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Kalisalz, aus dem das Düngemittel Kalium hergestellt wird, ist nicht unbedingt selten. Auch ist es nicht schwer abzubauen. Bei der Gewinnung fallen nur schädliche Restlaugen an, die in Deutschland teuer zu entsorgen sind. In Russland, na Sie werden es erraten, kümmert man sich kaum um eine umweltgerechte Entsorgung. So hat K+S in Deutschland mit über 200 USD/to die weltweit höchsten Produktionskosten für Kali, der Wettbewerber Uralkali produziert zu 63 USD/to.
Abbildung: K+S Als Düngemittel ist Kali ein wichtiger Bestandteil der Agrarindustrie weltweit und sowohl aus Sicht einer zuverlässigen Nahrungsmittelproduktion, als auch aus Sicht der Sicherung der Verfügbarkeit von Kali weltweit war es über Jahre sinnvoll, große Preis- und Angebotsschwankungen auf dem Kalimarkt durch Vertriebskartelle einzudämmen. Ein zu hoher Kalipreis führt unmittelbar zu einem Rückgang der Nahrungsmittelproduktion und in Folge dessen zu Hungersnot. Ein zu niedriger Kalipreis führt zur Schließung unrentabler Kali-Produktionen und somit mittelbar nach ein oder zwei Jahren zu einem Rückgang der Düngemittelversorgung, zu einem Rückgang der Nahrungsmittelproduktion und somit zu einer Hungersnot. "Das ist falsch", sagt nun Uralkali-Chef Wladislaw Baumgertner. Sein Unternehmen könne zu günstigen Preisen die Kali-Produktion beliebig ausweiten, und somit seien die Mengen- und Preisabsprachen nicht erforderlich. Ein offener Wettbewerb werde günstigere Preise und gleichzeitig größere Mengen zur Folge haben, daher habe Uralkali das Vertriebskartell BPC aufgekündigt. Anlass dieses Strategiewandels ist ein Zwist mit der weißrussischen Belaruskali, die nach Meinung von Uralkali bereits seit Monaten die Kartellvereinbarungen umgehe. Uralkali hat also den Startschuss zu einem für den einen oder anderen Wettbewerber ruinösen Preiskampf gegeben. K+S wird von diesem Strategiewechsel zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt getroffen. K+S hat nicht nur die teuersten Produktionskosten der Branche, das Unternehmen produziert zudem auch bereits am Rande seiner Kapazität. Etwaige Preisrückgänge können also nicht mehr durch eine Produktionsausweitung kompensiert werden, der Preiskampf wird also direkt den Gewinn mindern. Darüber hinaus hat K+S vor wenigen Jahren eine strategische Entscheidung getroffen, die nach diesem Strategiewechsel von Uralkali als Katastrophe bezeichnet werden muss. K+S hat in Kanada mit der Erschließung neuer Kali-Vorkommen begonnen. Eine teure Investition, die bereits mehr Geld verschlingt als geplant und dadurch in den vergangenen Monaten den Kurs der K+S Aktie immer wieder unter Druck gesetzt hat. Zuletzt wurde darüber spekuliert, ob K+S die attraktive Dividendenrendite wird kürzen müssen, um die Investition in den Kali-Abbau in Kanada zu finanzieren. Die Dividende war das, was die K+S Aktionäre noch bei der Stange gehalten hat. Seit zum Jahresbeginn eine Dividendenkürzung im Raum steht, ist die Aktie von 36 auf 26 Euro abgerutscht. Durch die Ankündigung von Uralkali ist nun nicht mehr eine etwaige Dividendenkürzung im Gespräch, vielmehr ist die gesamte Finanzierung der Investition in Kanada in Frage gestellt. Analysten haben ihre Gewinnschätzung für K+S bereits kräftig zusammengestrichen, häufig um über 50%. Kursziele wurden von 45 bis 23 Euro auch 22 bis 15 Euro gekürzt. Unisono wird der Aktie jegliches Erholungspotential abgesprochen, es klingt vielfach die Hoffnung durch, dass der Preis doch nicht unter die 300 USD/to falle. BNP errechnet für den Fall eines Unterschreitens dieser Marke explizit ein Kursziel von nur noch 10 Euro. Das Urteil der Analysten ist also katastrophal. Ich habe jedoch einige Fehler in deren Analysen gefunden und komme schließlich zu einem anderen Urteil. