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Gestern und vorgestern haben Google und Facebook Quartalszahlen veröffentlicht. Beide Unternehmen haben die Erwartungen übertroffen, Google steht heute mit 4% im Plus, Facebook sprang gestern gar um 14% an. Befinden wir uns nun in einer Übertreibung, in einer neuen Blase? Meine Antwort: Nein!
Schauen wir uns einmal die Details zu den Zahlen an. FACEBOOK: WACHSTUM NOCH IN KINDERSCHUHEN Eine alte Marketingweisheit lautet, 50% der Marketingausgaben sind für die Katz - man weiß nur leider nicht welche 50%. Google hatte das Problem adressiert: Über das genaue Tracking können sie später zumindest feststellen, auf welchem Weg die erfolgreich neu gewonnenen Kunden gekommen sind. Facebook jedoch geht noch einen Schritt weiter: Sie können die Werbung gleich entsprechend den Interessen der Facebook-Kunden zielgenau einsetzen. Alles schöne Theorie, in den vergangenen zwei Jahren überwogen allerdings die Zweifel, ob sich dieses Werbemodell auch auf die mobile Welt der Smartphones übertragen lässt. Facebook hat nun die Antwort geliefert: Ja. Der Umsatzanteil von mobiler Werbung ist im Vergleich zum Vorjahr von 23% auf nunmehr 53% gesprungen. Und das besonders Tolle daran ist, dass die mobile Werbung sogar steigende Gewinnmargen erzeugt, die operative Marge von Facebook ist von 46% auf 56% gestiegen. Der Umsatz stieg um 63% auf 2,59 Mrd. USD an, der Gewinn verachtfachte sich auf 523 Mio. USD. Ich hatte vor einigen Tagen auf eine mögliche positive Überraschung aus dem Hause Facebook hingewiesen, doch dieses Ergebnis hat nun auch selbst mich noch überrascht. Facebook ist damit eines der ganz wenigen großen Unternehmen mit sich beschleunigenden Wachstumsraten. Im Gesamtjahr 2013 betrug das Umsatzwachstum 55%, im vierten Quartal hingegen 63%. Die ohnehin schon hohe Wachstumsgeschwindigkeit beschleunigt sich noch. Und genau das ist es, was spekulative Anleger suchen. Bei diesen Unternehmen ist schwer mit KGV und KUV zu argumentieren. Hier herrscht das Momentum. Die Aktie steigt, solange sich das Wachstum beschleunigt. Und in dieser Phase schaut kaum jemand auf das Bewertungsniveau. Das KUV steht bei 20, und ich predige stets, dass alles über 2 zu hoch ist. Das KGV steht bei 100. Doch halt, was ist das? Auf Basis der Schätzungen für 2015 beträgt das KGV nur noch 36. Und wenn wir uns vor Augen halten, dass Facebook in den kommenden fünf Jahren durchschnittlich mit 30% p.a. wachsen wird, dann ist die Bewertung sehr günstig. Ich habe auch hier meine Faustregel: Das KGV kann das Zweifache der Wachstumsrate betragen, also 60. Schon Ende 2015 wird das KGV also deutlich unter diesem Wert liegen. Vor diesem Hintergrund würde es mich nicht wundern, wenn Facebook bis Ende 2014 noch weitere 50% zulegt. Damit gebe ich Facebook ein Kursziel von 66 Euro für das laufende Jahr. Die Nutzer von Facebook werden älter. Gestartet als hippe Seite für Studenten ist die Kundschaft nun gealtert, die heutigen Studenten haben andere Plattformen (bspw. WhatsApp). Das wurde von vielen als Nachteil ausgelegt. Doch in Wirklichkeit ist es sogar vorteilhaft für Facebook, wenn die Kundschaft ein wenig älter und somit zahlungskräftiger wird. Das macht sie für Werbende attraktiver. Die durchschnittliche Zeit, die ein Facebook-Kunde auf der Facebook-Seite verbringt, steigt kontinuierlich an. Auch die Nutzung über die mobile App steigt weiter an. Gleichzeitig sind die eingenommenen Preise für Werbung kräftig angestiegen. Facebook hat einen Algorithmus eingeführt, der Werbung auf bestimmten Facebook-Seiten unterbindet, um die Nutzer nicht über Gebühr zu belästigen. Dies hat die Anzahl der ausgestrahlten Werbebanner zwar beeinträchtigt, wurde jedoch durch den gestiegenen Preis mehr als kompensiert. Facebook ist damit auf dem besten Weg, die Werbung im eigenen Netzwerk immer effizienter zu gestalten. Und das wird dazu führen, dass immer mehr Werbebudgets über die Facebook-Seiten laufen werden. Zudem verfügt Facebook mit Instagram über eine weitere aussichtsreiche Plattform, die es in Zukunft zu Geld machen wird. Das sich beschleunigende Wachstum wird nicht ewig beibehalten werden, aber hohe Wachstumsraten schon, und damit wird Facebook noch lange Zeit ein Börsenliebling bleiben und tendenziell eher auf hohem Niveau gehandelt werden. GOOGLE: FLUCHT NACH VORN Google hat gestern Abend Quartalszahlen veröffentlicht. Der Umsatz stieg um 15% auf 16,86 Mrd. USD, erwartet wurden nur 16,76 Mrd. USD. Der Gewinn jedoch blieb mit 12,01 USD je Aktie hinter den erwarteten 12,25 USD je Aktie zurück. Die Aktie honoriert den Umsatzanstieg und verzeiht dem Unternehmen den schwachen Gewinn, der durch den beschleunigten Wechsel von PC-Werbung zu mobiler Werbung verursacht wurde. Die hohen Gewinnmargen für PC-Werbung lassen sich von Google auf den mobilen Endgeräten nicht halten. 