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Diese Woche hat Alcoa, der weltweit größte Aluminiumproduzent, die Berichtssaison für das dritte Quartal eröffnet. Seit Jahren ist Alcoa Quartal für Quartal das erste Unternehmen, das seine Zahlen vorlegt. Alcoas Zahlen werden aus einem bestimmten Grund viel Wert beigemessen: Aluminium spielt in vielen Bereichen eine wichtige Roll, und daher können aus dem Ergebnis viele Schlüsse für die weiteren Quartalszahlen anderer Unternehmen gezogen werden. Schauen wir also einmal ein wenig genauer hin.
Der Gewinn fiel mit 3 Cents je Aktie höher aus als der erwartete Break-even. Eigentlich also ein Grund zum Feiern, dennoch sank die Aktie in Folge der Quartalszahlen um 4%. Der Grund lag zum einen im Umsatzrückgang um 9%, der im Wesentlichen einer schwachen chinesischen Nachfrage zugeschrieben wurde und zum anderen in der Kürzung der Absatzprognose. Für 2013 wird nun nur noch ein Wachstum von 6% statt zuvor 7% erwartet. Damit ist nun bereits genug gesagt für diejenigen Börsianer, die ohne links und rechts zu schauen in Alcoa spekulieren wollen. Doch Aluminium wird in unzähligen Wirtschaftszweigen verwendet und CEO Klaus Kleinfeld, ja, Sie kennen ihn aus seiner Zeit bei Siemens, gibt stets einen detaillierten Bericht über die verschiedenen Branchen, in die Alcoa Aluminium liefert. Zum Beispiel die Flugzeugindustrie, denken Sie an EADS sowie unseren Wert im Portfolio Boeing. Im Dreamliner und im Airbus A380 werden jeweils rund eine Millionen Aluminiumschrauben verwendet - je Flieger! Zudem werden eine ganze Reihe von Bauteilen inzwischen mit zunehmendem Aluminiumanteil gebaut. Aluminium hat einige vorteilhafte Eigenschaften gegenüber Stahl: Es ist leichter, es ist zäh, also dehnbarer, und es kommt häufiger auf der Erdoberfläche vor, ist daher wesentlich günstiger. Immerhin ist Aluminium das dritthäufigste Element nach Sauerstoff und Silicium. Beim Dreamliner und A380 ist die Verwendung von Aluminium stark angestiegen, doch alle anderen heute gebauten Flugzeugtypen verwenden ebenfalls bereits via Aluminium. Und bei Militärflugzeugen wird sogar häufig die gesamte Außenhaut aus Aluminium hergestellt. Es gibt also kaum ein anderes Unternehmen, das frühzeitig wichtige Rückschlüsse auf die Flugzeugbauer geben kann. Und Kleinfeld äußerte sich explizit zur Flugzeugbranche: Der Umsatz mit Flugzeugbauern wachse nachhaltig mit 13-14%. Eine Bestätigung also für meine bullische Einschätzung dieser Branche. Ein weiteres Beispiel ist die Automobilindustrie, hier denke ich besonders an Audi als Vorläufer der Alu-Karosserie, aber sämtliche andere Autobauer erhöhen ebenfalls kontinuierlich den Aluminiumanteil in ihren Bauteilen. Das Elektroauto ist noch in weiter Ferne, und kurzfristig vielversprechender zur CO2-Reduzierung ist die Verminderung des Spritverbrauchs durch Gewichtsreduzierung. Da ist Aluminium erneut dem Stahl überlegen. Auch im Automobilbereich (PKW) wußte Kleinfeld gute Zahlen zu berichten, der Umsatz in den USA werde weiterhin um 11-15% anwachsen. Wir haben hier somit zwei Industriebereiche, denen es derzeit sehr gut geht, sonst würden sie nicht so viel Aluminium verarbeiten. Im nächsten Atemzug gab Kleinfeld jedoch eine Warnung für den PKW-Bereich in Europa aus, er gehe von einem Umsatzrückgang von 4-9% aus. Auch für den LKW-Bereich sprach er von einer anhaltenden Nachfrageschwäche (-7% bis -9%). Ein weiterer Großabnehmer von Aluminium ist die Baubranche, insbesondere für den Bau von Geschäftsgebäuden wird viel Aluminium eingesetzt. Dieses Geschäft von Alcoa ist hauptsächlich durch den europäischen Markt bestimmt. Hier sprach Klaus Kleinfeld von einer besonders schwachen Nachfrage. Aluminium-Dosen und -Verpackungen werden Kleinfelds Erwartung nach mit 2-3% wachsen, was ein gutes Licht auf das Nachfrageverhalten der Konsumenten wirft. Ich hatte mir im Vorfeld weitere Branchen notiert, doch deren Einfluss ist wohl zu klein, um von Kleinfeld explizit herausgestellt zu werden. So wird Aluminium noch in der Bohrindustrie verwendet, derzeit wird dank neuer Bohrtechnologien in den uSA gebohrt was das Zeug hält. Auch entlegene und kleine Öl- und Gasvorkommen werden inzwischen angezapft, die Rohre dafür sind