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (01.08.2013) | Woche Δ Dow Jones: 15.628 | 0,5% DAX: 8.411 | 1,3% Nikkei: 14.466 | 2,4% Euro/US-Dollar: 1,32 | -0,4% Euro/Yen: 131,66 | 0,3% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,72% | 0,12 Umlaufrendite Dt: 1,39% | 0,07 Feinunze Gold: $1.311 | -1,7% Fass Brent Öl: $109,36 | 1,7% Kupfer: 6.947 | -0,3% Baltic Dry Shipping: 1.066 | -2,4% Mit Sommerloch kann ich derzeit zum Glück nur die Politik charakterisieren, denn von dieser Front kommt derzeit kein Störfeuer. Die Aktienmärkte nutzen die Ruhe, um auf Unternehmensmeldungen zu reagieren, und so klettern S&P 500 sowie der MDAX auf neue Allzeithochs. Infineon lieferte gute Quartalszahlen ab, die Aktie hatte dies jedoch bereits in den Vorwochen im Juli vorweggenommen, und so wurden Gewinne mitgenommen. Mit einem Minus von 5,4% im Wochenverlauf muss Infineon nur aufgrund der Turbulenzen um K+S nicht die rote Laterne tragen. Die Deutsche Bank hat ihren Gewinn halbiert. Schuld daran ist eine erhöhte Risikovorsorge. Ich erinnere mich an die Aussagen des Management, die Deutsche Bank habe sich rechtzeitig aus riskanten Geschäften zurückgezogen. Heute, viele Jahre später, müssen noch immer neue Rückstellungen dafür gebildet werden. Ich möchte nicht wissen wie die Bilanz vor einigen Jahren ausgesehen hätte, wenn damals schon die heutigen Risiken bekanntgewesen wären. Die Deutsche Bank bleibt damit für mich eine Black Box, eine verlässliche Bewertung kann noch immer nicht vorgenommen werden. Siemens trennt sich von CEO Peter Löscher, die Aktie ist mit +7,4% Wochengewinner im DAX. CFO Joe Kaeser (vormals Josef Käser) übernimmt das Ruder, im Aufsichtsrat ist eine Meinungsverschiedenheit zwischen dem Vorsitzenden Gerhard Cromme und seinem Stellvertreter Josef (Joe) Ackermann aufgebrochen. Die Ära Cromme, der nicht gerade beliebt ist, neigt sich dem Ende. Eine Ära Ackermann möchte jedoch auch niemand, daher wird eine Entscheidung mangels Alternative offensichtlich hinausgeschoben. Für den neuen CEO Kaeser ist das eine Chance, ungestört seine Strategie umzusetzen während sich der Aufsichtsrat neu sortiert. Volkswagen hat Pressemeldungen zufolge einen Gewinnrückgang von 47% zu verkraften. Im Kleingedruckten steht jedoch, dass daran in erster Linie der ausserordentliche Bewertungsgewinn durch die Übernahme Porsches vor einem Jahr schuld ist, das operative Ergebnis sei nur um 12% zurückgegangen. Und das ist deutlich besser als von Analysten erwartet; vor dem Hintergrund der Absatzschwäche in Europa waren Analysten von einem stärkeren Gewinnrückgang ausgegangen. Geholfen habe das gute Geschäft in China, so Volkswagen. Es zeigt sich also, das VW längst ein internationales Unternehmen ist und insbesondere in China ein solides Standbein aufgebaut hat. Endlich, würde ich sagen. Endlich kommt die lang befürchtete Gewinnwarnung von Rheinmetall, dem Rüstungskonzern aus dem MDAX. Schon lange ist es offensichtlich, dass die Verteidigungshaushalte der Euroländer nicht mehr so großzügig ausgestattet sind wie früher. Doch bislang konnte sich Rheinmetall aufgrund von lang laufenden Projekten noch weitgehend von herben Einschnitten lossagen. Die Meldung dieser Woche, dass rückläufige Munitionsbestellungen der Grund für die Prognosesenkung seien, schafft nun endlich Klarheit: An diesen variablen Kosten spart ein Staat also als erstes, wenn langfristige Verträge aufgrund von kurzfristigen Liquiditätsproblemen nicht gekündigt werden können. Rheinmetall verfügt noch immer über eine Dividendenrendite von 4% und ein KGV von 16. Rückläufige Munitionsbestellungen sind in meinen Augen dennoch nur ein vorübergehendes Phänomen, man wird die Truppenübungen nicht einstellen. Es würde mich nicht überraschen, wenn es im nächsten Jahr zu einem Nachholeffekt bei den Munitionsbestellungen kommt, was dann zu einem "überraschenden" Gewinn führen könnte. Wer also einen langen Atem hat und die Dividende schätzt, der kann den Kursrücksetzer zum Aufbau einer Position nutzen. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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