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Gewinnrealisierungen! Nichts anderes lastet auf dem Markt. Mit einem Wochenminus von 0,7% fehlt jegliche Panik. Im Gegenteil, die seichten Verluste werden von Spekulanten sofort zum Kauf von Call-Optionsscheinen, also Wetten auf steigende Kurse, genutzt. Hätten wir eine Korrektur, dann müsste diese durch eine zumindest kleine Panik enden. Vorher dreht die Börse in der Regel nicht. Doch von Panik ist keine Spur zu sehen.
Der DAX steht 18,5% im Plus, nach 30% im Vorjahr. Der Dow Jones hat im laufenden Jahr sogar um 20,2% zugelegt. Die Weihnachts- und Neujahrstage mit ihrem dünnen Handelsvolumen sind stets eine Gefahr für heftige Kursausschläge bei Einzelpositionen als auch an der gesamten Börse, und so ist es den professionellen Anlegern nicht zu verdenken, ihr Engagement ein wenig zurückzufahren. Sie sichern die Gewinne und warten auf den Jahreswechsel, bevor sie neue Positionen eingehen. Insbesondere da sich derzeit eine Einigung im US-Haushaltsstreit abzeichnet. Die Konjunktur hat sich merklich erholt, und Notenbankchef Ben Bernanke hat meiner Einschätzung nach nur aus einem Grund mit dem Tapering noch nicht begonnen: Der US-Haushaltsstreit. Sollten die Politiker erneut von Unvernunft geritten sein und erneut die Schließung vieler Regierungsinstitutionen riskieren, dann wird sich das erneut negativ auf die Konjunktur auswirken, und ein verfrühtes Tapering wäre in diesem Umfeld Gift. Nun, da sich eine Einigung abzeichnet, schwindet die Gefahr politischer Wirren, und Bernanke kann den verbesserten Konjunkturdaten Rechnung tragen indem er mit dem Tapering, der Drosselung der Anleihekäufe, beginnt oder zumindest einen entsprechenden Fahrplan bekanntgibt. Und das schon am kommenden Mittwoch, denn da findet die nächste Sitzung der Fed statt. Seit einem Jahr gibt die Fed monatlich 85 Mrd. USD für den Ankauf von verbrieften Immobilienkrediten aus. Insbesondere der Immobilienmarkt wurde dadurch gestützt, sowie das Kreditrisiko für viele Banken gemindert. Banken konnten das Kreditrisiko an die Fed abschieben. Das Zinsniveau wurde dadurch insbesondere am Immobilienmarkt niedrig gehalten. Der US-Immobilienmarkt gehört zu den wichtigsten Komponenten der inländischen Wirtschaft. Angefangen von Instandsetzungen und Verschönerungsinvestitionen für die eigene Immobilie über den Auszug junger Paare aus dem Hause der Schwiegereltern in die eigene Immobilie bis hin zu Investitionsobjekten springt die Nachfrage an, wenn Immobilien wieder an Wert gewinnen. Und das ist der Fall. Der Case-Schiller-Index für die Preisentwicklung am US-Immobilienmarkt zeigt steil nach oben. Also: QE3 hat den Immobilienmarkt und dadurch auch die US-Konjunktur wiederbelebt, und somit ist ein Tapering nun fällig. Die US-Politik scheint zur Vernunft gekommen, und so entfällt der Grund für eine präventive Fortführung des QE3. Es führt kein Weg mehr daran vorbei: Die Zeit der Liquiditätsflutung nähert sich ihrem Ende. Wenngleich das mittel- und langfristig zu begrüßen ist, so gibt es dennoch einige kurzfristig orientierte Spekulanten, die ihre Strategie aufgrund dieses Paradigmenwechsels nun umstellen müssen. Und so spielen nun diejenigen, die Gewinne sichern wollen mit denjenigen, die ihre Strategie umstellen. Je nachdem, wie stark die Umstellung der Strategie ausfallen wird, so stark werden die Aktienindizes unter Druck bleiben. Und entsprechend werden mehr oder weniger Gewinne gesichert. Es