15% Wachstum wird Google in den kommenden fünf Jahren den Erwartungen von Analysten zufolge jährlich ausweisen. Das KGV 14e steht bei nur 18, auch hier kann ich mir ohne weiteres einen Kursanstieg um 50% im laufenden Jahr vorstellen, ohne dass Google dadurch zu teuer würde. Vorgestern hat Google zudem einen weiteren klugen Schachzug bekanntgegeben: Motorola wurde für 2,9 Mrd. USD an Lenovo verkauft. Vor nicht einmal zwei Jahren hat Google das Unternehmen für 12,5 Mrd. USD gekauft, was ist da schief gelaufen? Gar nichts, Google hat sich alles genommen, was es wollte. Schon damals wurde bekanntgegeben, dass insbesondere die Patente von Motorola interessant für das Android-Betriebssystem seien. Motorola verfügte damals über 17.000 Patente, weitere 6.800 waren beantragt. Lenovo hat Motorola mit insgesamt 2.000 Patenten gekauft, über 15.000 Patente verbleiben also bei Google. 3,2 Mrd. USD lagen damals in der Barkasse von Motorola, der Preis für das Geschäft betrug somit also nicht 12,5 Mrd. USD, sondern nur 9,3 Mrd. USD. Zudem wurde das Motorola Home Business für 2,4 Mrd. USD verkauft. Bleiben also noch 6,9 Mrd. USD an Ausgaben. Abzüglich der nunmehr eingenommenen 2,9 Mrd. USD von Lenovo hat Google also nur 4 Mrd. USD für 15.000 Patente bezahlt. Wenn Sie sich den Patentkrieg zwischen Apple und Samsung anschauen, ist diese Investition sicherlich sinnvoll gewesen. Hinter dem Verkauf steckt zudem noch eine viel wichtigere Geschichte: Samsung hatte begonnen, eigene Versionen des Android-Betriebssystems für die hauseigenen Geräte zu entwickeln. Google möchte doch so gerne die alleinige Hoheit über das Betriebssystem der Smartphones und Tabletts haben, damit es alleine Daten sammeln und für gezielte Werbung auswerten kann. Mit Samsung als Wettbewerber wird dieses Vorhaben erschwert. Samsung hingegen mag natürlich auch keinen Wettbewerber auf dem Hardwaremarkt, erst recht nicht, wenn dieser sich rühmt, Betriebssystem und Hardware genau aufeinander abzustimmen. Da muss Samsung ja geradezu auch ein eigenes, angepasstes Betriebssystem entwickeln (Tizen), um mit Google Schritt zu halten. Dabei haben die beiden doch einen gemeinsamen Feind: Apple. So gibt es nun die Gerüchte, dass Samsung die Eigenentwicklung Tizen bald auslaufen lässt. Google konzentriert sich auf das Betriebssystem Android und Samsung auf die Hardware Galaxy. Service Now hatte ich Ihnen kürzlich als Vertreter der Cloud-IT-Dienste vorgestellt. Der Kurs ist nach Quartalszahlen gestern um 17% abgesprungen. Die von mir aufgezeigten Trends, sie funktionieren. Schauen wir einmal auf die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (30.01.2014) | Woche Δ Dow Jones: 15.849 | -2,2% DAX: 9.373 | -2,7% Nikkei: 14.915 | -3,1% Euro/US-Dollar: 1,36 | -0,9% Euro/Yen: 138,95 | -0,8% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,69% | -0,05 Umlaufrendite Dt: 1,41% | -0,06 Feinunze Gold: $1.240 | -2,2% Fass Brent Öl: $107,63 | 0,6% Kupfer: 7.110 | -1,3% Baltic Dry Shipping: 1.127 | -11,3% Da ist sie endlich, die Korrektur. Als Gründe werden China, Türkei, Argentinien, Indien und Thailand angeführt. Schwellenländer mit Problemen. Die Probleme sind überall anders gelagert, doch so genau interessiert das kaum einen Spekulanten. Schreit einer "Die Schwellenländer brechen ein", dann laufen alle zu den Ausgängen. Da hat Ben Bernanke diese Woche in seiner letzten Sitzung das Tapering (Drosselung) fortgesetzt und die monatlichen Ankäufe von 75 auf 65 Mrd. USD gekürzt, und dennoch ist die Rendite der US-Staatsanleihen gefallen. Da wurden Spekulanten auf dem falschen Fuß erwischt. Eigentlich sollte das Tapering zu steigenden Zinsen führen, doch gepaart mit der Panik in den Schwellenländern strömt nun wieder mehr Kapital an den US-Anleihenmarkt, der Zins sinkt. Das Gold hingegen wird kaum beachtet. Gemeinsam mit den anderen Vermögensgegenständen wird Gold ausverkauft. Dennoch hat das Gold bislang noch immer die beste Performance im laufenden Jahr im Vergleich zu den Aktienmärkten. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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