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Da habe ich mich zu früh gefreut: Mit dem Sprung ins zweite Quartal hatte ich ein Ende der Rotationsbewegung erwartet - und die ersten Kurse schienen diesen Stimmungswandel auch prompt zu bestätigen. Doch schon am zweiten Handelstag im neuen Quartal setzte sich der Ausverkauf der Highflyer aus 2013 fort. Ohne neue Nachrichten brachen deren Kurse plötzlich wieder ein, während die Aktien der Unternehmen die Litaneien an Umstrukturierungen hinter sich haben kräftig zulegten.
Es bleibt mir also nichts weiter als wieder einmal darauf hinzuweisen, dass Sie nur mit einem gut diversifizierten Portfolio durch diese turbulenten Zeiten segeln sollten. Unter'm Strich lief unser Portfolio noch immer besser als DAX und Dow Jones, doch einzelne Spekulationen hat's kräftig erwischt. Es erinnert mich ein wenig an das Jahr 2000, als die Highflyer aus 1999 ausverkauft wurden. Der einzige aber wichtige Unterschied: Die damaligen Internetaktien wurden mit einem dreistelligen Kurs/Umsatz-Multipel bewertet, und Gewinne waren auf absehbare Zeit nicht in Sicht. Die heutigen Highflyer aus 2013 hingegen sind häufig auf Basis der Gewinnerwartungen für 2016 bereits günstiger als ihre Konkurrenz aus der old economy. Einen Börsencrash erwarte ich demzufolge nicht. Wer ein ausreichend dickes Fell hat, kann diese Rotation aussitzen. Doch seien Sie nochmals gewarnt: Die Rotation wird extrem günstige Kaufkurse erzeugen oder für diejenigen, die bereits investiert sind: ...wird Ihre Nerven stark strapazieren. Diese Woche hat sich Zuversicht durchgesetzt. Zuversicht, dass China im Falle von sich verschlechternden Konjunkturdaten Konjunkturprogramme auflegen wird. So wurden die schlechten Konjunkturdaten aus China (schwacher Einkaufsmanagerindex, der auf eine abnehmende Industrietätigkeit deutet) an der Börse komischerweise positiv aufgefasst, ein Konjunkturprogramm wird wahrscheinlicher. Gestern wurde sodann ein erstes kleines Konjunkturprogramm bekanntgegeben: Der Schienenausbau in China wird steuerlich begünstigt. Zuversicht, dass die europäische Konjunktur das Tal der Rezession durchschritten hat. Selbst EZB-Chef Mario Draghi lobte gestern die Fortschritte der europäischen Länder bei der Reduzierung der Außenhandelsungleichgewichte. Den europäischen Leitzins ließ Draghi unverändert bei 0,25%, was bei einigen Marktakteuren Enttäuschung hervorrief. Die Inflation hat sich in den vergangenen Wochen zurückentwickelt, doch ist es in meinen Augen nicht angebracht, über eine Zinssenkung auf 0% zu spekulieren. Der Effekt einer weiteren Zinssenkung ist marginal, wir befinden uns ohnehin bereits in einer Liquiditätsfalle. Keynes hat die Liquiditätsfalle einmal beschrieben als Situation, in der weitere Zinssenkungen nicht mehr zu einer höheren Kreditausgabe durch die Banken führen. Und wir haben ohnehin schon seit langem das Problem, dass die Zinssenkungen nicht in Unternehmenskredite umgewandelt, sondern von den Banken genutzt werden, um die eigene Bilanz aufzubessern, also mit eben weniger Risiken zu belasten. So war denn auch die Reaktion auf den Zinsentscheid ein Ausverkauf im DAX. Doch in der direkt folgenden Pressekonferenz formulierte Draghi die Möglichkeit unkonventioneller Maßnahmen (Quantitativ Easing oder auch QE, umgangssprachlich: Liquiditätsflutung). Im EZB-Direktorium habe man sich einstimmig dafür ausgesprochen, im Falle einer weiter rückläufigen Inflation bzw. sich abschwächenden Konjunktur auf eben solche unkonventionellen Schritte zurückzugreifen. Direkt nach diesen Worten schoss der DAX wieder in die Höhe. Die Aktienindizes haben sehr positiv auf die Entwicklungen dieser Woche reagiert. Doch mit einem DAX, der nur noch 100 Punkte von seinem Allzeithoch entfernt ist, häufen sich nun auch wieder die