ist ein Spiel, bei dem niemand so recht weiß, wo der Boden der Korrektur zu finden sein wird. Ich vermute, dass der Boden weniger zahlenmäßig definierbar ist sondern vielmehr zeitlich: Mit der Pressekonferenz nach der nächsten Fed-Sitzung am kommenden Mittwoch wird es Gewissheit über das Tapering geben. Je nach Inhalt der Worte Bernankes kann es danach noch ein bis maximal zwei Tage zu heftigen Reaktionen, ggfls. einem Ausverkauf, kommen. Dann sollte Weihnachten einziehen, Neujahr und der Fokus auf Aktien, die im kommenden Jahr aussichtsreich sind. Das ist meine Erwartung. Doch nicht alle Anleger sehen das so. Die Schnäppchen an der Börse werden weniger, das Bewertungsniveau steigt. Eine Stabilisierung der Konjunktur in Europa ist alles andere als sicher. Und das Tapering könnte die zarte Konjunkturerholung in den USA leicht negativ beeinflussen. Warum also unnötiges Risiko eingehen, sagen sich viele Anleger und verkaufen daher ihre Positionen. Gewinnrealisierung. Es ist eine Übergangsphase, in der Anleger nach Orientierung suchen und im Zweifel ein geruhsames Weihnachtsfest wählen. WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (12.12.2013) | Woche Δ Dow Jones: 15.739 | -0,5% DAX: 9.017 | -0,7% Nikkei: 15.403 | 0,7% Euro/US-Dollar: 1,38 | 0,7% Euro/Yen: 142,42 | 2,1% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,88% | 0,01 Umlaufrendite Dt: 1,50% | 0,08 Feinunze Gold: $1.226 | -0,3% Fass Brent Öl: $108,73 | -2,3% Kupfer: 7.228 | 1,6% Baltic Dry Shipping: 2.337 | 9,0% Der Baltic Dry Verschiffungsindex steigt weiter kräftig an. Es ist für mich ein Frühindikator dafür, dass die Import- und Exporttätigkeit Chinas wieder kräftig anzieht. Nicht nur die USA erleben einen Konjunkturaufschwung, auch China berappelt sich. Der Ölpreis ist kräftig gefallen. In meinen Augen ist es eine technische Reaktion. Wir schauen uns stets den Preis des Nordseeöls an. Historisch gesehen lag der Preis stets unter dem Preis des Western Texas Öls aus den USA. Doch seit zwei Jahren hat sich das Verhältnis umgekehrt: Zunächst haben die Unruhen in den arabischen Ländern, deren Öl zum großen Teil nach Europa geliefert wird, für einen überproportionalen Preisanstieg des Nordseeöls gesorgt. Heute ertrinken die US-Amerikaner in ihrem Öl. Dank "Fracking" werden alte Ölfelder wieder nutzbar gemacht und liefern noch riesige Mengen vormals unerreichbaren Öls. Fracking ist stark umstritten: Es wird eine Flüssigkeit ins Erdreich gepumpt, deren Druck das dort zwischen den Gesteinsschichten befindliche Öl nach oben drückt. Es wird von Erdbeben berichtet, die durch das Fracking ausgelöst wurden. Zudem könnten die verwendeten Chemikalien ins Grundwasser gelangen. In Europa ist derzeit an einen Durchbruch beim Fracking nicht zu denken. So dürfte der nunmehr etablierte umgekehrte Preisunterschied noch lange anhalten: Nordseeöl wird teurer bleiben als Western Texas Öl. Darauf haben in den vergangenen Wochen und Monaten immer mehr Spekulanten gesetzt, und vor einer Woche gab es eine Reihe von Artikeln dazu. Entsprechend sehe ich das kräftige Minus beim Nordseeöl in dieser Woche als eine längst überfällige Gegenbewegung nach der sehr einseitigen Spekulation der Vorwochen auf einen sich immer weiter vergrößernden Preisunterschied. DAX und Dow Jones sind diese Woche leicht abgerutscht, doch von Panik keine Spur, wie oben ausgeführt. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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