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KRIM-KRISE VERLIERT AN BEDEUTUNG.
Der Wochenauftakt hatte es in sich: Putin hat die Krim besetzt, ohne sie offiziell zu besetzen. Deutschland steht wieder einmal im Fokus der Krise, weil wir mit allen Beteiligten eng verbündet sind: Die Russen liefern uns ein Drittel unseres Gases, die Amis sind unsere treuen Verbündeten, und die Ukraine selbst hätten wir gerne in die EU geholt. Wie dieser Spagat zu schaffen ist, ohne jemanden zu vergrätzen, ist kaum absehbar. Und so war auch der DAX nach der russischen Börse weltweit der größte Verlierer am Montag, als sich die Krim-Krise auszuweiten drohte. Aber auch Putin hat viel zu verlieren: Er braucht die Krim als militärischen Stützpunkt und sucht nun nach einem Weg, die Einnahme der Krim legal oder halb-legal aussehen zu lassen. Ein Referendum über die freiwillige Angliederung der Krim an Russland kann da von der internationalen Staatengemeinschaft nur schwer widerlegt werden. Für mich sieht es derzeit danach aus, dass eine militärische Auseinandersetzung in der Ukraine zwar nicht auszuschließen, derzeit aber sehr unwahrscheinlich ist. Keiner der Beteiligten möchte eine bewaffnete Auseinandersetzung, und so werden weiche Sanktionen mit scharfen Worten ausgerufen. An den internationalen Finanzmärkten ist die Ukraine bereits nur noch ein Randereignis. Lediglich in Deutschland und Russland spielen die Ereignisse nach wie vor eine tragende Rolle. Doch auch hier in Deutschland setzt sich langsam das Vertrauen durch, dass es dort nicht zum Äußersten kommt. Und wenn Putin am Ende tatsächlich die Krim-Halbinsel bekommt, wo über die Hälfte der Bevölkerung ohnehin Russen sind, dann werden wir uns damit wohl arrangieren können, oder? Bitte verstehen Sie diese etwas platte Einschätzung als eine Betrachtung durch die Finanzbrille. Wenn ich mir anschaue, was dort völkerrechtlich geschieht, kann ich gerne stundenlang mit Ihnen über die verschiedenen Positionen der einzelnen Interessengruppen diskutieren. Für die Finanzwelt sind aber einfache Schlussfolgerungen notwendig: So wirklich anbrennen tut in der Ukraine vermutlich nichts mehr. KONJUNKTURAUFSCHWUNG IN EUROPA EZB-Chef Supermario Draghi hat den Leitzins unverändert bei 0,25% belassen. Die Entscheidung beruhigt mich, hat aber viele Marktteilnehmer überrascht. Denn die Inflationsrate in der Euro-Zone ist weiterhin rückläufig, und in den vergangenen Tagen wurden vereinzelt Forderungen nach einer weiteren Zinssenkung auf 0% laut. Doch Draghi verwies auf die Gesundung der Konjunktur, die auch in den Krisenländern fortschreite, und hält daher einen Zinsschritt aktuell nicht für erforderlich. Ohnehin hätte ich eine Zinssenkung zu diesem Zeitpunkt als wirkungslos betrachtet. Von 0,25% auf 0% ist nur ein kleiner Schritt, nichts weiter als ein symbolisches Signal. Doch ein solcher kleiner Schritt würde meiner Einschätzung nach eher eine aussichtslose Position der EZB signalisieren. Sollte uns tatsächlich eine Deflation drohen, dann wird weit mehr als eine minimale Zinssenkung von 0,25% auf 0% nötig sein. Die EZB wird dann wieder zu verschiedenen "unkonventionellen" Maßnahmen greifen müssen. Sie wird entweder wieder Staatsanleihen auf dem Sekundärmarkt kaufen, oder erweiterte Banksicherheiten akzeptieren oder aber sich etwas Neues ausdenken. Noch ist es nicht