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FED mit Vorsprung.
Die neue Normalität: Nullzinsen. Noch 2008 notierte der Leitzins der EZB bei vier Prozent, dieser wurde im Rahmen der Weltwirtschaftskrise jedoch zügig auf ein Prozent gesenkt. Seit dem 04. September 2014 beträgt der europäische Leitzins nur noch marginale 0,05 %. Eine Trendwende ist nicht in Sicht: Das Anleihekaufprogramm der EZB hat gerade erst Fahrt aufgenommen. Was den Zinszyklus angeht, sind die USA den Europäern somit um einige Schritte voraus: Nach über sechs Jahren wird die FED die Zinsspanne von 0 % bis 0,25 % wohl wieder nach oben verlassen. So weit ist die EZB noch lange nicht. Die expansive Geldpolitik hat keinen attraktiven Ruf, aber sie ist in der aktuellen Phase weiter unumgänglich. Eine europäische Zinserhöhung in naher Zukunft? Undenkbar. Der pragmatische Ansatz der Zentralbank lautet deshalb weiterhin: Stabilisierung und Entlastung. Die Zinsen sind weg - alles negativ? Der Vermögenserhalt kann derzeit durch „konservative“ Anlagen nicht mehr gesichert werden. Eine unangenehme Situation insbesondere für deutsche Anleger, die ihre Sparmentalität widerwillig überdenken müssen. Das Niedrigzinsumfeld wird sehr negativ wahrgenommen. Gesammelte Meinungen: Mit Anleihen ist nichts zu verdienen, das Vermögen wird entwertet, die Konjunktur in der Eurozone ist nicht zu retten, die Geldpolitik der EZB ist gefährlich. Zu den Fakten: Die Geldpolitik der EZB hat wertvollen Spielraum für Unternehmen und Staaten gleichermaßen geschaffen. Vor vier Jahren gipfelte die Angst, dass die Eurozone kollabieren könnte. Spanien und Italien mussten sieben Prozent Zinsen bezahlen, wenn sie sich am Kapitalmarkt refinanzieren wollten. Frankreich befand sich am Scheideweg: Zehnjährige Staatsanleihen rentierten deutlich über drei Prozent. Heute: Spanien 1,29 %, Italien 1,32 %, Frankreich 0,51 %. Lediglich Griechenland ist keinen Schritt weiter. Was gerettet werden konnte, wurde gerettet! Und was ist mit der schleichenden Enteignung der Vermögenswerte? Für Anleger im Investitionsstreik ist dies sicherlich ein Thema. Allerdings wird letztendlich niemand zur Festgeldanlage gezwungen. Nicht nur Aktienanleger sind in den letzten Jahren deutlich besser gefahren als Sparer, auch Anleihekäufer wurden überdurchschnittlich gut entlohnt. Zinsrückgang gleich Kursgewinn! Eine Tatsache, die gerne übersehen wird. Alles negativ? Dann wechseln sie die Seite, und die Vorteile werden sichtbar. Langfristige Hypotheken sind unglaublich billig. Firmen und Staaten können sich so günstig wie nie refinanzieren. Nachhaltige Effekte, die sich nicht von heute auf morgen ändern werden. Tiefe Zinsen werden langfristig gesichert und festgeschrieben: Extrem nachhaltig und positiv! Vorteile ziehen Die USA haben Europa im Zinszyklus abgehängt. Vorteil für Europa: Die FED hat vieles vorgemacht. Auch die Konjunktur in den USA ist nicht von heute auf morgen angesprungen. Zuerst das dreistufige QE-Programm der FED, dann die schrittweise Rückführung der Anleihekäufe und zum Schluss die verblüffende Erkenntnis, dass die Märkte erst nach Ende des „Unterstützungsprogramms“ so richtig ins Laufen gekommen sind. Eine schöne Orientierungshilfe für die EZB und auch für Anleger: Der Zinszyklus in Europa wird - wie auch in den USA gesehen - noch unzählige Sorgen und falsche Ängste mit sich bringen. Fazit Wie wir bereits öfter geschrieben haben: QE wird nicht helfen, wird aber auch keinen allzu großen Schaden anrichten. Die positiven Auswirkungen der langfristig günstigen Refinanzierungen werden massiv unterschätzt. Und das ist eindeutig positiv! Weitere umfangreiche Auswertungen und überraschende Ergebnisse sind in unserer Kapitalmarktprognose für 2015 erhältlich. Sie können sich diese Prognose unter www.gruener-fisher.de anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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