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Die USA befinden sich im wirtschaftlichen Aufschwung. In Europa können wir eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau beobachten. Und in China nehmen die negativen Nachrichten langsam wieder ab. Nach den zwei fulminanten Börsenjahren 2012 und 2013 und einem guten Start ins neue Jahr 2014 haben sich Ende Januar / Anfang Februar die Bären gesammelt und eine Reihe von Argumenten aufgetischt. Das ist nicht schwer, waren doch auch die Erwartungen inzwischen recht hoch.
So sorgten einige schwache US-Konjunkturdaten (Arbeitsmarktzahlen, Einkaufsmanagerindex) für Verunsicherung, ob denn die eingeschlagene Erholung auch stabil sei. Viele Bedenken kamen auf: Die Einführung von Obamacare lastet auf kleinen und mittelständischen Unternehmen. Die neue US-Notenbankchefin Janet Yellen war noch eine Black Box. Und ein erneuter Streit über die Anhebung der Schuldenobergrenze drohte. Gepaart mit den Turbulenzen in den Schwellenländern reichte das aus, um Unsicherheit an die Börsen zu bringen. Der DAX korrigierte um insgesamt 7,5%, der Dow Jones um 7,3%. Bären holten zum zweiten Schlag aus: Die ganze Rallye sei völlig überzogen, die Kurse müssten noch deutlich tiefer fallen, so das Mantra. Doch dann passierte diese Woche Dienstag etwas völlig Überraschendes: Die US-Regierung kündigte an, eine Einigung bei der Anhebung der Schuldenobergrenze erzielt zu haben. Also: Kein Grabenkampf der Tea-Party. Offensichtlich ist den Senatoren der wirtschaftliche Schaden des Gezeters vom Vorjahr noch zu gut in Erinnerung. Im Herbst des laufenden Jahres gibt es Zwischenwahlen in den USA. Beide Parteien haben gemerkt, wie schädlich der Streit für die Reputation der Politiker war. Es lassen sich keine Gewinner ermitteln, es gab nur Verlierer. So haben sie sich diesmal zusammengerauft und frühzeitig eine Einigung erzielt. Kurz danach, am selben Tag, hat Obama die Einführung wichtiger Elemente seiner Gesundheitsreform Obamacare verschoben. Es herrscht Chaos, und viele Mittelständler in den USA haben sich bereits damit abgefunden, für die Nichtbefolgung der chaotischen neuen Regelung eine Strafe zahlen zu müssen. Obama hat gemerkt, wie sehr die Einführung sein Image und das seiner Partei schädigt und hat daher, sicher auch vor dem Hintergrund der Zwischenwahlen im Herbst, wesentliche Bestandteile um zwei Jahre verschoben. Damit fällt deren Einführung bereits in die Amtszeit des nächsten Präsidenten, also Obamas Nachfolgers. Es ist nun plötzlich gar nicht so unwahrscheinlich, dass Obamacare letztlich nur zu einem sehr kleinen Teil umgesetzt wird. Unternehmer begrüßen das. Und schließlich trat Janet Yellen vor den US-Senat und gab ihre Antrittsrede. Die Überraschung: keine Überraschungen. Yellen wird die Strategie ihres Vorgängers Ben Bernanke fortsetzen, die Drosselung der Liquiditätsflutung (Tapering) maßvoll und stets unter Berücksichtigung aktueller konjunktureller Entwicklungen fortsetzen, und sie betonte, dass auch sie stark zahlenbezogen arbeiten werde. Sprich: Wenn sich die Wirtschaft verschlechtert, kann auch das Tapering jederzeit ausgesetzt werden. Doch die USA haben einen Ausnahmewinter, immer wieder legen Schneestürme die Infrastruktur lahm, der Einzelhandel klagt unter ausbleibenden Kunden, und Unternehmen haben eine Reihe von Ausfalltagen, da ihre Mitarbeiter durch die Schneeberge nicht ins Büro kommen konnten. Also könnten die schwachen Konjunkturdaten nicht, wie zeitweilig von Bären behauptet, das Ende des