soweit. Sinkende Preise in Europa sind unter anderem auch ein Zeichen der Gesundung der Krisenländer, denn dort hatte sich das Preisniveau in den Vorjahren zu stark nach oben entwickelt, und entsprechend drückt die nunmehr notwendige Anpassung auf das gesamte Preisniveau der EU. Erstmals hat nun auch Deutschland, seit kurzem mit einem starken Einfluss der SPD in der Wirtschaftspolitik, die Notwendigkeit bestätigt, das Preisniveau in Deutschland stärker ansteigen zu lassen. Seit Jahren habe ich darauf hingewiesen, dass unsere Unternehmen hier in Deutschland zwar international extrem wettbewerbsfähig sind, bei den Löhnen kommt davon aber nicht genug an. Schauen wir einmal, wie sich diese Nachrichtenlage auf die wichtigsten Indizes ausgewirkt hat: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (06.03.2014) | Woche Δ Dow Jones: 16.422 | 0,9% DAX: 9.543 | -0,5% Nikkei: 15.274 | 2,9% Euro/US-Dollar: 1,39 | 1,2% Euro/Yen: 142,91 | 2,5% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,74% | 0,09 Umlaufrendite Dt: 1,31% | -0,02 Feinunze Gold: $1.349 | 1,5% Fass Brent Öl: $108,07 | -0,5% Kupfer: 6.939 | -2,0% Baltic Dry Shipping: 1.480 | 18,4% Dow Jones und Nikkei haben diese Woche kräftig zugelegt. Der DAX hingegen hat sich noch nicht ganz wieder von seinem Kurseinbruch zum Wochenbeginn erholt. Dank der ausgebliebenen Zinssenkung durch EZB-Chef Draghi am gestrigen Donnerstag hat sich der Euro sehr stark entwickelt. Gegenüber dem US-Dollar hat er um 1,2% zugelegt. Gegenüber dem Yen, der gleichzeitig wieder einen erneuten Schwächeanfall erlitt, konnte der Euro um 2,5% zulegen. Der Baltic Dry Verschiffungsindex ist angesprungen, ich werte das als Zeichen dafür, dass China wieder verstärkt importiert. Der Ölpreis bleibt mit 108 USD/Fass in meinen Augen relativ stabil, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die russischen Gaslieferungen - nicht nur nach Deutschland - mit jeder Wendung der Vorgänge in der Ukraine in Frage gestellt werden. Auch China erhält übrigens eine Menge Gas aus Russland und kann es sich daher kaum erlauben, in Sachen Krim-Krise Stimmung gegen Russland zu machen. Das Verlangen nach Sicherheit ist groß, so verharren die Renditen für Staatsanleihen in den USA (2,74%) sowie in Deutschland (1,31%) auf niedrigem Niveau. Auch der deutliche Preisanstieg beim Gold (+12,8% seit Jahresbeginn) ist so zu erklären. So gesehen ist die Krise ein Problem für den Finanzsektor. Ich hatte Ihnen kürzlich aufgezeigt, dass Banken den Großteil ihres Gewinns aus der Zinsdifferenz zwischen kurzfristigen und langläufigen Anlagen erzielen. Je steiler die Zinskurse, also je niedriger der kurzfristige und höher der langfristige Zins, desto steiler die "Zinskurve". Für die Banken ist also die Krise derzeit, die wieder für eine höhere Nachfrage nach langläufigen "sicheren" Staatsanleihen erzeugt, kontraproduktiv, da dadurch die Zinskurve flacher wird. Die Zinsdifferenz nimmt ab, der Verdienst geht zurück. Ich hatte vor einem zu schnellen Anstieg der langfristigen Zinsen gewarnt. Das ist derzeit nicht zu fürchten. Für die Wirtschaft ist dies wiederum positiv. Investitionen können weiterhin günstig finanziert werden. So gesehen läuft also alles perfekt für eine baldige Fortsetzung der Aktienrallye. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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