Alt 10.05.14, 12:30
Standard So tickt die Börse: Ali Baba und die 40 Räuber: Amazon, eBay, Google, ... Zalando
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Ali Baba hat mit viel List und Tücke 40 Räuber bezwungen und ihren Schatz hinter einem Felsen mit dem Wort "Sesam öffne Dich" aufgespürt.

Alibaba könnte nunmehr der größte Börsengang aller Zeiten werden, ja, größer als Facebook oder Visa. Es ist ein Leichtes, 40 Räuber aufzuzählen, die unter diesem Börsengang leiden werden: Angefangen bei Amazon, eBay und Google über unzählige Online-Versandhäuser bis hin zum geplanten Börsengang von Zalando.

Alibaba ist eine 40%ige Tochter von Yahoo! und der Grund für die gute Kursperformance von Yahoo! seit dem Amtsantritt von CEO Marissa Mayer vor zwei Jahren. Yahoo! bringt insgesamt 35 Mrd. USD auf die Waage, für den chinesischen Online-Versandhändler schätzt man eine Marktkapitalisierung von 150 - 250 Mrd. USD. Im schlechtesten Fall ist allein die Alibaba-Beteiligung von Yahoo! mehr wert als die gesamte aktuelle Marktkapitalisierung von Yahoo!.

Die Chinesen haben sechs Investmentbanken beauftragt, darunter natürlich auch die Deutsche Bank, den Börsengang zu inszenieren. In den kommenden Wochen werden unzählige Roadshows stattfinden, auf denen die Geschäftszahlen von Alibaba in englischer Sprache den amerikanischen institutionellen Anlegern durch Investmentbanker nahegebracht werden. Dadurch versuchen die Banker abzuschätzen, wie viele Aktien sich wohl am Markt platzieren lassen.

Institutionelle Anleger auf der anderen Seite erfahren, dass Alibaba 248 Mrd. USD jährlich umsetzt, mehr als Amazon und eBay zusammen. 11,3 Mrd. Bestellungen werden jährlich von 231 Mio. chinesischen Kunden über das Alibaba-Netzwerk abgesetzt. Jeden Monat nutzen 136 Mio. Chinesen das Netzwerk von Alibaba über ihre mobilen Endgeräte.

Der Umsatz wächst mit 57% p.a., das ist schneller als bei Amazon und bei eBay, und sogar auch als bei Facebook. Und, anders als Amazon, ist Alibaba hochprofitabel, die Bruttogewinnmarge liegt bei 47%, der größte Teil stammt von der Suchmaschine, die den Traffic für Käufe generiert.

DAX und Dow Jones liefen diese Woche seitwärts, Amazon (-6%), eBay (-3%) und Google (-3%) hingegen haben diese Woche abgegeben. Suchen Sie nicht bei Amazon, eBay und Google nach Gründen, schauen Sie sich einfach mal den Tsunami namens Alibaba an, der da aus China auf uns zugerollt kommt. Institutionellen Anlegern läuft jetzt schon das Wasser im Munde zusammen, und sie bereiten sich auf diesen Börsengang vor ... durch Verkäufe in den 40 Räubern, damit sie genügend Cash für Alibaba haben.

Wenn Alibaba das übliche Minimum von 10% der Marktkapitalisierung in den IPO (Börsengang) gibt, dann sind das 15-25 Mrd. USD. Facebook brachte am ersten Tag 16 Mrd. USD an die Börse, Visa 19 Mrd. USD. Visa war bislang der größte Börsengang der Geschichte. Alibaba könnte das toppen.

Langfristig richten sich die Börsenkurse nach dem Geschäft, nach dem Wert eines Unternehmens. Doch kurzfristig werden die Kurse durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Und nach der IPO-Flut in den ersten vier Monaten dieses Jahres, ich habe mehrfach ausführlich darüber berichtet, droht nun der absolute Tsunami auf die Finanzmärkte zu treffen.

