Alt 25.07.20, 10:08
Standard So tickt die Börse: Intel kapituliert, Säbelrasseln in den USA & China
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Die chinesische Botschaft in Houston solle binnen 72 Stunden geschlossen werden, verfügte die US-Regierung diese Woche. Der chinesische Botschafter kochte vor Wut, dennoch musste er seine Botschaft schließen. Zuvor wurden im Innenhof noch Unterlagen in Mülltonnen verbrannt. Die USA werfen China einmal mehr Wirtschaftsspionage vor, diesmal ging es um den Diebstahl von Geheimnissen in Sachen Covid-19-Forschung, die im chinesischen Auftrag von zwei Personen gestohlen worden seien.

China Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Heute wurde eine Botschaft der USA in China geschlossen. Es ist die Botschaft, die nah an Tibet liegt und viele Informationen über vermeintliche Menschenrechtsverletzungen sammelt. Falls Sie es nicht wissen;: Tibet wurde von China vor vielen Jahren annektiert, es ist die Rede von Umerziehungslagern und einer Diskriminierung der tibetischen Bevölkerung.

Gestern Abend hat US Staatssekretär Mike Pompeo eine scharfe Rede gegen China gehalten: Nationen sollen ihre "blind Kooperation" mit China überdenken. 50 Jahre der engen Kooperation mit China und des Aufeinanderzugehens seien gescheitert, so Pompeo. Die freie Welt solle nun die entstandenen Ungleichgewichte korrigieren.

Deutschland wurde zwar nicht explizit genannt, aber mit seinen Ausführungen, dass "ein Nato-Partner sich NICHT für die Freiheit in Hongkong stark mache, weil man Angst hat, dass der Zugang zum chinesischen Markt erschwert werden könnte" zielte direkt auf Deutschland, das Sanktionen gegen China in Folge des chinesischen Sicherheitsgesetzes für Hongkong nicht mittragen wollte.

Abschließend warb er dafür, sich in aller Offenheit gemeinsam China zu stellen.

Wenn jemand mit dem Finger auf den Mond zeigt, sieht der Dumme nur den Finger. So kommt es mir mit den USA vor: ein unkonventioneller (um es höflich auszudrücken) Donald Trump zieht jede Menge Kritik auf sich, denn immerhin schert er sich nicht die Bohne um Abkommen, internationale Institutionen und Benimmregeln. Es ist also leicht, den Finger zu kritisieren.
Doch dabei übersehen wir meines Erachtens tatsächlich viele Probleme, die das chinesische System mit sich bringt.

An den Finanzmärkten wurde die Rede als Auftakt für eine härtere Gangart zwischen den zwei Supermächten gewertet. Von einem heraufziehenden neuen Kalten Krieg ist die Rede. Und entsprechend gaben die Aktienmärkte gestern sowohl in den USA als auch in China deutlich nach. Der DAX folgt dieser Vorgabe am heutigen Tag.

Damit ist der Auftakt für den Wahlkampf zum nächsten US-Präsidenten getan: Im November tritt Joe Biden gegen Donald Trump an. Das Thema China wird sicherlich von Donald Trump in den Vordergrund gerückt werden und immer wieder für Turbulenzen an den Aktienmärkten sorgen. Doch in meinen Augen ist die weitere Entwicklung bei der Corona-Pandemie wesentlich wichtiger für die Finanzmärkte: Infektionszahlen, Sterberate, Behandlungsmethoden und Impfstoffentwicklung bis hin zum differenzierten Einsatz von Kontaktbeschränkungen werden immer wieder zu Rotationsbewegungen zwischen Corona-Gewinnern und konjunktursensiblen Industrieaktien sorgen.

INTEL SCHLIESST AUFTRAGSPRODUKTION NICHT MEHR AUS

Gestern Abend hat Intel Quartalszahlen veröffentlicht, die über den Erwartungen lagen. Dennoch brach die Aktie um -18% ein. Der Grund ist eine Überlegung, zu der CEO Bob Swan eine Stunde sprach: Auftragsproduktion von Chips.

Über 50 Jahre konnte Intel Chipdesign und Fertigungsknowhow dahingehend nutzen, die leistungsstärksten und zuverlässigsten Chips zu produzieren. Jeder produzierte Chip wird am Ende einem Qualitätscheck unterzogen und minimalste Abweichungen werden gemessen. So gibt es Chips, die 99,99% der Anforderungen erfüllen. Es gibt Chips, die mit 99,9% durchkommen. Und es gibt Chips, die 99% erfüllen. Ich habe mir das vor vielen Jahren mal so im Kopf zurecht gelegt: Die Chips mit 99,99% gehen ans Militär, die Chips mit 99,9% gehen zu namhaften Herstellern wie HP, Toshiba oder Apple. Und die Chips mit 99% gehen an No-Name-Hersteller, die sich nur noch über den Preis im Wettbewerb differenzieren.

Da Intel die Produktion in eigener Hand hielt, konnte das Unternehmen schon beim Chipdesign darauf achten, dass später möglichst hohe Qualitätsstufen in der Produktion erreicht werden können. Kunden wie Apple haben genau auf diesen kleinen aber feinen Unterschied wert gelegt.

Nun hat Apple angekündigt, die Intel-Prozessoren aus den MacBooks durch Arm-Chips zu ersetzen. Gleichzeitig sind die Qualitätsunterschiede in den vergangenen Jahrzehnten immer kleiner geworden: Auch die vermeintlich qualitativ minderwertigen Chips sind heute fehlertolerant genug, um lange Lebenszeiten und hohe Zuverlässigkeit zu bieten.

Taiwan Semiconductor ist der weltweit größte Auftragsfertiger für Chips. Deren Aktien sind heute um 12% angesprungen. Es muss nicht sein, dass Intel an Taiwan Semi große Aufträge vergibt, denn es gibt noch viele andere Auftragsfertiger. Aber die Überlegung Intels zeigt, dass das Model von Taiwan Semi überlegen ist.

Intel verspricht sich dadurch mehr Flexibilität für die Zukunft. Ich kann die Überlegung gut nachvollziehen, auch wenn Anleger erst einmal geschockt sind.

Nachdem ich vorgestern über die vier globalen Tech-Monopolisten geschrieben habe, möchte ich Ihnen heute noch ein Bild nachliefern, dass die Situation gut visualisiert: Die Kästchengröße entspricht der relativen Marktkapitalisierung. Die Kästchen von Amazon (AMZN), Apple (AAPL) und Microsoft (MSFT) sind mit Abstand am größten, gefolgt von Alphabet (GOOGL) und Facebook (FB).


Abbildung 1: Heatmap nach Unternehmensgröße Weltweit

Quelle: https://www.finviz.com/map.ashx?t=sec_all

Schauen wir uns mal die Entwicklung der wichtigsten Indizes seit vorgestern an:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES (23.07.2020) Woche Δ Σ '20 Δ

Dow Jones 26.521 -1,3% -7,4%
DAX 12.838 -2,3% -3,1%
Nikkei 22.752 0,0% -3,8%
Shanghai A 3.351 -4,1% 5,2%
Euro/US-Dollar 1,16 0,3% 3,9%
Euro/Yen 123,08 -0,9% 0,7%
10-Jahres-US-Anleihe 0,58% -0,01 -1,35
Umlaufrendite Dt -0,49% 0,00 -0,26
Feinunze Gold $1.901 2,5% 25,7%
Fass Brent Öl $42,96 -2,2% -37,6%
Kupfer 6.533 0,0% 5,2%
Baltic Dry Shipping 1.388 0,0% 27,3%
Bitcoin 9.581 0,0% 31,4%
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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