Alt 16.04.15, 03:57
Standard Europa oder USA?
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2015 gegen den Trend der Vorjahre.

Die Erwartungshaltung unter Anlegern und Analysten zu Beginn des Jahres 2015 war eindeutig: Nach dem starken „US-Jahr 2014“ sollten die USA ihrer Rolle als Zugpferd des laufenden Bullenmarktes weiterhin gerecht werden. Politisches Patt, starke Unternehmen und konjunkturelle Rahmenbedingungen, von denen Europa nur träumen kann. FED vor EZB! Europa dagegen als Sorgenkind der globalen Wirtschaft: Deflationsängste dominieren, der Konjunkturmotor stottert, Griechenland ist pleite. Der Euro schwächelt und die alten Ängste kehren zurück.

Dann die Überraschung in 2015. Plötzlich liegt Europa wieder vorne! Der deutsche Leitindex DAX beendet das erste Quartal mit einem Plus von 22 Prozent, der EuroStoxx 50 legt fast 18 Prozent zu. Die US-Aktienmärkte dagegen enttäuschen: S&P 500 und Dow Jones treten im ersten Quartal 2015 auf der Stelle. Euro-Investoren bleibt die Nullrunde allerdings erspart, da der US-Dollar Stärke gegenüber dem Euro zeigt und für einen signifikanten Wertzuwachs auf Euro-Basis sorgt. Dennoch: Die US-Dominanz ist nach gut zwei Jahren erst einmal gebrochen. Aus Sicht der US-Investoren konnte der Heimatmarkt mit den sogenannten „Non-US-Stocks“ trotz deren Währungsbremse nicht mithalten. Ein zufälliger Wechsel oder eine generelle Trendumkehr?

Kein „entweder oder“!

Amerikanische Investoren sorgen sich darum, dass der starke Dollar zahlreichen Unternehmen in der diesjährigen Berichtssaison den Erfolg verhagelt. Europäische Investoren sorgen sich dagegen um die eigene schwache Währung, stets das ultimative Negativszenario im Hinterkopf: Das komplette Auseinanderbrechen der europäischen Gemeinschaftswährung. Euro hin, Dollar her: Diese Diskussionen vermitteln oftmals den Eindruck, als müssten sich Anleger zwischen Europa und den USA „entscheiden“.

Das ist grober Unfug! Globale Diversifikation ist Trumpf! Sowohl die USA als auch Europa sind bedeutende und unersetzliche Komponenten in einem globalen Depot. Wer als europäischer Investor geneigt ist, grundsätzlich manche Regionen auszuklammern, der geht unbewusst höhere Risiken ein. Ohne europäischen Anteil sind 100 Prozent des Portfolios vom Fremdwährungsrisiko betroffen. Wer nicht in den USA investieren will, der ignoriert mehr als 50 Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung. Hört sich das nach Risikoreduktion an? Viel eher nach dem glatten Gegenteil. Es drohen gewaltige Fehleinschätzungen und hohe Opportunitätskosten.

Übergeordnete Faktoren zählen

Währungen sind langfristig ein Nullsummenspiel. Parität zwischen US-Dollar und Euro? Na und! EUR/USD 0,82 war auch schon da! Es gibt wichtigere Faktoren, die eine erfolgreiche langfristige Geldanlage definieren. Die Wahl der richtigen Anlageklasse! Emotionsloses und diszipliniertes Handeln! Der laufende Bullenmarkt ist mittlerweile über sechs Jahre alt. Er hat es emotional agierenden Anlegern nicht einfach gemacht, bis zum heutigen Tag an diesem Erfolg teilzuhaben. Und er wird das auch in Zukunft nicht! Negative Indikatoren gibt es immer. Schwache und starke Währungen sind technisches Beiwerk, deren Schwankungen man am besten mit einem global diversifizierten Portfolio begegnet.

Fazit

Nicht Europa oder USA, sondern Europa und USA! Globale Diversifikation ist in der aktuellen Phase Trumpf. Dazu zählen natürlich auch die Emerging Markets und der Rest der Welt. Es ist nie empfehlenswert, gewisse Märkte grundsätzlich zu meiden! Anleger bevorzugen fast immer die beste Region der jüngsten Vergangenheit und untergewichten damit meistens den besten Markt der Zukunft. Vermeiden Sie diese typische Falle! Denken und investieren Sie global – und nicht rückwärts, sondern nach vorne!

Weitere umfangreiche Auswertungen und überraschende Ergebnisse sind in unserer Kapitalmarktprognose für 2015 erhältlich. Sie können sich diese Prognose unter www.gruener-fisher.de anfordern.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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