Skeptiker, die das aktuelle Kursniveau für viel zu hoch betrachten. Schauen wir uns einmal die Wochenentwicklung der wichtigsten Indizes an: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (03.04.2014) | Woche Δ Dow Jones: 16.573 | 1,9% DAX: 9.629 | 1,9% Nikkei: 15.064 | 2,5% Euro/US-Dollar: 1,37 | -0,1% Euro/Yen: 142,30 | 1,6% 10-Jahres-US-Anleihe: 2,79% | 0,12 Umlaufrendite Dt: 1,34% | 0,06 Feinunze Gold: $1.289 | -0,5% Fass Brent Öl: $106,46 | -1,3% Kupfer: 6.643 | 1,1% Baltic Dry Shipping: 1.235 | -12,5% 1,9% bis 2,5% an den Aktienmärkten ist ein stolzes Wochenergebnis. Der S&P 500 hat gestern ein neues Allzeithoch erreicht. Die japanischen Abonomics schwächen den Yen weiter und fördern so die Exportwirtschaft Japans, der Nikkei stieg um so kräftiger an. Kapital wird aus den Anleihemärkten abgezogen und in die Aktienmärkte gesteckt. Die Renditen der Anleihen steigen, da eine erneute Liquiditätsflutung langfristig die Inflationsgefahr erhöht. An den Rohstoffmärkten kann ich keinen Trend erkennen: Während der Goldpreis sowie der Ölpreis nachgeben, was als Zeichen der abflauenden Krim-Krise gewertet wird, steigt der Kupferpreis an, was wiederum für eine robuste Konjunktur spricht. Nur warum bricht dann der Baltic Dry Verschiffungsindex wieder einmal ein (-12,5%)? Ich bin geneigt, diesen Wert als einmaligen Ausrutscher zu werten, der Index ist bekanntermaßen sehr volatil. GOOGLE: AKTIENSPLITT ALS STRATEGISCHER SCHRITT Gestern hat Google für jede Class A Aktie eine weitere Class C Aktie ausgegeben. Jeder Aktionär hält künftig also doppelt so viele Aktien, der Kurs hat sich entsprechend halbiert. Somit hat Google nun Aktien der Klassen A, B und C. A-Aktien sind die "normalen" Stammaktien, die mit einem Stimmrecht versehen sind. B-Aktien besitzen nur einige Insider wie die beiden Gründer Larry Page und Sergey Brin sowie der ex-CEO Eric Schmidt. B-Aktien sind mit dem 10-fachen Stimmrecht ausgestattet und werden nicht über die Börse gehandelt. Dank der B-Aktien halten Page, Brin und Schmidt zusammen 61,7% der Stimmrechte, also die Mehrheit. C-Aktien sind stimmrechtslose Vorzugsaktien und werden gerne für Übernahmen verwendet. So kann das Unternehmen strategische Übernahmen tätigen (also mit Vorzugsaktien bezahlen), ohne dass unser Führungstrio Page, Brin und Schmidt an Einfluss verlieren. Kritiker bemängeln, dass das Führungstrio dadurch zuviel Macht hält. Ich würde entgegenhalten, dass gerade dieses Führungstrio Google zu einer Erfolgsgeschichte gemacht hat. Und die Erfahrung zeigt, dass Unternehmen, bei denen die Gründer großen Einfluss haben, besser laufen als Unternehmen mit anonymer Aktionärsstruktur. Google hat die weltweit führende Suchmaschine sowohl für PCs, als auch für mobile Endgeräte. Mit Android besitzt Google zudem noch das weltweit häufigste mobile Betriebssystem. Neben Text- und Bannerwerbung hat Google auch ein lukratives Standbei bei Video-Werbung über YouTube, dem weltweit größten Video-Portal. Mit Chrome ist Google auf dem Browsermarkt vertreten, und dank Google Docs und Gmail kann sich Google sogar als Cloud-Unternehmen bezeichnen. 15% Gewinnwachstum p.a. in den kommenden fünf Jahren werden mit einem um die Nettoliquidität (57 Mrd. USD) bereinigten KGV 15e von 15 bewertet. Für ein Unternehmen wie Google ist das extrem günstig, ein Kursanstieg um 50% auf Sicht von 12-18 Monaten würde mich nicht überraschen. Für Sie ist es letztlich fast egal, ob Sie A- oder C-Aktien von Google halten. Die C-Aktien haben zwar kein Stimmrecht, werden dafür jedoch bei Dividenden bevorzugt behandelt. Eine Notwendigkeit, die einen Aktien zu verkaufen, um nur noch eine Art der Google-Aktie im Depot zu haben, sehe ich nicht. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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