entweder aus Stahl oder aus Aluminium. Zudem werden natürlich eine Vielzahl der Apple-Produkte aus Aluminium gebaut: das iPad sowie das MacBook Pro und -Air. Aber auch ehemalige Kupferleitungen werden immer häufiger durch Aluminium ersetzt, da es günstiger ist und vorteilhafte Eigenschaften besitzt. So sind beispielsweise die ins Plastik eingelassenen Leitungen, mit denen das Mainbord mit Monitor, Tastatur und anderen Peripheriegeräten flexibel verbunden wird, häufig aus Aluminium. Jegliche Zahlen, die Kleinfeld preisgab, untergliederte er in USA, Europa und China. Während er klar von einer abgekühlten Wachstumsgeschwindigkeit in China sprach und dies in den Zahlen auch zeigt, gab er sich jedoch optimistisch für die Zukunft. Er denke, die Schritte, die China bereits unternommen habe, seien geeignet, die Konjunktur dort anzukurbeln. Ich habe heute in meiner Ausführung zu Freeport McMoRan (nur PLUS-Ausgabe) ausführlich zur Geldpolitik Chinas Stellung genommen. Es sind gezielte Maßnahmen, die eben nicht wie 2008 als ein großes Konjunkturpaket veröffentlicht werden, sondern im Detail gezielt Missstände beseitigen sollen. Die Einschätzung des CEOs von Alcoa, dass diese Maßnahmen zum Erfolg führen werden, finde ich sehr wichtig. Leider verkauft Alcoa nicht nur Aluminiumprodukte, sondern holt den Rohstoff auch aus der Erde heraus und verkauft das rohe Aluminium-Granulat bzw. -Rollen und -Blöcke. Dieses Geschäft hängt stark vom Energiepreis ab (Produktionskosten, da sehr energieintensiv) sowie vom Rohpreis für Aluminium. Der Aluminiumpreis wird jedoch an den Rohstoffbörsen bestimmt und befindet sich, genau wie viele andere Rohstoffpreise, in der Hand von Spekulanten, was zu starken Gewinnschwankungen bei Alcoa führt. Die Aktie von Alcoa ist in meinen Augen damit kein gutes Investment. Dennoch ist der Quartalsbericht dank der Detailliebe von Klaus Kleinfeld ein wichtiger Informant für die Verfassung der weltweiten Konjunktur. Ich hoffe, ich konnte ein paar interessante Hinweise aufzeigen. Schauen wir einmal, wie sich die wichtigsten Indizes in dieser Woche entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (11.10.2012) | Woche Δ Dow Jones: 13.326 | -1,8% DAX: 7.282 | -0,3% Nikkei: 8.534 | -3,7% Euro/US-Dollar: 1,29 | -0,5% Euro/Yen: 101,55 | -0,4% 10-Jahres-US-Anleihe: 1,67% | 0,01 Umlaufrendite Dt: 1,18% | 0,01 Feinunze Gold: $1.769 | -1,2% Fass Brent Öl: $115,32 | 2,8% Kupfer: 8.196 | -1,3% Baltic Dry Shipping: 903 | 6,9% Der DAX zeigt weiterhin mit einem Minus von nur 0,3% eine relative Stärke wie kein anderer Landesindex. Vergeblich habe ich versucht, ein Muster zu erkennen: Welche Titel werden derzeit von den Anlegern bevorzugt? Die international bekannten, großen Unternehmen wie Siemens, SAP und die Allianz? Nein, Siemens befindet sich am Ende und SAP sowie die Allianz im Mittelfeld. Zykliker? Nein, VW, BMW und ThyssenKrupp befinden sich oben, Siemens, Linde und HeidelbergCement jedoch unten. Auch Dividendentitel sowie konjunkturresistente Unternehmen verteilen sich bunt über die Performanceliste. So blieb mir am Ende nur noch eine Vermutung: Wie sieht es aus mit den Gewinnern dieses Jahres? Aber auch die verteilen sich bunt über die ganze Liste. Doch dabei fiel mir auf, dass die Verlierer des Jahres diese Woche überraschend gut gelaufen sind. Das ist ein Muster, das mir gar nicht gefällt. Wer kauft denn schon Aktien nur aus dem Grund, weil sie bislang noch nicht ordentlich angestiegen sind? Deutsche Telekom, K+S (Expansion Kanada), ThyssenKrupp (Überkapazität), Infineon (Käuferzurückhaltung) und die Commerzbank (Finanzkrise) haben alle ihre speziellen unternehmensspezifischen Probleme, die sich nicht plötzlich und gleichzeitig in Luft auflösen. Einen zweiten Blick habe ich sodann auf das Handelsvolumen geworden. Dieses ist untypisch niedrig für diese Jahreszeit, und so erklärt sich die untypische DAX-Entwicklung: Anleger befinden sich in Warteposition. Es gibt nur ein paar planlose Akteure, die nach irgendwelchen unausgegorenen Mustern der guten DAX-Performance hinterherlaufen. Eine ganz ähnliche Situation finden wir in den USA. Auch dort hat der Dow Jones eine Warteschleife eingezogen. Gibt es Gründe für diese Entwicklung? Nun, in