Dopbox und Box, zwei weitere Börsenaspiranten mit einer geschätzten Marktkapitalisierung von jeweils 10 Mrd. USD, haben ihre IPOs zunächst verschoben, weil sie daran zweifeln, dass ihre Aktienflut ausreichend Abnehmer finden wird. Die Entscheidung von Alibaba, in dieser Marktphase an die Börse zu gehen, halte ich für falsch, für verrückt, für verheerend! Es ist die konsequente Fortsetzung der von mir vor einer Woche beschriebenen Fehlentwicklungen. Es ist vielleicht der endgültige Schlag, mit dem viele Highflyer aus 2013 zu Boden gestreckt werden. Wir werden anschließend schauen wer noch zuckt und dann ein paar aussichtsreiche Kandidaten zu günstigen Preisen einsammeln.

Schauen wir zunächst einmal auf die Entwicklung der wichtigsten Indizes seit der letzten Ausgabe des Heibel-Tickers am 30.4.:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES (08.05.2014) | Woche Δ

Dow Jones: 16.551 | 0,1%
DAX: 9.607 | 0,0%
Nikkei: 14.200 | -0,7%
Euro/US-Dollar: 1,38 | 0,2%
Euro/Yen: 140,72 | -0,5%
10-Jahres-US-Anleihe: 2,60% | -0,09
Umlaufrendite Dt: 1,25% | -0,01
Feinunze Gold: $1.291 | 0,0%
Fass Brent Öl: $108,15 | -0,3%
Kupfer: 6.770 | 0,6%
Baltic Dry Shipping: 1.008 | 6,2%



2014 IST NICHT GLEICH 2000

Ja, es gibt viele Parallelen zur Internetblase 2000. Aber nein, wir werden nicht den gleichen Weg von damals einschlagen. Damals war der Anteil an Internet- und Technologieaktien im Nasdaq und sogar auch im Dow Jones exorbitant groß angewachsen. Heute ist das noch nicht der Fall. Damals gab es 300 Internetbuden ohne Gewinne, die zu Milliardenbeträgen gehandelt wurden. Heute haben die meisten dieser Buden immerhin Gewinne, also ein erwiesenermaßen funktionierendes Geschäftsmodell.

Eigentlich sind alle diese jungen Wilden, die Highflyer aus 2013, Abkömmlinge von Amazon. Gründer und CEO Jeff Bezos hat bereits zum Börsengang im letzten Jahrtausend vollmundig erklärt, man werde stets Gewinne dem Wachstum unterordnen. Und Amazon hat in den vergangenen 16 Jahren Höhen und Tiefen an der Börse erlebt. Bis Anfang des Jahres ein Hoch, seither schwindet der Kult-Status der Aktie, -28%.

Und so streben nun auch Yelp, Workday, ServiceNow, Tableau Software und Concur Technologies Wachstumsraten von über 50% an, doch für dieses Wachstum investieren sie all ihren Gewinn - und teilweise noch mehr. Diese Unternehmen sind jederzeit in der Lage, ihre Investitionen zurückzufahren und ad hoc exorbitante Gewinne auszuweisen. Doch sie wollen es nicht und zerstören damit ihre eigenen Aktionäre. Irgendwann werden sie also entweder auf Wachstum zugunsten von Gewinnen verzichten oder aber so günstig sein, dass sie von SAP, IBM oder Oracle (Workday, ServiceNow, Tableau Software), Yahoo! oder Google (Yelp) oder Cisco (Concur Techn.) gekauft werden. Ich weiß nicht, was zuerst eintreten wird.

Anders sieht es mit Unternehmen wie FireEye aus, bei denen das Bewertungsniveau auch nach -76% noch immer viel zu hoch aussieht. Und Twitter? Nun, Twitter ist vergleichbar mit Facebook nach dem Börsengang. Facebooks Gründer und CEO Mark Zuckerberg hat damals zugegeben, das mobile Internet verschlafen zu haben und setzte sich dann mit allem Nachdruck dran. Twitter kann das auch gelingen, aber derzeit bewegt sich da noch zu wenig.

Der wesentliche Unterschied zum Platzen der Internetblase im Jahr 2000 ist jedoch der, dass die Highflyer aus 2013 nicht ausreichend groß wurden, um Nasdaq und vielleicht sogar Dow Jones mit sich in den Abgrund zu reißen. Im Gegenteil, beide notieren knapp unter ihren Höchstständen. Ein klares Zeichen dafür, dass Anleger andere Branchen und Sektoren gefunden haben, wo sie ihr Geld anlegen.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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