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Aktionäre der Commerzbank sind spätestens seit der Finanzkrise Kummer gewohnt, die Börsenentwicklung von Deutschlands zweitgrößtem Geldhaus spricht eine eindeutige Sprache. Umso stärker dürften sie sich heute Morgen die Augen gerieben haben, als inmitten der Corona-Pandemie für das erste Quartal ein Nettogewinn von 133 Millionen Euro über die Ticker lief, während der Markt mit einem weiteren Verlustquartal gerechnet hatte. Und in dem Plus sind die Kosten von knapp einer halben Milliarde Euro für den Konzernumbau inklusive der Beinahe-Halbierung des Filialnetzes und massivem Stellenabbau bereits enthalten. Genau hier keimt auch Hoffnung für die leidgeplagten Aktionäre auf. Der geplante Weg zu einer Digital-Bank wird kein leichter sein. Aber sollte er gelingen, könnte sich die zuletzt entfachte Euphorie in der Aktie auch langfristig für Investoren auszahlen – die Prognose für das laufende Jahr hat die Bank zumindest schon mal leicht angehoben.
Der ewige Übernahmekandidat Die Commerzbank ist wie der große Konkurrent Deutsche Bank auf der Suche nach dem Turnaround. Jedoch haben die Geldhäuser unterschiedliche Voraussetzungen in diesem Wettbewerb. Nachdem die Fusion zwischen beiden im vergangenen Jahr gescheitert war, gilt die Commerzbank weiterhin als potenzieller Übernahmekandidat durch einen größeren Rivalen. Zwar ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar und reine Spekulation, ob und welche Rolle die Commerzbank in einer möglichen Konsolidierungswelle europäischer Banken spielen wird, ist. Allerdings dürften in den Chefetagen wohl regelmäßig Gedankenspiele über solche strategischen Optionen angestellt werden, die zukünftig für die eine oder andere Überraschung an der Börse führen werden. Die „digitale“ Bank Die Commerzbank hat bereits angekündigt, keine Dividende für die nächsten zwei Jahre zahlen zu wollen und aggressive Kostensenkungsmaßnahmen eingeleitet, um in die Gewinnzone zurückzukehren. Der Plan beinhaltet die Schließung von fast der Hälfte der Filialen und den Abbau Tausender Arbeitsplätze. Auch deshalb sind die Erwartungen an die gelbe Bank für die nahe Zukunft niedrig, umso höher aber für die fernere. Der Fokus soll in den kommenden Jahren vor allem auf der Digitalisierung liegen. Mit der Übernahme der Onlinetochter Comdirect wurde dafür der Grundstein gelegt. Und der Vorstand will künftig konsequent Profitabilität vor Wachstum stellen, etwa wenn es um den effizienten Einsatz des Eigenkapitals oder eine leistungsadäquate Bepreisung von Produkten und Dienstleistungen geht. Kampf um die Rückkehr zur Profitabilität Von der Finanzkrise einschließlich staatlicher Rettungsaktion hat sich die Commerzbank nie richtig erholt und stand im vergangenen Jahr mit 2,9 Milliarden Euro in den roten Zahlen. Die jetzt angestrebten, drastischen Reformen sind einschneidend und tun weh, aber sie sind auch der einzige Weg raus aus der Bedeutungslosigkeit an der Börse. Das Geldhaus kämpft nach zahlreichen Management- und Strategiewechseln um die Wiederherstellung ihrer Profitabilität braucht dafür dringend eine Belebung ihres Geschäfts. Sie will ihr Kapitalmarktgeschäft weiter verschlanken und kooperiert dafür im Aktienbereich nun mit der deutsch-französischen Finanzgruppe Oddo BHF. Ziel ist es, effizienter zu werden und Firmenkunden eine noch bessere Plattform zur Platzierung ihrer Aktien zu bieten. Wie auch andere europäische Banken will sich die Commerzbank in Zukunft mehr auf das Geschäft mit Firmenkunden konzentrieren, bislang allerdings noch mit mäßigem Erfolg, da die Negativzinsen die Erträge aus dem Kreditgeschäft belasten. Hoffnung machender Aufwärtstrend in der Aktie Trotz der immer noch schlechten operativen Verfassung der Commerzbank lässt sich aus der Kursentwicklung der Aktie seit dem Tief im Corona-Crash im März 2020 eine interessante Entwicklung ablesen. Ein Doppelboden im Mai war der Wegbereiter für einen zwar volatilen, aber insgesamt stabilen Aufwärtstrend, der bis heute anhält. Der Ausbruch der Aktie Ende April über 5,14 Euro hat das Momentum erneut aufleben lassen und könnte mit Rückenwind durch die heutigen Zahlen aus technischer Sicht nun zu einem starken Anstieg bis in die Region zwischen sieben und acht Euro führen. Fundamental getragen würde die Fortsetzung der Euphorie-Welle von der Aussicht, dass der Turnaround der Commerzbank schneller als geplant gelingen kann. Fällt der Kurs dagegen wieder unter das April-Tief bei 4,70 Euro, wäre die konstruktive Ausgangslage hinfällig und es würde ein erneuter Test der Marke von 3,90 Euro drohen. Bitte beachten Sie: Die Inhalte dieses Marktkommentars dienen lediglich der allgemeinen Information. Sie stellen keine unabhängige Finanzanalyse und keine Finanz- oder Anlageberatung dar. Sie sollten nicht als maßgebliche Entscheidungsgrundlage für eine Anlageentscheidung herangezogen werden. 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