Aufschwungs bedeuten, sondern nur ein wetterbedingter vorübergehender Rückschlag. Entsprechend schossen die Aktienmärkte diese Woche kräftig nach oben: der DAX um 3,7%, der Dow Jones um 2,6%. Schauen Sie selbst: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (13.02.2014) | Woche Δ Dow Jones: 16.028 | 2,6% DAX: 9.597 | 3,7% Nikkei: 14.313 | -1,0% Euro/US-Dollar: 1,37 | 1,0% Euro/Yen: 139,55 | 2,9% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,74% | 0,03 Umlaufrendite Dt: 1,36% | 0,02 Feinunze Gold: $1.308 | 3,8% Fass Brent Öl: $108,28 | 1,0% Kupfer: 7.130 | -1,2% Baltic Dry Shipping: 1.097 | 0,5% Der DAX sprang stärker an als der Dow Jones. Gleichzeitig legte der Euro gegenüber dem US-Dollar um 1% zu. Das spricht dafür, dass der Euroraum von vielen Anlegern wieder als attraktive Anlagezone wahrgenommen wird. Mitten in diese neue Zuversicht wurde nun in Italien Ministerpräsident Letta fortgejagt, der Neue, Renzi, verspricht mehr für die Arbeitslosen zu tun und das Spardiktat der EU nicht so ernst zu nehmen. Hmm, da bin ich mal gespannt, ob diese neue Linie von Spekulanten wieder genutzt wird, um die italienischen Staatsfinanzen unter Druck zu setzen. Derzeit beträgt die Rendite der 10 Jahre laufenden italienischen Staatspapiere 3,59%. Die USA zahlen aktuell 2,74%. Ich halte das für einen recht niedrigen Spread (Zinsunterschied), wenn ich mir die unterschiedliche Verfassung der beiden Länder anschaue. Ich werde die italienischen Papiere im Auge behalten. Der Goldpreis ist angestiegen. Immerhin um 3,8% binnen einer Woche, im Vergleich zum Jahresbeginn sogar um 11%. Ich bleibe hier bei meiner abwartenden Haltung: Wir haben eine kleine Goldposition, ich kann aber derzeit noch keine Gründe dafür finden, warum der Goldpreis kräftig weiter steigen sollte. Hinsichtlich des Baltic Dry Indexes habe ich diese Woche einiges recherchiert: Die meisten Transportkosten sind ohnehin in viele Jahre laufenden Rahmenverträgen festgelegt. Der Baltic Dry Verschiffungsindex erfasst nur den Spot-Preis, gibt also nur ein Bild über kurzfristige Spitzenausgleiche wider. China ist die alles bestimmende Nation für diesen Index. Ende 2013 haben viele chinesische Firmen ihre Lagerbestände hochgefahren. Aus Angst vor Änderungen in der chinesischen Politik wurde erst einmal vorgesorgt. Die Änderungen kamen, China geht immer konsequenter gegen Umweltsünder vor, denn die Luftverschmutzung liegt vielerorts bereits über jeglichen Grenzwerten. So werden derzeit viele Fabriken gnadenlos geschlossen, deren Lagerbestände kommen wieder auf den Markt. Entsprechend ist die Importnachfrage seitens China derzeit etwas abgeschwächt. Es handelt sich also in meinen Augen um eine vorübergehende Schwäche und nicht um eine Kehrtwende der chinesischen Wirtschaft. Ja, die chinesische Wirtschaft wird nicht mehr mit 12% oder mehr wachsen, sondern nur noch mit 7-7,5%. Das ist zwar deutlich weniger, aber bei der Größe Chinas ist das für die Weltkonjunktur noch immer ein ordentlicher Stimulus. Doch die Konjunkturdaten der vergangenen Wochen und Monaten sind alles andere als vertrauenserweckend, und so fürchten viele Anleger, dass China noch langsamer als die 7% wachsen könnte und / oder sich sogar stärker von den Weltmärkten abschotten könnte, um die Binnenkonjunktur zu stärken. Diese Befürchtung ist berechtigt, zumal China auch für Ihren Autor noch immer ein Land ist, das er kaum versteht. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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