Alt 08.01.22, 07:03
Standard So tickt die Börse: Holpriger Start ins Jahr 2022
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Der Start in das Börsenjahr 2022 hat umgehend zutage gebracht, was wir zuvor angekündigt hatten: Hoch bewertete Aktien werden aufgrund der steigenden Zinsen ausverkauft. Auch die ehemaligen Highflyer der Pandemie werden ausverkauft, während die Leidtragenden der Pandemie anspringen.

Dies lässt sich wunderbar an der wöchentlichen Entwicklung der einzelnen Branchen in der ersten Jahreswoche ablesen: Aktien des Gesundheitssektors -7,7%, Technologieaktien -6,7%, Onlinehändler wie HelloFresh (-12%) und Home 24 (-9%) geraten ebenfalls unter die Räder.

Auf der anderen Seite legen Logistikaktien um 3,9% zu (Lufthansa +14%). Rohstoffunternehmen, angeführt von Stahlkocher Salzgitter (+11%) steigen um durchschnittlich 3,6% an. Finanztitel freuen sich mit +3,3% über die Aussicht auf steigende Zinsen. Die Deutsche Bank springt um 12% an, die Commerzbank sogar um 18%. Selbst die Autoaktien Daimler (+9%), BMW (+8%) und Porsche (+8%) zeigen wieder Lebenszeichen.

Dabei hatten es die vergangenen Tage zwischen den Feiertagen sowie zum Jahresbeginn durchaus in sich. Die Weihnachtsrallye kam endlich doch noch auf den letzten Drücker und hob den DAX zum Jahresende knapp an die 16.000 Punkte Marke heran. Es liefen zum Jahresschluss so ziemlich alle Branchen und Aktien nach oben.

Überraschenderweise setzte sich diese Rallye in den ersten drei Handelstagen des neuen Jahres unvermindert fort, bis am Mittwoch Abend das Fed-Protokoll der Dezembersitzung veröffentlicht wurde. Darin ist zu lesen, dass einige Notenbankmitglieder in den USA durchaus eine noch schnellere Gangart bei der Rückführung der ultralockeren Geldpolitik wünschen.

Zur Erinnerung: Im Dezember wurde überraschend bekannt gegeben, dass die monatlichen Anleihekäufe nicht, wie zuvor geplant, bis in den Herbst 22 laufen werden, sondern mit doppelter Geschwindigkeit zurückgefahren werden, so dass bereits im März die letzten Käufe erfolgen. Bald danach sei dann mit einem ersten Zinsschritt zu rechnen, Volkswirte rechnen nun mit Juni statt Ende 22.

Nun steht in dem Protokoll, dass sogar diskutiert wurde, die auslaufender Anleihen im Bestand zu beenden, um die Bilanz der Fed schneller zu reduzieren. Zum Verständnis: Die monatlichen Anleihekäufe bezogen sich auf neue Zukäufe über den Aktienmarkt. Wenn die im Bestand befindlichen Papiere dann auslaufen, werden dem emittierenden Unternehmen die Folgeanleihen zu gleichen Konditionen ebenfalls abgekauft, das erscheint dann jedoch nicht mehr als monatlicher Kauf. Diese Praxis solle schneller enden, fordern vereinzelte Notenbankmitglieder.

Am Donnerstag brach der DAX dann kräftig ein: Nachdem er am Tag zuvor noch mit dem Allzeithoch bei 16.290 Punkten geflirtet hatte, gab der DAX bis zum Wochenschluss die zuvor erzielten Gewinne fast vollständig wieder ab. Das Wochenplus hat sich auf 0,4% reduziert.

Am heutigen Freitag wurden nun in den USA noch Arbeitsmarktdaten veröffentlicht, die auf den ersten Blick für Verwirrung sorgten: Die Zahlen werden auf zwei verschiedenen Wegen ermittelt. Zum einen werden Haushalte befragt, ob sie eine Anstellung, arbeitssuchend oder nicht sind. Zum anderen werden Unternehmen nach der Anzahl der Beschäftigten befragt. Während die befragten Haushalte einen überaus robusten Arbeitsmarkt widerspiegelten, blieb die Zahl der Beschäftigten in Unternehmen hinter den optimistischen Erwartungen zurück.

Unterm Strich sank die Arbeitslosenquote in den USA von zuvor 4,2% auf nunmehr 3,9%. Um 4% Arbeitslose bezeichnet man als strukturell bedingt, weil es immer Menschen gibt, die zwischen zwei Jobs hängen oder aus anderen Gründen kurzzeitig nicht arbeiten. Daher spricht man in den USA nun von Vollbeschäftigung.

Gleichzeitig sind die Stundenlöhne mit +4,7% stärker angestiegen als erwartet (+4,2%). Wir haben also die Zutaten für eine sich selbst nährende Inflation: Ein leergefegter Arbeitsmarkt führt dazu, dass die Löhne steigen, Arbeitnehmer werden mehr Geld zur Verfügung haben und so startet die gefährliche Lohn-Preis-Spirale, mit der die Inflation schlimmstenfalls außer Kontrolle geraten könnte.

Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indizes in der ersten Woche entwickelt haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


INDIZES (06.01.22) Woche Δ Σ '21 Δ

Dow Jones 36.340 0,0% 0,0%
DAX 15.948 0,4% 0,4%
Nikkei 28.479 -1,1% -1,1%
Shanghai A 3.751 -1,7% -1,7%
Euro/US-Dollar 1,13 -0,4% -0,4%
Euro/Yen 131,01 0,2% 0,2%
10-Jahres-US-Anleihe 1,73% 0,22 0,22
Umlaufrendite Dt -0,19% 0,09 0,09
Feinunze Gold $1.791 -1,8% -1,8%
Fass Brent Öl $81,83 3,8% 3,8%
Kupfer $9.591 -1,0% -1,0%
Baltic Dry Shipping $2.296 3,6% 3,6%
Bitcoin $41.542 -11,6% -11,6%




Auffällig ist der Ausverkauf im Bitcoin (-12%). Ja, die Kryptowährung ist sehr volatil und wirbelt unser Portfolio stark herum. Dennoch halte ich daran fest, dass der Bitcoin, genau wie das Gold, eine sinnvolle Alternative zu den Währungen ist. Eine kleine Absicherungsposition sollte jeder im Portfolio haben. Wer noch nicht hat, der könnte nun langsam zugreifen.

Der Ölpreis ist über 80 USD/Fass Brent gestiegen, in den USA notiert das Crude nur knapp darunter. Auf diesem Niveau kommt es zu neuen Bohrungen in den Fracking-Feldern der USA, so dass schon bald eine eventuelle Ölknappheit beseitigt wird. Ich gehe nicht davon aus, dass der Ölpreis im Jahr 2022 deutlich über die 80 USD/Fass-Marke steigen wird.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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