Kurzfristig orientierte Anleger haben die heutige Rally an der Wall Street richtig vorhergesehen und nehmen nun wieder erste Gewinne mit. Auch weil sie dem Braten von steigenden Kursen in New York nicht wirklich trauen, wie ihnen viele positive Handelseröffnungen mit anschließenden Kursverlusten in den vergangenen Wochen schmerzhaft bestätigt haben.

Noch erlebt die Wall Street einen kräftigen Short Squeeze, ausgehend von der technisch viel beachteten 200-Wochen-Linie im S&P 500. Hier entlädt sich die zu starke einseitige Positionierung auf der Verkäuferseite zunächst nach oben. Es handelt es sich dabei aber vor allem um eine technische Entwicklung, während sich die fundamentale Situation nicht verbessert hat.

Während die Stimmung an der Börse schlecht ist, bleiben allerdings Gewinnwarnungen aus. Die Unternehmen können scheinbar ganz gut ihre Preise für die Endkunden anheben und werden sie auch nicht wieder senken, wenn die Inflation nachlässt. Wenn also die Preise nicht noch weiter dynamisch steigen, könnte der Aktienmarkt durchaus in eine Phase mit einem gewissen Gewöhnungseffekt eintreten.

Und in Sachen Geldpolitik können die Notenbanken gegen eine angebotsinduzierte Inflation wenig ausrichten und sich deshalb später irgendwie verbal aus der Sache mit den zu starken Zinsanhebungen rausreden, vor allem dann, wenn sich allzu starke negative Bremseffekte in der Konjunktur abzeichnen.


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