun, das Währungsrisiko liegt nach Auffassung vieler Anleger derzeit eher beim Euro als beim US-Dollar: Der Brexit droht, in Italien greift Salvini nach der Macht und die beiden Führungsnationen Deutschland und Frankreich führen einen Kleinkrieg gegeneinander um die politischen Ämter in Brüssel. Apropos Brexit: Die USA bieten sich als weißer Ritter an, um der britischen Wirtschaft nach einem harten Brexit zu helfen. Altruismus dürfte nicht der Antrieb der Trump-Administration sein, vielmehr sucht Trump händeringend nach Verbündeten in seiner harten Linie gegen den Iran und China. Bislang sind die Briten in vielen außenpolitischen Themen noch auf der Linie der EU, doch das dürfte sich nach einem harten Brexit ändern. Wie können sich die USA all das leisten, fragen nun die vielen Beobachter. Der Konsumweltmeister USA steigert seine Verschuldung mit zunehmender Geschwindigkeit, es wird konsumiert und zu wenig investiert. Dieses System werde bald zusammenfallen, so die Kritiker. Dabei wird gerne übersehen, dass die USA die mit Abstand stärkste Militärmacht der Erde sind und seit Jahrzehnten ihren Konsum auf Kredit finanzieren und ihre Kredite immer wieder von internationalen Anlegern finanziert bekommen. Mit dem hohen Leitzins in den USA (2%-2,25% statt 0% in der EU oder -0,1% in Japan) wird auch heute wieder Kapital in die USA gelockt, so dass der Konsum dort weiterlaufen kann und durch den Handelsstreit erzeugte Defizite im Außenhandel kompensiert werden. Doch dieses System finanziert konsumtive Ausgaben (Konsum), nicht aber Investitionen. Und so fordert Trump in meinen Augen zu Recht vom US-Notenbankchef Jay Powell, er möge den US-Leitzins senken. Powell hat inzwischen seinen Fehler vom vergangenen Herbst, als er den Leitzins einmal zuviel angehoben hatte, zugegeben und revidiert. Doch inzwischen sind weitere Zinssenkungen erforderlich, Powell jedoch bleibt stur bei seiner restriktiven Haltung. Irgendwann wird auch die US-Wirtschaft kippen, auch wenn der Arbeitsmarkt, der sich derzeit noch sehr robust zeigt, erfahrungsgemäß verspätet einbricht. Wenn Powell aber nicht bald beherzt die chaotische Politik Trumps durch Zinssenkungen unterstützt, könnten auch die USA in eine Rezession rutschen. So weit ist es noch nicht, doch unwahrscheinlich ist das nicht. Wir haben also eine ganze Liste von Krisenherden, die Anleger davon überzeugt, dass schwere Börsenzeiten bevor stehen: - Handelsstreit USA-China - Zinsdifferenz zwischen 10- un 2-Jahre laufenden US-Anleihen ist invertiert (negativ!), ein bislang untrüglicher Vorläufer einer Rezession - Weltweit negative Zinsen - Geldpolitik weltweit am Ende ihrer Möglichkeiten - Harter Brexit - Radikalisierung der Politik (Salvini, Johnson aber auch Mietpreisdeckel in Berlin, Enteignung, Reichensteuer, ...) - Goldene Zeiten für Leerverkäufer, die den Ausverkauf beschleunigen Trump hat in meinen Augen bestehende Missstände weltweit aufgedeckt. Mehrere Jahrzehnte haben die USA ausgleichend solche Missstände toleriert und als Weltmacht für Stabilität gesorgt. Trump entpuppt sich als der gefährliche Chaot, den viele Kritiker in ihm gesehen haben. Doch gleichzeitig zeigen die Missstände auf, dass auch viele andere Länder ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben. Es besteht nun die Möglichkeit für die EU, beachten zu werden. Für China, humanitäre Werte zu akzeptieren. Für die US-Notenbank, das Schmarotzertum auf Kosten des Auslands zu beenden. Doch dazu muss in Europa ein Konjunkturprogramm aufgelegt werden (Merkel), China auf die Hongkong-Protestanten zugehen (Xi) und die US-Notenbank den Zins deutlich senken (Powell). Seit kurzem kommt sogar wieder Hoffnung auf, den Brexit doch noch zu verhindern und Salvini vielleicht sogar in die Opposition zu verdammen. Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes im Wochenvergleich entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (15.08.2019) Woche Δ Σ '19 Δ Dow Jones 25.835 -1,2% 12,0% DAX 11.563 -1,1% 9,5% Nikkei 20.419 -1,3% 2,0% Shanghai A 2.958 1,8% 13,3% Euro/US-Dollar 1,11 -1,1% -3,0% Euro/Yen 117,95 -0,2% -6,5% 10-Jahres-US-Anleihe 1,57% -0,14 -1,17 Umlaufrendite Dt -0,71% -0,11 -0,81 Feinunze Gold $1.509 0,5% 17,9% Fass Brent Öl $58,75 0,1% 12,5% Kupfer 5.731 1,0% -4,7% Baltic Dry Shipping 2.047 19,0% 61,1% Bitcoin 10.262 -13,2% 161,7% Es springt ins Auge, dass einzig Chinas Aktienmarkt mit einem Wochenplus abschließen konnte. Das Plus relativiert sich, wenn wir uns die Entwicklung anschauen: Aufgrund der Unruhen in Hongkong war der chinesische Aktienmarkt zum Wochenschluss der Vorwoche tief im Minus, während sich an den westlichen Märkten am späten Freitag (nach Börsenschluss in China) eine Gegenbewegung zeigte. Heute eröffnete die chinesische Börse mit einem dicken Minus, vollzog jedoch sodann im Tagesverlauf eine fulminante Aufholjagd. Vielleicht waren es die konzilianten Worte Trumps, die in China Hoffnung machten: Er zeigte sich überzeugt, Xi könne den Aufstand in Hongkong binnen 15 Minuten lösen, wenn er mit den Protestanten spreche. Für mich ist das zu wenig, um an eine Trendwende im Verhalten Trumps zu glauben. Es findet ein Run auf Anleihen statt. Ein "Run" ist eine aus der Not geborene Kaufpanik, aus Angst, andernfalls größere Verluste zu erleiden. So ist die Rendite in Deutschland um 0,08%punkte gedrückt worden, in den USA sogar um 0,18%punkte. Das Gold als sicherer Hafen legt weiter zu (+0,7%). Am Kurseinbruch des Bitcoins (-13%) können Sie sehen, dass die Kryptowährung nicht unbedingt als sicherer Hafen für turbulente Börsenphasen zu sehen ist, sondern ein Eigenleben hat. Oder anders gesagt: Ich kann weiterhin kaum nachvollziehen, was den Bitcoin treibt :-(. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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