Europa wartet man auf den spanischen Premierminister Rajoy, der partout keinen Hilfsantrag an die EU stellen will. Der Antrag wird kommen, das ist gewiss. Doch die Finanzmärkte mögen solche Wartespielchen nicht, sie wollen sehen, was danach passiert. Und so ist die Wartehaltung durchaus nachvollziehbar. In den USA stehen die Präsidentschaftswahlen Anfang November bevor, und diese Woche hat Präsident Obama im ersten TV-Duell ein denkbar schlechtes Bild gegen seinen Herausforderer Mitt Romney abgegeben. Die Umfrageergebnisse für Romney sind anschließend sprunghaft angestiegen, und der zuvor sicher geglaubte Sieg Obamas wurde in Frage gestellt. Aus einem komfortablen 6%-Vorsprung wurde nun ein 1%-Rückstand. Kein Wunder, dass also auch auf der anderen Seite vom Teich ein wenig Verunsicherung über die weitere Entwicklung zu einer Zurückhaltung an der Börse führt. Die EU hat heute den Friedensnobelpreis erhalten. Es ist ein wunderbarer Ausdruck dessen, wofür die EU steht: für ein friedliches Miteinander auf einem Kontinent, der Jahrhunderte lang kriegerische Auseinandersetzungen als Normalität kannte. Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass viele Bürger in Deutschland durchaus einen Preis dafür zahlen würden, wenn man dies ganz klar so formuliert. Es kostet Geld, unser Geld, Griechenland und Spanien innerhalb eines vereinten Europas wettbewerbsfähig zu machen. Dieses Geld erhält jedoch nur derjenige, der sich den europäischen (nicht deutschen!) Regeln unterwirft. Der europäische Frieden, ausgezeichnet durch den Nobelpreis für die EU, ist ein Ziel, das in den derzeitigen Verhandlungen vielleicht das eine oder andere Zugeständnis auf allen Seiten ermöglicht. So werden wir in den nächsten Tagen und Wochen zwei Dinge beobachten: Zum einen die Zinsentwicklung in Spanien, an der wir ablesen werden, wie nah sich Rajoy am Hilfsantrag befindet. Und zum anderen die Chancen der beiden zur Wahl stehenden US-Kandidaten Obama und Romney. Die Entwicklung der spanischen Zinsen werde ich anhand der Staatsanleihe mit der WKN A1GXLB verfolgen. Die Entwicklung der Chancen in der US-Präsidentschaftswahl können Sie hier verfolgen: http://www.realclearpolitics.com/ep...obama-1171.html Ein Hilfsgesuch von Spanien, so schlimm das für Spanien sein mag, wird an den Finanzmärkten inzwischen als positives Ereignis gehandelt, da man sich inzwischen sicher ist, dass die EU Spanien auffangen kann. Und ein Wahlsieg Obamas wird in den USA als positiv eingeschätzt, da es die Patt-Situation im Kongress für eine Weile aufrecht erhalten wird, sodass kaum umwälzende Neuerungen zu fürchten sind. Vor dem Hintergrund dieser aufgekommenen Ungewissheiten ist es nicht überraschend, dass die Stimmung unter Analysten und Anlegern moderater in beide Richtungen ausfällt. Schauen Sie selbst: SENTIMENTDATEN Analysten Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen 21.09.- 28.09. (101): 45% / 9% 28.09.- 05.10. (226): 49% / 15% 05.10.- 12.10. (101): 45% / 9% Kaufempfehlungen der Analysten Deutsche Börse, Daimler, Kuoni Reisen Verkaufsempfehlungen der Analysten SMA Solar, ArcelorMittal, Immunogen Privatanleger 39. KW: 52% Bullen (153 Stimmen) 40. KW: 57% Bullen (141 Stimmen) 41. KW: 52% Bullen (153 Stimmen) Kaufempfehlungen der Privatanleger EADS, Peugeot, Renault Verkaufsempfehlungen der Privatanleger Societe Generale, Apple Haben sich noch vor einer Woche die Analysten klar positioniert, sowohl als Bulle als auch als Bär, so haben sich nun wieder viele in das neutrale Lager zurückgezogen und warten ab. Ebenso ist es den Bullen unter den Privatanlegern gegangen, die wieder vorsichtiger geworden sind. Die Verunsicherung könnte noch einige Wochen anhalten. Wochen, in denen die Indizes weiter seitwärts laufen oder langsam abbröckeln. Sodann wird der Ausgang der beiden oben beschriebenen Entwicklungen die künftige Richtung bestimmen. Meiner Ansicht nach sollte es danach weiter aufwärts gehen, sodass wir diese Seitwärtsbewegung zum Aufbau von Positionen nutzen. Doch stets schwelt die Gefahr einer nicht vorhergesehenen Überraschung, sodass wir weiter aufmerksam sein müssen. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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